Der Druck auf den irischen Textilkonzern Primark wird größer: Nachdem Kunden eingenähte Zettel mit mutmaßlichen Hilferufen von Arbeitern in der Kleidung fanden, gibt es nun auch Ärger in der Filiale in Hannover: Dort sollen die Mitarbeiter überwacht worden sein.
Unmenschliche Arbeitsbedingungen
Innerhalb weniger Tage fanden Kunden in Großbritannien gleich in mehreren Kleidungsstücken von Primark eingenähte SOS-Zettel, die auf unmenschliche Arbeitsbedingungen in den asiatischen Produktionsstätten hinweisen sollen. Es heißt darin, dass die Arbeiter in Gefängnissen bis zur völligen Erschöpfung arbeiten müssen und die Verpflegung ungenießbar sei. Der Konzern wehrt sich gegen die rufschädigenden Vorwürfe und hat nun angekündigt, die Vorfälle genau zu untersuchen. Bei bisherigen Überprüfungen von Zulieferern habe es keine Hinweise auf Zwangsarbeit gegeben, sagte ein Sprecher.
Primark ist eine Tochter des britischen Konsumgüterkonzerns Associated British Foods (ABF) und hat seinen Hauptsitz in Dublin. Seit 2009 verkauft der Textil-Discounter auch in Deutschland, bisher wurden hier zwölf Filialen eröffnet.
Gezielte Überwachung von Mitarbeitern
Nicht nur wegen des Verdachts der Zwangsarbeit in den Produktionsstätten steht Primark am Pranger, auch hierzulande steht der Konzern wegen einer möglichen Verletzung der Persönlichkeitsrechte seiner Mitarbeiter in der Kritik: In der Filiale in Hannover sollen Mitarbeiter gezielt über einen längeren Zeitraum bespitzelt worden sein. In dem vierstöckigen Kaufhaus gebe es nach Informationen der Gewerkschaft Verdi 128 Überwachungskameras. Viele davon hätten nicht die Kunden, sondern das Personal in Personalräumen, Toiletten und Aufgängen überwacht. „Es entsteht der Eindruck, die Mitarbeiter stehen unter Generalverdacht“, sagte die Verdi-Handelsexpertin Juliane Fuchs in der Süddeutschen Zeitung. Primark wollte sich bisher nicht zu den Vorwürfen im Einzelnen äußern. Die Kameras würden dem Schutz der Kunden und Mitarbeiter dienen, heißt es von einem Sprecher. Man stehe aber in Verhandlungen mit dem Betriebsräten, um gegebenenfalls die Anzahl der Kameras zu reduzieren.
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