Geld zu sparen und finanzielle Reserven für Unvorhergesehenes zu bilden, ist nach wie vor ein Ziel vieler Deutscher. Einer Umfrage zufolge bilden 77 Prozent der Bevölkerung systematisch Rücklagen, ein Drittel spart sogar jeden Monat. Nur bei der Form des Sparens gibt es Änderungen. Das klassische Sparbuch verliert dabei langsam an Bedeutung, Tagesgeld bleibt dagegen populär.
Internet-Banking brachte den Durchbruch
Die Erfolgsgeschichte des Tagesgelds geht einher mit der Verbreitung des Internet-Bankings. Mit dem Marktauftritt zahlreicher Direktanbieter vor einigen Jahren trat das Produkt seinen Siegeszug an. Viele Online-Banken setzen nach wie vor auf Tagesgeld als Instrument zur Neukundengewinnung und als Einstieg in eine umfassendere Kundenbeziehung. Sie werben daher mit attraktiven Konditionen, die sich mit dem Sparbuch durchaus messen können, nicht selten sogar besser sind. Für das Tagesgeld sprechen vor allem die tägliche Verfügbarkeit, die hohe Transparenz und das einfache Handling. Kaum ein anderes Bankprodukt eignet sich so gut für Online-Anwendungen wie dieses. Ansonsten weisen Sparbuch und Tagesgeld viele Gemeinsamkeiten auf. Sie sind gleich sicher, variabel verzinslich und flexibel, wobei das Tagesgeld mit der unbegrenzten täglichen Verfügbarkeit gewisse Vorteile aufweist. Beim Sparbuch gibt es in der Regel zeitliche Verfügungsbeschränkungen. Nachteilig ist auch die notwendige Vorlage einer Sparurkunde oder der Einsatz einer Sparkarte für Verfügungen. Damit ist Online-Banking bei Sparguthaben deutlich eingeschränkt.
Anlagemotiv: fehlende Alternativen
Dass Tagesgeld sich so großer Beliebtheit erfreut, ist nicht zuletzt eine Folge der Ratlosigkeit vieler Anleger. Angesichts anhaltend niedriger Zinsen wird das Tagesgeldkonto derzeit gerne genutzt, um freies Kapital zu parken und auf bessere Anlagezeiten und Investments zu warten. Für die langfristige Kapitalbildung eignet sich die Anlage jedenfalls nicht. Auch die aktuell besten Tagesgeldkonditionen am Markt decken die Inflationsrate nicht ab. Die Tagesgeldzinsen sind in den letzten Monaten im Schnitt parallel zu den Leitzinssenkungen der EZB sogar immer weiter zurückgegangen. Wer sein Geld hier auf Dauer parkt, muss daher mit einem realen Kapitalverlust rechnen. Dies gilt im Übrigen für das Sparbuch genauso. Der Vorzug des Tagesgeldkontos liegt in der jederzeit verfügbaren Liquiditätsreserve. Damit können zum Beispiel teure Kontoüberziehungen leicht vermieden werden. Der Ausgleich eines Dispokredits mit freien Mitteln aus einem Tagesgeldkonto dürfte derzeit die unschlagbar beste Form des Investments sein.
Wann endet der Tagesgeld-Boom?
Solange attraktive Anlagealternativen fehlen, wird sich an der Beliebtheit von Tagesgeld wenig ändern. Erst bei einem deutlichen Zinsanstieg lohnt es sich für Anleger, Geld wieder länger zu binden und anderweitig zu investieren. Dann ist mit größeren Abflüssen aus Tagesgeldkonten zu rechnen. Dieser Zeitpunkt scheint derzeit weit entfernt. Solange die Niedrigzinspolitik anhält, wird weiter Liquidität auf Tagesgeldkonten gesammelt werden.
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