Wie spät ist es? Wenn der Stuttgarter die Uhrzeit 8.45 Uhr ganz selbstverständlich mit „drei viertel neun“ angibt, trifft er damit bei so manchem Hamburger auf Unverständnis: Das sei doch keine richtige Aussage, man sage schließlich „Viertel vor neun“. Bei der Angabe der Uhrzeit kann es schon einmal zu ungeahnten regionalen Sprachbarrieren kommen. Wir bringen Licht ins Uhrzeit-Dunkel!
Die Uhr und das Kuchenprinzip
In Süddeutschland wird die Uhrzeit meistens als Teilmenge eines Kuchens angegeben. Stellt man sich die Uhrzeit 8.45 Uhr also als Kuchen vor, sind drei Viertel des Kuchens „neun“ vorhanden. Diese Uhrzeitangabe ist hauptsächlich in Südwestdeutschland, Bayern und auch in Österreich üblich.
Auch die Norddeutschen wenden das Kuchenprinzip an, jedoch weniger ausgeprägt: 6.30 Uhr ist bei den Stuttgartern wie den Hamburgern „halb sieben“ (ein halber Kuchen). Bei 6.15 Uhr und 6.45 Uhr bezieht man sich aber lieber auf die nächste volle Stunde. Was bei den Süddeutschen und auch vielerorts im ostdeutschen Raum „viertel sieben“ (In Teilen Österreichs auch „Viertel über sechs“) und „drei viertel sieben“ ist, bezeichnet man hier als „Viertel nach sechs“ beziehungsweise „Viertel vor sieben“. Ganz schön verwirrend!
Süddeutsch | Norddeutsch | als Kuchen | |
09:00 | neun Uhr | neun Uhr | ganzer Kuchen |
09:15 | viertel zehn | Viertel nach neun | ein viertel Kuchen |
09:30 | halb zehn | halb zehn | halber Kuchen |
09:45 | drei viertel zehn | Viertel vor zehn | drei viertel Kuchen |
Bei Zeitdauerangaben sind sich Nord und Süd zum Glück wieder einig: Man wartet eine viertel Stunde auf den Bus, fährt eine halbe Stunde in die Stadt und verbringt eine drei viertel Stunde im Supermarkt.
Sprachbarrieren geschickt umgehen
Letztendlich ist beides richtig und keine Angabe richtiger als die andere. Und wenn es mit der Verständigung doch einmal gar nicht klappt, kann man immer noch auf die digitale Uhrzeitangabe ausweichen – mit „17 Uhr 45“ kann schließlich jeder etwas anfangen.
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