Häufung von Anzeichen

Vor gut drei Wochen ließ Miroslav Klose noch verlauten: "Werder hat gesagt, dass sie mich nicht gehen lassen. Was soll ich da noch machen?" Das klang seinerzeit fast wie ein Hilferuf: Uli, ich weiß nicht weiter. Nimm Du das in die Hand!

Doch Klaufs Allofs weigerte sich noch Ende Mai, den Stürmer vorzeitig aus seinem Vertrag zu entlassen. Manch einer legte dem Bremer Manager das als Taktiererei aus, um im Falle bayerischer Bemühungen um einen Wechsel zur neuen Saison eine höhere Ablösesumme auszuhandeln. Aber es steckte wohl mehr dahinter: Neben der menschlichen Enttäuschung über Klose, war Werder zum ersten Mal in der Lage ein Exempel zu statuieren: Wir müssen diesen Spieler nicht gehene lassen, nur um die Ablöse einzusacken. Es war die Demonstration kontinuierlich entwickelter Stärke, durch die man sich zum gleichwertigen Mitstreiter der Bayern aufschwang.

Auch die Hoffnung, die Wogen um Kloses Wechsel zum FCB würden sich schon glätten, bewegte Klaus Allofs lange dazu, seinen Stürmer nicht vorzeitig nach München ziehen zu lassen. Das hat sich mittlerweile geändert: Die Wogen schlagen immer heftiger und Kloses Unmut, noch eine Saison in Bremen zu spielen wird immer deutlicher. Er könne sich mit beiden Szenarien arrangieren, ließ der Nationalstürmer am Montag verlauten, doch Aussagen wie die von Joachim Löw spiegeln die wahre Gefühlswelt Kloses wider: „Miro hat mir gesagt, dass er bis 2008 Vertrag hat, und wenn der Verein wünscht, dass er ihn erfüllt, wird er das tun. Aber vielleicht gibt es vorher eine Lösung."

Dass jetzt auch noch Torsten Frings deutlich macht, dass er wenig Wert legt auf den Verbleib eines lustlosen Klose legt, macht die Sache nicht leichter. Grundsätzlich muss man Frings recht geben: Es hat tatsächlich wenig Sinn, gegen die innere Überzeugung bei einem Verein zu spielen. Doch solche Gefühlslagen können sich schnell ändern. Ein Beispiel? Owen Hargreaves, der unbedingt nach Manchester wollte und trotzdem eine anständige Saison für den FC Bayern gespielt hat. Klose reagierte denn auch schroff auf die Vorhaltungen seines Mannschaftskameraden: Der richte sein Fähnchen ohnehin immer nur nach der Windrichtung.

Stimmt es, was Klose behauptet? Ist Frings ein Opportunist, der sich mit diesen Aussagen nur einschleimen will? Die Frage ist, wem Frings mit seiner Attacke gefallen will: Den Bremer Fans? Die verehren ihn ohnehin, nicht erst seit er sich pro Werder und contra Juve entschieden hat. Beim Bremer Vorstand? Der hat ihm gerade erst einen beachtlich dotierten Vertrag gegeben, da hat er es vorerst nicht nötig, sich künstlich beliebt zu machen.

Vielmehr könnte Frings an die während der zurückliegenden Saison arg beschädigte Hierarchie innerhalb des Bremer Kaders gedacht haben: Er selbst und Klose kamen mit reichlich Ego aus dem WM-Sommer zurück nach Bremen, als plötzlich ein Jungstar namens Diego nicht nur gegnerische Abwehrreihen, sondern auch das so schön gefestigte Mannschaftsgefüge durcheinander wirbelte. Dass diese drei sich die Aufmerksamkeit und das Lob fürs spektakuläre Werder-Spiel teilen mussten, hat für viele Probleme innerhalb der Mannschaft gesorgt. Vielleicht, mag sich Frings denken, tut es der Ordnung gut, wenn einer von drei Platzhirschen den Verein verlässt.

Zumal dieser bei den Fans mittlerweile unvermittelbar ist. Ein Beispiel? Als sich im Bremer Fan-Forum die Beleidigungen mehrten, als dort auch Kloses Privatleben unschön breitgetreten wurde, schlossen die Moderatoren der Seite die Diskussionen um Klose. Dass der Einfluss der Fans wiedererstarkt ist, hat Holger Gertz neulich ansatzweise in der SZ erläutert. Ob sich der bekanntliche schüchterne Stürmer, der es sich laut einiger Beobachter dieser Tage wieder angewöhnt haben soll, bei Interviews den Boden nach Staubpartikeln abzusuchen, dem Hohn und Spott, der ihn im Weserstadion erwarten wird, aussetzen möchte, ist fraglich.

So scheint es, als würden Kloses Hilferufe in Richtung München doch noch rechtzeitig erhört. Zwar war in den letzten Tagen von Seiten des FCB kaum etwas zum Thema Klose zu vernehmen, doch heißt es, dass sich Hoeneß und Rummenigge gerne mit Werder besprechen möchten, sobal die Transfers von Ribery, Toni und Boulahrouz unter Dach und Fach gebracht wurden. Lange kann es also nicht mehr dauern, zumal auch der Abgang von Roy Makaay konkreter wird.

4 Meinungen

  1. Seit gestern Abend ist es dann auch Gewissheit: Klose gab öffentlich zu, ab 2008 für Bayern spielen zu wollen… über einen Wechsel schon in diesem Sommer „wäre er froh“.An Bremens Stelle würde ich mich schnell um Ersatz bemühen (was sie hinter den Kulissen hoffentlich schon ohnehin schon getan haben) und Klose für gutes Geld ziehen lassen. Ablöse kassieren und einen wechselwilligen/lustlosen Stürmer ziehen lassen… ach ja, Santa Cruz ist auf dem Markt, ich denke unter Schaaf könnte er seine Klasse endlich mal konstant unter Beweis stellen…Mein Tipp: Bayern legt heute noch zwei Millionen drauf und einigen sich in der Nacht mit Werder, so dass Klose morgen auf der großen PK offiziell vorgestellt werden kann… neben Toni, Ribery und Zé Roberto!

  2. Die Bayern verfolgen jedes Jahr die gleiche Strategie, möglichst die Gegner schächen. Aber warum sie auch noch Klose neben Toni wollen kann ich nicht verstehen. Mal schauen was am Ende rauskommt. Momentan ist ja noch nichts klar.

  3. Na ja, diesmal bleibt das Leerkaufen der direkten Bundesliga-Konkurrenz ja einigermaßen aus. Der Kauf Altintops soll Müller ein verwundertes Lächeln abgerungen haben. Gut, Kloses Unmut weiter für Werder zu spielen rührt natürlich aus den Anbandelungen mit Bayern. Ich halte ihn aber für eine sinnvolle Ergänzung zu Toni, dessen Spielweise mit Makaay schwer vereinbar scheint. Kloses übersichtlicher, uneigennütziger und von Antizipations strotzender Stil (klar, in Bestform) kann einen physisch so starken Mann wie Toni sicher gut in Szene setzen.

  4. Toni und Klose, das könnte passen… Klose reißt die Löcher, erläuft die Pässe aus der (mittleren) Tiefe und sorgt für Tore am Boden und Toni nutzt die Flanken von außen & beherrscht den Luftraum…

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