Am 24. Januar 2015 jährt sich der Todestag von Winston Churchill zum 50. Mal. In England wird es zu diesem Anlass eine ganze Reihe von Gedenkveranstaltungen geben. Londons Bürgermeister Boris Johnson hat sogar extra zu diesem Termin eine Biographie mit dem Titel „The Churchill Factor“ verfasst. Gerade auch in Deutschland lohnt sich eine Erinnerung an diesen besonderen Mann, der die Geschichte Europas maßgeblich beeinflusst hat.
Hitlers Gegner
Johnson beschreibt Churchill in seinem Buch als „einmaliges Genie“, als einen Geist „von unglaublicher Energie und Fruchtbarkeit“. Tatsächlich bleibt der frühere englische Premierminister, der im Alter von 90 Jahren gestorben ist, aber vor allem in einer Rolle in Erinnerung: Als härtester Gegner von Hitler. Churchill hatte schon in den Dreißigerjahren des 20. Jahrhunderts wieder und wieder die Aufrüstung gefordert und seinen Vorgänger Neville Chamberlain für dessen Appeasement-Politik („Politik des Nachgebens gegenüber Hitler“) scharf kritisiert. Am Tag der deutschen Kapitulation sprach Churchill im Rundfunk, es sei „der größte Tag, den wir je erlebt haben“. Wirklich jeder hat sein Bestes gegeben.
Zwiespältiger Charakter: Teils humorvoll – teil schmerzhaft
An Churchills Charakter scheiden sich allerdings selbst in England die Geister. Niemand zweifelt an seinen festen Überzeugungen, doch Churchill zeichnete neben einem feinsinnigen (und doch derben) Humor ebenfalls eine brutale und fast schon schmerzhafte Ehrlichkeit aus. Eine Abgeordnete fragte den Politiker einst, ob er betrunken im Parlament sitze. Churchill antwortete ihr, dass sie hässlich sei. Er werde am nächsten Tag nüchtern sein. Sie sei dann aber noch immer hässlich. Wohl noch bekannter ist der Ratschlag, dass man nur der Statistik glauben solle, die man selbst gefälscht habe. Um seine eigenen Schwächen wusste er ebenfalls. Es sind zahlreiche Gelegenheiten bezeugt, in denen er sich als „fett“ beschrieb. Ein Teil der Faszination Churchills geht davon aus, dass man ihn bei diesen Sätzen nicht eindeutig erfassen kann. Machte er Witze? Meinte er es ernst? Vermutlich trifft beides zu.
„Der Churchill Faktor“ – Die Mischung macht es
Was aber ist „der Churchill Faktor“, nach dem Johnson sogar sein Buch benannte und der die Erinnerung an diesen fraglos besondere Mann wachhält? Londons Bürgermeister glaubt an die besondere Mischung von Talenten, die er als „Einmaligkeit“ beschreibt: Die festen Überzeugungen, die klare Ehrlichkeit, der große Humor und der analytische Geist gepaart mit der Fähigkeit, Dinge zu erklären. Churchill ist zum Beispiel der Vater des Ausdrucks „Eiserner Vorhang“. Ob dies aber so stimmt, muss jeder Mensch für sich selbst entscheiden – Churchill regt in jedem Fall zum Nachdenken an.
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