Genanalyse: Gen-Striptease im Dienste der Gesundheit

Wer wissen will, ob er Krankheitsrisiken in seinen Genen hat, der muss nicht mehr Tante Käthe, sein Horoskop oder gar eine Zauberkugel befragen. Der moderne Mensch nutzt selbstverständlich nur moderne Technologien, etwa die Genanalyse. Das tut auch gar nicht weh – höchstens dem Geldbeutel … grins! Und so funktioniert die Genanalyse, sehr vereinfacht natürlich, denn ich bin keine Wissenschaftlerin. Man nehme ein Wattestäbchen, streife Zellen der Mundschleimhaut ab und stecke das Ganze in ein Reagenzglas. In einem Labor machen sich anschließend Experten an die Analyse. Sie checken, welche Erbinformationen in den etwa 40 000 Genen enthalten sind und ziehen ihre Schlüsse daraus.  

Das Boulevardblatt Bunte beschäftigt sich in der aktuellen Ausgabe mit dem höchst spannenden Thema (Titel der Story: Ihre Zukunft liegt in den Genen) und befragt dazu einen Münchner Experten. Der Mediziner weiß u.a. zu berichten, dass ein Drittel des Risikos, eine Krankheit zu bekommen, genetisch festgelegt ist. Zwei Drittel machen Lebensstil wie Ernährung, Bewegung und soziales Verhalten aus. Aha, die Botschaft soll erfreulicherweise nicht lauten: "Wer die falschen Gene hat, wird krank", sondern: "Wer keine optimalen Gene hat, kann selbst etwas in Sachen Prävention tun". Doch die Empfehlungen, die aus der Genanalyse à la Bunte resultieren, erscheinen mir doch etwas dünn. So wird beispielsweise empfohlen, bei Neigung zu Herz-Kreislauf-Krankheiten Ausdauersport zu betreiben und sich mit Mittelmeerkost zu ernähren. Doch braucht man für solche Weisheiten wirklich eine Genanalyse? OK, ich gebe zu bedenken, dass die Bunte kein wissenschaftliches oder medizinisches Fachblatt ist. Denn frage ich mich, was können Genanalysen wirklich leisten? Sind sie sinnvoll oder machen sie nur unnötig Angst? 

Für Menschen, die aus "Risikofamilien" kommen, ist es eventuell hilfreich, das eigene persönliche Risiko zu kennen. Ich wollte auch einmal wissen, wie es um die Gesundheit meiner Familie bestellt ist. Doch ich habe einfach meine Mutter befragt und Erfreuliches gehört. Im Prinzip waren alle gesund. Diejenigen, die vor ihrer Zeit abberufen wurden, waren allesamt Opfer von Unfällen. Jetzt weiß ich, dass ich zumindest mütterlicherseits einer Familie von Tolpatschen bzw. Unglücksraben entstamme. Genetisch kann man da wohl nichts machen. Höchstens mental. Ich achte deshalb in der Regel darauf, wo ich hintrete. 

Aber zurück zur Genanalyse. Vermutlich steckt in der genetischen Rasterfahndung großes Potenzial, wie Fachmedien berichten. Auf jeden Fall gehört dieses Instrument in verantwortungsvolle Hände. Insgesamt sollte man das Thema also nicht banalisieren, denn eventuell könnten Patienten in der Zukunft mit Hilfe der Genanalyse Medikamente bekommen, die für sie verträglicher sind und noch dazu besser anschlagen. Es gibt auch Stimmen, die davon ausgehen, dass die Genanalyse auch bei Ernährungsumstellungen helfen kann (Stichwort Nutrigenomik = Forschungsgebiet, bei dem die Erkenntnisse aus der Genomforschung , der Pflanzenzüchtung und Gentechnik sowie der modernen Medizin verknüpft werden sollen mit dem Ziel, Nahrungsmittel zu entwickeln, die sich in der medizinischen Prävention und Behandlung einsetzen lassen).  

Fazit: Die Genanalyse kann ein vernünftiges Präventionsinstrument sein, wenn auch nur für zahlungskräftige Selbstzahler. Ich hoffe sehr, dass die Verantwortlichen nicht der Versuchung erliegen, die Methode als Präventions-Wunderwaffe oder Argument für mehr oder weniger sinnvolle Anti Aging-Empfehlungen zu positionieren. So käme die Genanalyse unnötig in Verruf – und das wäre aus meiner Sicht mehr als bedauerlich.

3 Meinungen

  1. In dieser ganzen Theorie steckt eine absurde Umdrehung. Angenommen jemand würde behaupten, Asthmatiker werden nicht deshalb krank, weil der Smog ihnen schadet, sondern weil sie die falsche Disposition haben, und das würde nun mal so um die 30% der Menschen betreffen. Solche eine Sichtweise ist abstrus. Natürlich gibt es eine hohe Anzahl von Menschen mit ‚Disposition zum Herzinfarkt‘, aber was heißt hier Disposition, wenn diese Menschen unter gesunden Lebensbedingungen nicht erkranken würden. Die Genetik funktioniert hier als Ideologie zur Individualisierung der gesundheitlichen Folgekosten der industriellen Priduktionsweise. Gentechnik ist vor allem eine Diskurstechnologie.
    Siehe dazu: <a href=“http://www.ak-anna.org/naturwissenschaftskritik_alternativen/gentechnik_kritik.html“

  2. Enrico Morro-Costa

    Hi @all Stevia mit Vorsicht genießen? Stevia wird von den Indianern Paraguays schon seit Jahrhunderten zu sich genommen, in vielen Ländern wird es konsumiert, allen voran in Japan seit 1970, ohne Nebenwirkungen. Vor der Einführung wurde überall Stevia gründlich auf Lebenmitteleignung getestet.
    Stevia ist mehr als nur süß und es ist unbegreiflich, dass von einer gewissen Lobby Stevia nur auf ihre Süße reduziert wird, denn sie kann gewaltig mehr und enthält pflanzliche Heilwirkstoffe. Für alle Steviainteressierte schaut Euch das Video Wunderkraut Stevia bei galilieo (einfach im Internet suchen) an. Was sehr seltsam ist, dass vor 1997 und dem in Kraft treten der Novel Food Ordnung, Stevia in größerem Umfang in Deutschland bei einem Teehesteller der mit Stevia gesüßten Tee anbietet, getrunken wurde. In Schweiz sind Steviablätter als Tee erlaubt, warum nicht auch in Deutschland? Der Verwaltungsgerichtshof München erkennt Steviablätter als Lebensmittel an und nicht als Novel Food, jedoch nicht rechtskräftig – Gerichtsprozesse am Laufen. Der Teehersteller darf so lange bis eine Entscheidung feststeht, seine Teesorten mit Stevia gesüßt weiterhin anbieten. Warum lässt man das reine Naturprodukt die Pflanze Stevia nicht als Lebensmittel zu?. Unbegreiflich ist, dass man die Steviablätter noch nicht zulässt, die auch noch alle sekunde Pflanzenwirkstoffe enthält im gegensatz zum raffinierten hochkonzentrirten Steviosid. Aufgepasst: Über Stevia wird am So. 10.01.2009 im Sender Das Erste in der Sendung W wie Wissen um 17:03 berichtet. Und am Mo. 11.1. 23:05 Wissen Weltweit Wunderwelt China auf Pro7 wird u.a. auch über das geschätzte Stevia berichtet. Zucker war letztes Jahr – dieses Jahr Stevia!:-)

  3. Also da kann man dann schon Korruption und Bestechung vermuten. Seit über 10 Jahren zieht sich dieser Zulassungsprozess nun schon hin und vor allem kann man ja im Netz jede Menge Infos finden, die m.E. eindeutig belegen, warum es so ewig lange dauert.

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