HUSTLABALL mit erektiler Dysfunktion?

Die Firma Alpenland Pharma sitzt in Penzberg, einer – laut Eigendarstellung auf www.penzberg.de – lebenswerten Stadt im Bayerischen Oberland. In Penzberg geht man wie anzunehmen ist, täglich seiner Geschäfte nach und nur wenige werden sich wohl darum kümmern, dass bei Alpenland in Penzberg L-Arginin gepreßt wird. L-Arginin stärkt laut Google das Immunsystem, was besonders belasteten Sportlern und Menschen während der Diät, die durch die Kalorieneinschränkung naturgemäß stärker durch Infekte gefährdet sind, zu Gute kommt. Aha. Und es soll, laut Pharmafirma die männlichen Gefäße stärken. Das Mittel wird von Alpenland als "Gefäßaktivator zur diätetischen Behandlung von erektiler Dysfunktion" beworben. Erektile Dysfunktion, zu Deutsch Impotenz ist eine Krankheit und weit mehr als nur der kleine Hänger. Warum also ließ Alpenland das Mittel in einem Kombipack aus Brausetablette und Kondom gestern (19.10.07) ausgerechnet beim Hustlaball 2007 im Sage-Club auslegen? Und warum griffen so viele der offenbar 2500 zumeist männlichen Besucher zu? Hat der Ball der Gay-Pornoindustrie, der jedes Jahr zur Venus, der "Erotik-Fachmesse" in Berlin stattfindet etwa ein Problem mit seiner Standfestigkeit? Ein Erklärungsversuch…

Die Antwort auf diese Fragen zu erhalten, ist ein nur allzu mühsames Unterfangen. Zwar stehen im Sage-Club alle Türen zu mehreren Bühnen, Tanzflächen, Bars und Kellern offen. Doch die Menschenmassen, die sich durch den Klub wälzen, machen das freie Atmen nahezu unmöglich. Abtörnfaktor Nummer Eins also – kein Platz ! Her mit der Brausetablette!
Menschen stehen, gehen, hocken und liegen, wohin das Auge sieht – Männer in Kostümen und ohne Klamotten, in Leder, Gummi und anderen Materialien, die offenbar für das Ausleben spezieller Neigungen anzuziehen sind. Zwischen Transpiration und Inhalation verwischt die Distanz, nackte Haut aller Altersklassen und Zustände, Enge, Hitze, Feuchtigkeit. Abtörnfaktor Zwei – zuviel Hitze! Noch ne Tablette!
Auf einer Bühne wird gebrannt und gestochen, so genannte Performances von Darstellern verschiedener "Label", also Videofirmen, die es nicht nur faustdick hinter den Ohren haben. Erschreckend, die zum Teil immens gleichgültige Sicht der Handelnden auf das eigene Tun und die ebenso abgestumpften Blicke ihrer nur selten johlenden Zuschauer, die mit Kleinstkameras bewaffnet alle "Höhepunkte" festhalten. Wie wenig Menschlichkeit doch in sexuellen Handlungen stecken kann…oder warum tackert man sich mit einem handelsüblichen Gerät aus dem Baumarkt rote Schleifen auf die nackte Brust ? Ist das wenigstens als Statement gemeint? Abtörnfaktor Drei- kaum Antörner! Ich nehme die nächste Pille.
In den dunklen Gängen und Räumen herrscht wildes Jagen und Sammeln. Ein junger Mann, der hoffentlich noch kein Medikament braucht, greift auf dem Tisch der Präventions-Schwestern der Perpetuellen Indulgenz beherzt nach 5 (in Worten fünf) Kondomen und sagt, damit komme er eine Stunde (in Zahlen 1) über die Runden. Ist sie nicht wunderbar, diese Welt aus Lotter und Haufen? Abtörnfaktor Vier – ständig nervöse Leute! Ein Valium bitte.
In der VIP-Lounge legt eine wenig inspirierte Chi Chi La Rue auf und halbnackte Männer verbiegen dazu Körper und Körperteile. Hier regiert endgültig die Langeweile im Lärm der aufgeplusterten Industrie und ihrer Helden aus den Filmen mit der immer gleichen Handlung. Der Hustlaball wollte der Höhepunkt sein, der Orgasmus quasi für eine Boombranche und ihre Konsumenten. Doch dafür braucht es zunächst Erregung und nicht nur öffentliche Ärgernisse. Und Erregung kam kaum auf im Sage. Gut, dass man das im oberbayerischen Penzberg wohl geahnt hat.

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