Früher
habe ich Brücken als das angesehen, was sie sind, nämlich
Straßen, die über Wasser führen. Nützlich zwar,
man braucht nicht baden gehen, kein Boot besorgen, schwimmen lernen.
Aber auch ein wenig fad, langweilig,Beton. Ne Brücke eben.
Doch
eine Brücke gibt es, die mir wirklich am Herzen liegt. Die führt
über die Spree und macht, dass ich nicht nass werde, wenn ich
zur Uni geh. Es ist die „Eiserne Brücke“, die über die
Museumsinsel führt.
Wenn ich
auf dieser Brücke stehe, muss ich an die vielen Menschen denken,
die hier schon gestanden haben und Momente der Freude, der Liebe, der
Verzweiflung erlebt haben, lange bevor es uns gab. Liebespaare, die
sich küssten, Flüchtlinge, die vor Bomben geflohen sind und
Menschen, die dort standen und sich in den Westen gesehnt haben.
Heute
ist ein guter Tag, hier zu stehen. Die Sonne scheint und ein Zigeuner
spielt Akkordeon. Die Boote ziehen unter mir vorbei, und die Leute
winken zu mir hoch.
Ich muss
lachen, wie ich es immer muss, wenn ich hier oben stehe.
Ich
schließe die Augen und stelle mir vor, in Paris zu sein. Oder
in Prag. Oder in Budapest. Oder ich denke zurück, als ich dort
unten an der Ecke meine erste Liebe geküsst habe.
Sie ist
wunderschön, diese erste eiserne Brücke Berlins. Alt und
geschwungen der Stein, der irgendwann das Gusseisen ersetzte. Am
schönsten aber sieht es aus, wenn die Sonne untergeht. Das
Wasser tanzt dann immer in den schönsten Farben und lässt
die Brücke jung und lebendig aussehen. Und die Nachbarn, der
Berliner Dom und die Museumsinsel, unterstreichen noch den kitschig
schönen Anblick.
Morgen gehe ich bestimmt wieder hin.
Und lade mich bei dem
Akkordeonspieler auf ein Tänzchen ein.
Eiserne
Brücke (Bodestraße /
Am Kupfergraben)
1797
als erste eiserne Brücke Berlins errichtet
1825 durch Steinkonstruktion ersetzt
1916 fertiggestellt