häusliche Gewalt mit steigender Tendenz

Ob man es nun zu verstehen versucht oder nur den Kopf schütteln kann: Geprügelte Frauen finden sich oft in einer absurden Beziehung zum Partner wieder und verzeihen ihm immer wieder. Es entsteht, so habe ich selbst einmal von einer Betroffenen erfahren, so etwas wie eine große (grundlose) emotionale Abhängigkeit. Das Schlimme daran ist, dass die nicht nur die „grauen Mäuse“ treffen kann. Auch die scheinbar emanzipierten Frauen können in den Strudel aus Gewalt und Versprechen geraten.

Wer in einer solchen Situation schon einmal versucht hat zu helfen wird möglicherweise erfahren haben, was das praktisch heißt: Man „rettet“ jemanden aus der Situation und muss wenig später erleben, wie er wieder zum prügelnden Partner zurückkehrt. Ich selbst weiß auch nicht genau, was man tun kann, um dies zu verhindern. Eines steht jedoch fest: Aufgeben würde nicht in Frage kommen.

Doch wie erkennt man, ob die Kollegin, Nachbarin oder Freundin ein Opfer häuslicher Gewalt ist? Das ist sehr schwer zu beantworten, denn es gibt ja wie schon erwähnt unterschiedliche Ausprägungen der Gewalt. Findet diese eher auf psychischer Ebene statt, erfordert dies besonders viel Sensibilität in der Beobachtung. Einfacher wird es da, wenn man den Partner kennt und diesen als besonders dominant und einnehmend erkennt. Aber Vorsicht, denn nicht jeder herrschsüchtige Partner ist auch gleichzeitig einer, der körperliche oder psychische Gewalt anwendet.

Eindeutiger sind natürlich Verletzungen und Hämatome. Aber auch dabei kann man sich irren, denn wenn die Betroffene ein besonders ausgefallenes sportliches Hobby hat, könne die vielen blauen Fleck natürlich auch daher rühren.

Bei sehr eindeutigen Situationen sollte man aber jegliche Vor- und Umsicht beiseite räumen und schnell handeln. Wenn zum Beispiel die Nachbarin verprügelt wird, wie ich es vor kurzem erlebt habe, hilft nur noch der Notruf. Damit rettet man die Frau möglicherweise nicht dauerhaft vor der Gewalt, muss sich aber auch keine Vorwürfe machen, wenn derjenigen schlimmeres passiert.

Wer selbst unter häuslicher Gewalt leidet oder die Vermutung hat, dass eine Person aus dem Umfeld betroffen ist, kann spezielle Hotlines in Anspruch nehmen.

6 Meinungen

  1. Der Artikel Häusliche Gewalt mit steigender Tendenz hat mich berührt. Ich spreche aus eigener Erfahrung, was das Thema Gewalt anbelangt. Ich hatte einen Freund der auf meine Kosten schizophrene Charaktereigenschaften zum Ausdruck brachte und mich damit erheblich in meinem Leben geprägt hat.
    Er ist jemand mit einem sehr emotionalen, weichen Kern und kaum schlägt ein Schalter um, durch etwaige Provokationen, tickte er maßgeblich aus.
    Darunter fielen keine Gesichtsschläge, aber körperliche Gewalt wie zum Beispiel das starke rum schupsen, stark in die Psyche gegangene Verbalitäten. Und immer wieder habe ich mir gesagt, er hört auf. Ein nächstes mal wird es nicht geben…

    Aber es kam doch immer wieder anders. Die letzte Chance war schon nach dem ersten Monat Beziehung vertan, daraus wurden 2 Jahre. Selbst Freunde von mir haben schon vor anderthalb Jahren gesagt, dass ich mich trennen solle. Nun in meiner heutigen Verfassung, die sehrwohl mit Glücklichkeit und Zufriedenheit bestückt ist, frage ich mich , wieso ich die Beziehung nicht schon früher beendet habe. Aber wie im obigen Artikel schon beschrieben, manchmal gibt es keine Worte die solche Verhaltensweisen beschreiben.
    Ich kann nur all denjenigen „Opfern“ raten, nehmt eine Freundin bei Seite. Sucht euch ein Hobby, lenkt euch ab und lasst nur die Menschen in deine unmittelbare Umgebung, die auch in der Lage sind, zumindest ein bisschen, deine Psyche zu verstehen!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

  2. Hallo Sabine,

    zunächst einmal möchte ich mich herzlich für deinen Mut bedanken, dich hier zu melden. Es ist bestimmt nicht einfach darüber zu schreiben, aber ich bin der festen Überzeugung, dass nur das Reden und wiederholte Reflektieren einer Sache die Verabreitung solcher Traumata positiv beeinflussen kann.

    Du schreibst ja von der letzten Chance, die man dem anderen immer wieder gibt und genau das meine ich mit dem Kreislauf aus Gewalt und Verzeihen, der irgendwann zu dieser abstrusen Abhängigkeit führt, die viele Frauen sich im Nachhinein nicht mehr erklären können. „Es scheint, als hätte da eine andere entschieden. Das war nicht ich selbst“, hat mir die Frau, von der ich im Artikel etwas geschrieben habe, mal gesagt.

    Man kann nur hoffen, dass noch mehr Frauen wie du es schaffen, sich von gewaltätigen Männern frei zu machen und endlich beginnen können, sich selbst zu verwirklichen. Ohne Angst und ohne Unterdrückung.

  3. natürlich wird hier wieder mal nur über die bösen männer geredet, die dies und das machen, aber über fälle, in denen ein mann von der frau geschlagen wird, so etwas wird selbstverständlich säuberlich zensiert. typisch medien. schliesslich sind ja ohrfeigen gegen männer und sexuelle erniedrigungen wie schläge oder tritte in die geschlechtsorgane schon salontauglich und werden bereits in komödien vorgeführt… ist doch nett, oder? angeprangert wird gewalt höchstens dann, wenn sie von einem mann ausgeübt wurde, niemals aber wenn sich einer frau „mal die hand ausgerutscht“ ist.

  4. Lieber Leser,

    es geht in dem Artikel nicht darum, Gewalt gegenüber Männern zu verherrlichen oder die Brisanz des Themas in irgendeiner Art und Weise abzuschwächen. Aber das dies hier ein Frauenblog ist, das sich vor allem mit Themen aus weiblicher Sicht beschäftigt, wird natürlich auch ein weiblicher Blickwinkel angesetzt.

    Gewalt gegen Männer ist ebenso verabscheuungswürdig wie die gegen Frauen!

  5. Hallo Diana,
    ich habe selbst fürher als Kind die häusliche Gewalt erleben müssen und nun weiß ich, dass eine meiner besten Freundinnen von ihren Partner sowohl psychisch als auch physisch zu Grunde gerichtet wird. Sie hat zwar immer wieder „Lichtblicke“ und realisiert, dass das so nicht weiter gehen kann, aber dann fällt sie doch wieder zurück. Ihre Argumenationen sind immer die gleichen wie bei allen anderen Opfern auch: „Ich liebe ihn doch!“, „Ich kann nicht ohne ihn!“,“…das war sicher das letzte Mal!“ Ich werde sicherlich nicht einfach wegschauen wie alle anderen.
    Was kann man denn als Freundin in solch einer Situaion machen?
    Wie kann ich ihr helfen, dass sie entgültig einsichtig ist?

  6. Hallo Fränze,

    ich weiß, dass es schwierig ist, wenn man im Grund dabei zusieht, wie ein anderer Mensch leidet. Es gibt leider keine Zauberformel, die sie von dem Typen losreist. Du kannst aber sehr viel tun, indem du sie mit deiner Geduld unterstützt da wo es geht und trotzdem niemals schweigst angesichts ihres Verhaltens. Vielleicht kannst du sie auch öfter mal da raus holen und andere Dinge mit ihr machen. So erkennt sie vlt, wie schön das Leben ist, wenn man sich nicht als Opfer sieht.

    Grüße

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