Ich habe heute Nachmittag versucht, Fotos für einen Kirchenführer zu machen – möglichst viel auf einem Bild. Aber man kann immer nur kleine Teile fotografiere. Es ist immer irgendwie zu dunkel, es gibt immer einen Schatten und nie kriegt man das Ganze in den Blick. Kirchen wollen nicht einfach abgeknipst werden. Es ist so, als ob sie sich dagegen sträuben.
Die Kirche hier ist eine richtige Dorfkirche – und sie steht auch immer noch mitten im Dorf. Und sie erzählen vom Glauben der Menschen, die sie gebaut haben. Man geht durch den Turm aus massivem Eichenholz in den Kirchraum. Der Eingang liegt im Westen und man geht in Richtung Osten, wo der Altar steht. Westen symbolisiert das Reich des Todes. Dort geht die Sonne unter. Von Osten erwarten die Christen dagegen den auferstandenen Christus. Die aufgehende Sonne bringt das neue Leben.
Wenn man die Kirche betritt, wandert der Blick vom Altar, zum Kreuz, dass darüber hängt und schließlich auf das Taufbecken direkt darunter. Auch das ist Theologie: Die Gemeinschaft der getauften versammelt sich unter dem Kreuz und geht dem neuen Leben entgegen. Und auch der Pastor steht, wenn er am Altar steht, mit allen anderen unter dem Kreuz: Er hat seiner Gemeinde nichts voraus.
Kirchen sind Gleichnisse. Man kann sie lesen wie einen Text, wenn man ihre Symbolsprache versteht. Aber wie das immer so ist. Symbole sind interpretationsoffen. Sie helfen, etwas von der Wirklichkeit zu verstehen – und gleichzeitig blenden sie etwas anderes aus. Man bekommt immer nur einen Teil zu sehen.
Man kann es auch positiv formulieren. Die alte Kirche erzählt vom Glauben, aber sie lässt genug Raum für jeden Einzelnen, um sich in dem Gewebe ihrer Symbolsprache einzufinden. Schließlich findet auch jeder in einer Kirche seinen eigenen Lieblingsplatz, von wo die ganze „Geschichte“, die der Kirchbau erzählt, etwas anders zu lesen ist. Die Perspektive verändert sich und damit verändert sich auch der Text. Aber so ganz kriegt man ihn nie in den Griff, weil man eben auch nie mit dem Glauben so richtig fertig wird. Der lässt sich auch nicht abknipsen und archivieren, sondern bleibt, wenn er lebendig ist, in Bewegung.
Fortsetzung folgt – Bilder auch.
Na, Ihr heutiger Text passt ja gut zur Aussage des Aristoteles: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Und die Einzelteile muss man halt zuerst genau und einzeln betrachten, um sich einen summierten Gesamteindruck über die Teile überhaupt verschaffen zu können. Trotzdem kann man nur einen gestückelten Überblick erhaschen und niemals das Ganze ganzheitlich erfassen, weil man selbst ja auch ein Teil des Ganzen ist und („nur“) mittendrin steckt. Deshalb kommt auch immer das höchst subjektive Gefühl des Betrachters verändernd, ausblendend, wünschend, verleugnend, dazuerfindend etc. mit dazu. Um die Dinge gerecht und klar sehen zu können, müsste man sich aus der Sache zur Abwechslung wieder einmal herausnehmen, alles auch von außen sehen und sozusagen objektiv und neutral „drüberstehen“. Das würde oft neue Wege zur Verständigung und neue Lösungsmöglichkeiten zulassen durch Veränderung der einseitigen Sicht.Wegen der zu fotografierenden Gesamt-Innenansicht und der Objekte, die sich möglicherweise mangels Profi-Equipment durch Sie nicht zähmen lassen wollen, machen Sie sich bitte keine allzu großen Sorgen. Es liegt bestimmt nicht an der persönlichen Widerspenstigkeit Ihrer Dorfkirche oder gar an der Verweigerung einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit deren hauseigenen Pastor! Unmengen anderer Kirchen und Dome lassen sich nämlich sogar von Fremden äußerst eitel und gerne ablichten, trotzdem sind die Aufnahmen beinahe alle zu dunkel und nie geht alles gleichzeitig drauf. Habe mal kurz bei der Konkurrenz nachgeschaut. Der katholische internet-Kirchenführer für Kiel hat auch nur zwei, drei Detailansichten bzw. Objekte pro Kirche drin. Und so ein dreifach zusammengesetztes, helles Profi-Panoramabild wie auf der Website http://www.st-nikolai-kiel.de wirkt eh zu unwirklich und zu protzig. Sie werden’s schon hinkriegen. Mit Bescheidenheit und Liebe zum Detail…
Toller Beitrag! Auf der Seite http://www.kinder-aktuell.de gibt es auch einiges zu Weihnachten. Z.B. Malvorlagen mit Weihnachtsmann Motiv oder tolle Bastelideen.