Gilles Deleuze: Nietzsche

In drei Abteilungen (Leben, Philosophie, Werk) beleuchtet Deleuze zentrale Aspekte von Nietzsches Denken. Der übersichtliche, im Original bereits 1965 erschienene Band versteht sich als Revision und Wegbereitung für eine differenzierte Nietzsche-Rezeption – als Neubestimmung einiger immer wieder schlimmen Missverständnissen ausgesetzten Denkfiguren Nietzsches. So entpuppt sich die aus der Bewegung zwischen Gesundheit und Klinik hervorgehende Multiperspektivik Nietzsches ("Intersubjektivität") als Basis für die Umwertung der Werte ("seine Leiden sind eine … Maske zugleich seines Genies und seiner Gesundheit"), sein Verständnis von Macht als dasjenige einer durch den Willen erlangten aktiven und affirmativen Kraft (im Gegensatz zum reaktiven Nihilismus) und die ewige Wiederkunft als "erstaunliches Geheimnis einer befreienden und selektierenden Wiederholung". In dem kleinen Aufsatz über "Nomaden-Denken", den Merve als Bonus mit abdruckt, unternimmt Deleuze den Versuch, die Originalität (und Intensität) von Nietzsches Texten zu beschreiben: "Eine Bewegung des Strömens oder der 'Deterritorialisierung' … die völlig anders ist als die imaginäre Bewegung von Repräsentationen oder die abstrakte Bewegung von Begriffen … Irgendetwas springt aus dem Buch und tritt in Kontakt mit einem reinen Außen. Dort liegt, wie ich glaube, das Recht auf Sinnwidrigkeit für das ganze Werk Nietzsches … Wer Nietzsche liest, ohne zu lachen, ohne viel zu lachen, ohne oft und manchmal wie verrückt zu lachen, für den ist es, als ob er Nietzsche nicht läse."

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