GEORG UECKER QUEER IM QCC: Konsumcomedy mit Ablachgarantie

Georg Uecker ist Arzt. Zumindest in der Endlos-Wochensoap "Lindenstrasse". Da darf er als Carsten Flöter bei Mutter Beimer Abstriche machen- sagt er. Oder er nennt Sabine Christiansen eine geliftete, ferngesteuerte Ex-Saftschubse. Das Publikum biegt sich bei solchen Scherzen vor Lachen und mancher fragt sich mit leichtem Entsetzen über soviel Frechheit: darf man das ? Darf man Scherze machen, über Muslime und Johannes Heesters, über Lesben und das männliche Klimakterium mit all den unfreulichen Nebenwirkungen vor einer Granufink-Kur? Man darf, denn Georg Uecker beläßt es nicht beim Austeilen. Ohne Arztkittel, dafür gern mal ohne T-Shirt, tritt der 4x-jährige gebürtige Norweger als Moderator (s)einer Comedy-Reihe im Quatsch-Comedy-Club auf, die es geschafft hat, trotz Inflation des Wortes, "Kult" genannt zu werden. Bei "Queer-Comedy" stiehlt Uecker seinen Zuschauern derart charmant und funkenreich witzig die Zeit, dass man ihm manchen Tritt in den Witze-Abstrich-Saftschubsen-Napf nicht wirklich übel nimmt. Alles kommt so leicht dahergesagt daher, dass es kaum Uecker-Inhalte gibt, die länger als eine gassenübliche Zote im Kopf bleiben. Das darf man eine Kunst für sich nennen – sich um Kopf und Kragen reden und niemand merkt sich irgend einen Satz oder irgend eine Pointe. Uecker bietet Konsum-Comedy mit Ablachgarantie – und Gästen. Vier Comedians, Varietékünstler oder einfach schräge Vögel treten bei "Queer" auf. Uecker soll eigentlich "nur" die Conferencen (Zwischenmoderationen) besorgen. Zu Hochform läuft der Schauspieler auf, wenn er Gäste aus dem Publikum auf die Bühne bittet oder zerrt. Ob Singen, Ausziehen, Raten oder Geld einsammeln für die AIDS-Hilfe – an den "Queer"-Abenden ist alles möglich. Da wird die grellblonde Mandy aus Pankow nach ihrem Beruf gefragt und sagt tatsächlich: "Friseuse". Brüller. Da zuckt der 18jährige Schulausflügler aus Peine immer weiter zurück, je näher im "die Ueckerin" rückt. Brüller. Da tanzt der Mittvierziger und Familienvater vom Niederrhein mit einer ukrainischen Artistin und einem glitzernden Ring Hoola-Hoop. Brüller. Das Publikum liebt es und genießt. Ich auch. Nur manchmal denke ich an die Abstrich-Saftschubsen-Witz-Opfer. Doch während der Uecker-Vorstellungen im QCC sind das Filmen oder Mitschneiden des Tons streng verboten. Ein Glück für Georg Uecker, aber auch für Mutter Beimer und Sabine Christiansen. 

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