Ich muss lauter lachen. Immer lauter. Sonst erfasse ich möglicherweise den Gedanken in meinem Kopf, dass es die Realität ist. Aber nein, mein Mann ist kultiviert, gebildet, einfühlsam… Es gibt gefühlskalte, grobe Männer, die ihre Frauen schlagen. Es gibt Frauen, die sind dumm und abhängig und lassen sich schlagen, aber das sind doch nicht wir. Das sind andere Menschen in ganz anderen Umfeldern, aber nicht in meiner Welt. Ok, das war vielleicht ein kleiner Klaps. Jetzt mitspielen, dann können wir das ganz schnell wieder vergessen. Am Besten, ich scheuere ihm auch eine, so ein bisschen, dann ist es ein witziges Spiel. Und alles wird bleiben wie es ist. Ich hebe den Arm, hole aus – und, lächerlich. Habe sein Gesicht mit den Fingerspitzen gestreift, weil es motorisch in meinem Kopf gerade schwierig ist. Ok, erst mal wieder lachen. Er soll ja auch nicht denken, dass mich das jetzt traurig macht, sonst wird er auch unglücklich und es tut ihm bestimmt total leid, das wollte er doch nicht. Er muss jetzt nicht auch noch traurig werden. Ich kenne ihn schon so lange, er ist nicht so ein Mensch, ich kann mich doch nicht so lange in jemanden täuschen. Scheiße, mein Lachen ist in Weinen übergegangen. Hoffentlich wird das jetzt nicht Realität!
Gewalt in der Beziehung ist weder ein Randgruppenproblem noch beschränkt es sich auf „schlagende Männer“. Es wird in allen Schichten und Verhältnissen sowohl von Männern als auch von Frauen geprügelt. Beiden Geschlechtern ist dieser Artikel gewidmet, denen, die der Frage des „Warum?“ nachgehen möchten, was man tun kann, wie sich Gewalt in der Beziehung entwickelt und ob es verzeihbar ist.
Gewalt in der Beziehung – das zeigt die Statistik
Statistisch gesehen werden 25 Prozent der Frauen in ihrem Leben mit Gewalt konfrontiert und 5 Prozent der Männer. Vermutlich ist die Dunkelrate aber, insbesondere bei geschlagenen Männern, wesentlich höher. Unterschiede gibt es auch in der Wahrnehmung und im Verständnis von Gewalt. Während Frauen eine erhaltene Ohrfeige als Gewalt definieren, verstehen Männer oft Schläge und Tritten mit bleibenden Folgen als Gewaltanwendung.
Leider ist Gewalt in der Beziehung gegen Männer immer noch ein dermaßen großes Tabu, versehen mit unendlicher Scham, dass es kaum Studien darüber gibt, daher können nur Werte für Frauen wiedergegeben werden.
Entgegen des Klischees ist die Familie weitaus gefährlicher als der dunkle Park. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau von ihrem Partner „zusammengeschlagen“ wird, ist vier mal höher als von einem Fremden. Ebenso werden sechs von zehn ermordeten Frauen von ihrem Lebensgefährten umgebracht, und nicht von einem Fremden. Alle 17 Sekunden wird in Deutschland eine Frau geschlagen – alle zwei Minuten geboxt, getreten, gewürgt, durch das Zimmer geschleift, mit Gegenständen beworfen, an den Haaren gezogen, genötigt, die Treppe hinuntergetreten oder mit dem Kopf an die Wand geschlagen.
Warum schlagen Menschen?
Täter geben an, sie würden schlagen, weil sie Beziehungsängste, Stress oder Wutausbrüche haben, eifersüchtig oder arbeitslos sind, sich auf der Arbeit überfordert fühlen, Artikulationsprobleme oder ein geringes Selbstwertgefühl haben oder um den höheren sozialen Status der Partnerin auszugleichen. Es wird offensichtlich, dass es nicht um die Ausübung von Macht, sondern um eine Abwehr von Ohnmacht handelt. Menschen schlagen, weil sie sich ohnmächtig fühlen. Es ist wichtig, sich vor Augen zu halten, dass Alkohol und Drogen kein Grund sind, sie sind eher Verstärker als Auslöser von Gewalt.
Aber manche Menschen betrinken sich, um zuzuschlagen. Zum einen können sie dann enthemmter zuschlagen, und zum anderen werden sie strafrechtlich nicht in demselben Maße zur Verantwortung gezogen.
Viele, vor allem männliche Täter haben kein Unrechtsbewusstsein nach ihrer Tat, da in unserem Gesellschaftsbild Männlichkeit und „Stärke“ eng miteinander verknüpft sind; ein Gewaltausbruch eines Mannes gegenüber seiner Frau wird zwar von der Gesellschaft missbilligt, aber auch nicht gravierend verurteilt. Stattdessen werden oft Vermutungen über die Rolle der Frau angestellt, die von schuldzuweisenden Unterstellungen bis zu der Annahme eines masochistischen Lustempfindens ihrerseits gehen. Über diesen Vermutungen und Unterstellungen gerät oftmals das Fehlverhalten des Mannes in den Hintergrund. Eigentumsdelikte werden härter verfolgt als Körperverletzungen!
Entgegen der allgemeinen Annahme ist der „schlagende Mann“ oft sozial unauffällig und gesellschaftlich integriert. In den Sozialwissenschaften kristallisierte sich in den 80er-Jahren der provokante Satz heraus: „Der gewalttätige Mann ist ebenso normal wie der normale Mann gewalttätig!“
Dieser Satz impliziert nun, dass alle Männer gefährlich seien. Doch trotzdem wenden nicht alle Männer Gewalt an. Woran liegt das? Die Antwort auf diese Frage ist genau der Punkt, an dem alle Opfer fest die Augen verschließen. Gewalt ist ein willentlicher, gewollter und selbst zu verantwortender Akt! Die Aussagen „mir ist einfach die Hand ausgerutscht“ oder „es ist einfach so über mich gekommen“ sind Märchen! Es gibt kein „es“. Es gibt aber die Entscheidung, auszuholen, Kraft in seinen Arm zu legen und zuzuschlagen, dies ist aber ein willentlicher Akt, der von dem Täter vorher bewusst entschieden worden ist.
Einige Menschen sind gewalttätig, weil sie in ihrer Kindheit damit konfrontiert worden sind und es als Lösungsansatz kennengelernt haben. Wenn ein Kind 18 Jahre lang beobachten durfte, wie die Mutter dem Vater bei Widerspruch eine Ohrfeige gegeben hat, kann es sich dieses Verhalten einprägen, es als „normal“ empfinden und wird kaum ein Unrechtsbewusstsein verspüren, wenn es dieses Benehmen nachahmt. Gewalt ist nicht vererbt, sondern erlernt! Es kann aber ebenso eine Aversion gegen Gewalt entwickeln.
Entstehung und Phasen
Gewalt beginnt schleichend. Oft beginnt es mit Eifersucht und Kontrollverhalten des Partners, wobei dies zu Beginn sehr charmant wirkt; vielleicht wird man öfter von der Arbeit abgeholt, der andere nimmt sich Zeit für einen, hat Interesse die Freunde des anderen so gut kennenzulernen, dass man stets begleitet wird. Ist dieser Zustand erst einmal zur Normalität geworden, beginnen leise Kritik und Spott; spitze Kommentare, abschätzige Bemerkungen vor Freunden – und irgendwann die erste Ohrfeige. Ab diesem Zeitpunkt wird es perfide. Der Täter ist oftmals entsetzt über sich selbst, es tut ihm unendlich Leid, er entschuldigt sich hundertfach. Das Opfer ist schockiert, es will es nicht wahrhaben, fühlt sich oftmals schuldig, sieht sich als Grund für die Auseinandersetzung, gibt sich möglicherweise sogar freiwillig eine große Mitschuld, um sich nicht eingestehen zu müssen, von einem geliebten Menschen Gewalt zu erleiden und um sich einzureden, Einfluss genommen zu haben.
Daher ist das Opfer nur zu gerne bereit, die Entschuldigungen des Opfers anzunehmen. Zu glauben, es passiert nie wieder! Der Täter empfindet Reue und möchte alles tun, um den anderen glücklich zu machen. Es kommt zu einer großen und glücklichen Verliebtheitsphase. Nach einer Zeit möchte sich der Täter jedoch nicht mehr schuldig fühlen, er beginnt, sich mit der Schuldfrage zu beschäftigen und findet Gründe, dem Opfer eine Teilschuld zuzuweisen. Im Laufe der Zeit lässt das Schuldgefühl des Gewalttätigen immer mehr nach, während die alltäglichen Spannungen sich wieder aufbauen und es kommt erneut zu einer Eskalation. Je öfters dieser Kreislauf durchlebt wird, desto kürzer werden die Zyklen und desto einfacher wird die Grenze zur Gewalt und zu mehr Brutalität zu überschreiten.
Warum bleiben Opfer und wie können sie sich helfen?
Der Beweggrund, bei einem gewalttätigen Partner zu bleiben, ist fast immer Angst. Je nach Situation ist es die Angst davor, seine große Liebe zu verlieren, wie der Partner bei einer Trennung reagieren wird, wirtschaftliche Ängste oder Angst um Kinder.
Es gelingt dem Opfer in dieser brutalen Beziehung, in der inzwischen physische und psychische Gewalt an der Tagesordnung sind, weiterzuleben, weil es nach einiger Zeit den „Verlust des Selbstschutzinstinktes“ erleidet, d.h. ein Lebewesen kann sich an Gewalttätigkeiten gewöhnen. Viele Opfer versuchen auch wiederholt den Täter zu verlassen, schaffen es jedoch oft erst nach mehreren Versuchen. Tatsache ist, je länger die Gewalt ertragen wird, desto schwerer ist es, den Partner zu verlassen, da das Selbstbild des Opfers immer geringer wird – es hat immer weniger Selbstbewusstsein und Kraft, sich zu wehren.
Vielen Opfern hilft ein Haustier, die Situation zu überstehen. Ebenso ist es sinnvoll, ein geheimes Tagebuch zu führen – und sich während des Schreibens mit dem Erlebten auseinanderzusetzten. Wünscht man sich, irgendwann den Schritt zur Polizei zu wagen, sollten Beweise gesichert werden. Außerdem sollte ein Notfallplan bestehen. Wie kann man schnell die Gegend verlassen? Bei welche Freunden kann man jederzeit aufgenommen werden? Wo kann man sich verstecken? Welche Papiere/Unterlagen müssen auf jeden Fall mit usw. Des Weiteren besteht natürlich immer die Möglichkeit sich an eine Beratungsstelle, ein Frauenhaus oder an die Polizei zu wenden.
Weitere Informationen gibt es hier.
Ist es denn nun verzeihbar, dass dem Partner die „Hand ausrutscht“? Nun, natürlich ist diese Frage nicht allgemeingültig zu beantworten, sondern immer situationsabhängig. Ein Partner, der sonst nie die Hand erhebt und mit dem man für den Rest des Lebens zusammen sein möchte, sollte nicht Knall auf Fall verlassen werden, aber es ist wichtig, die Ursache für dieses Verhalten zu finden und diese zu beseitigen, möglicherweise mithilfe einer Therapie.
Erleidet man jedoch wiederholt bleibende Schäden, führt irgendwann kein Weg mehr an der Wahrheit vorbei, dass es keine gemeinsame, glückliche Zukunft gibt.
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Bei uns im Lamdkreis Uelzen, Lüneburger Heide ist das Unikum Uelzen http://www.unikum-uelzen.de eines der Letzten Gastronomien die einigermaßen Laufen trotz Rauschverbotes. Ca 10 Kneipen haben in den letzten 3 Monaten geschlossen… eine Katastophe… ob sich das einpendelt glaub ich nicht und die Regierung kann nichts rückgängig machen sonst macht sie sich unglaubwürdig..Traurig aber wahr….Gruß
StephanAls Raucher ( allerdings in der Schweiz ) muss ich hier doch nochmal nachhaken. Kaminfeuer ist erlaubt ? Bei Kaminfeuer atmet niemand passiv den Rauch ? Seltsame Gesetzgebung. Zum Glück traut sich unsere Regierung nur sehr halbherzig an dieses Thema heran. Einige Autobahnraststätten hatten bei uns mal kurzzeitig ein Rauchverbot verhängt, nachdem wohl anschließend keine Trucker mehr kamen wurde wieder alles rückgängig gemacht. Kann man nur sagen “ Alle Macht dem Volke “ !!
Thanks for the information
Also zum Thema Rauchverbot….
kurz nach Einführung war auch in meiner Stammkneipe Rauchverbot.
Allerdings darf man inzwischen wieder darin rauchen und im Nachhinein muss ich sagen, dass es ohne den Rauch im Lokal um Einiges angenehmer war.
Und einen Besucherrückgang hab ich persönlich auch nicht bemerkt.
Da wird meiner Meinung nach auch sehr viel aufgebauscht….trotzdem….da gehört endlich mal eine richtige Regelung her…ganz oder gar nicht.
Ich finde es sehr wichtig eine Stammkneipe zu haben. Ich muss sagen, dass ich wirklich schon in vielen Lokalitäten war und es gibt nicht viele, in denen ich mich wirklich wohl fühle. Bei mir ist es so, dass ich meine Kneipe nach einigen bestimmten Aspekten aussuche. Zu denen gehören erstmal das Durchschnittsalter. Ich möchte nicht in einem Lokal sitzen wo nur 15-18 Jährige sitzen. Das ist nicht meins. Dann sollten auch nicht nur alte Herren im Lokal sitzen. Dann ist wichtig dass die Bedienung schnell ist und ich nicht ewig auf mein Bier warten muss. Und dann müssen auch noch die Preise stimmen. Fühle ich mich dann noch wohl, dann passt alles.
Ich mag die Abwechslung. Ich bin jetzt nicht jemand, der sich einfach in ein Lokal setzen kann und wenn es ihm dort gefällt geht er immer wieder dort hin. Das mache ich schon eine Zeit lang aber nicht immer, denn irgendwann kenne ich die ganzen Leute dort und ich möchte ja immer wieder mal was Neues kennenlernen und das geht nicht wenn man immer ins gleiche Lokal geht. Darum wechsle ich meine Kneipen sehr häufig denn die Auswahl ist sehr groß und da kann ich sehr oft wechseln.
Vielen Dank für diesen interessanten Artikel. Allerdings ist mir ein Satz unangenehm aufgefallen: „Ebenso werden sechs von zehn Frauen von ihrem Lebensgefährten umgebracht, und nicht von einem Fremden.“ Sollte es nicht besser heißen „sechs von zehn ermordeten Frauen“?
Vielen Dank für diesen interessanten Artikel. Allerdings ist mir ein Satz unangenehm aufgefallen: „Ebenso werden sechs von zehn Frauen von ihrem Lebensgefährten umgebracht, und nicht von einem Fremden.“ Sollte es nicht besser heißen „sechs von zehn ermordeten Frauen“?