Bei einer objektiven Betrachtung mag es verwundern, dass Homosexualität im Sport ein solch sensibles Thema ist. Immerhin befinden wir uns bei Homosexualität auf dem Vormarsch: Homo-Ehen sind im 21. Jahrhundert in vielen Ländern kein Skandal mehr, sondern werden immer mehr zur Alltäglichkeit. Auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen sehen sich Schwule und Lesben immer mehr integriert. Sei es in Filmen oder Serien, politischen Ämtern oder anderen öffentlichen Bereichen. Diskriminierung von Homosexuellen verringert sich also Jahr für Jahr, keine Frage. Die gesellschaftliche Akzeptanz (teilweise sogar auf religöser Seite) wächst.
Homosexualität + Sport = No Go?
Dass das im Sport, besonders im Fußball, nicht so ist, bekam der erste und einzige Profi-Fußballer, der ein Coming-out wagte, brutal zu spüren. 1990 war das Jahr, in dem Justin Fashanu, ein englischer Fußballspieler, der in seiner aktiven Zeit fast 100 Tore für den Premier-Club Norwich City schoß, sein Coming-Out wagte. Die Welle der Empörung, die von der Presse (vor allem von der Sun) noch angeheizt wurde, war gewaltig. Zu gewaltig. Mobbing innerhalb des Teams war noch das Harmloseste, was Fashanu erdulden musste. Seine Behauptung, auch Beziehungen zu Abgeordneten des britischen Parlaments gehabt zu haben, wurde per Gericht unterbunden. Man zwang ihn, diese Behauptung öffentlich zurück zu nehmen. 1998 siedelte er schließlich in die USA um, wo er sich nach einem, wie sich im Nachhinein herausstellte unbegründeten, Vergewaltigungs-Vorwurf erhängte. In Biographien gaben sich später viele öffentliche Personen, unter anderem sein damaliger Trainer Brian Clough, eine Mitschuld an seinem Tod.
Homosexualität, Sport und Fußball heute
20 Jahre danach sollte man annehmen, diese Situation habe sich gebessert. Ein Trugschluss. Eine öffentliche Anhörung des Sportausschusses kam zu dem Ergebnis, das Homophobie im Sport noch sehr ausgeprägt sei. Sie sprach die Empfehlung aus, sich nicht zu outen, auch wenn verstecken eine Menge Energie koste. Ähnliche Aussagen häufen sich. Statistisch gesehen, ist einer von zehn Menschen homosexuell. Diese Zahlen sollten auch im Fußball nicht groß abweichen. Doch wie kann dieses Thema auch im Fußball Akzeptanz finden, wenn dafür nicht an vorderster Front mit berühmten und einflussreichen Fürsprechern gekämpft wird?
Werbung