Die „Wölfe“ heulen über sich selbst

Vor der Saison wurden sie als ernsthafter Bayern-Konkurrent gehandelt, nach sieben Spieltagen aber herrscht Ernüchterung beim VfL Wolfsburg. Auch der derzeit vierte Tabellenplatz kann nicht darüber hinweg täuschen, dass die „Wölfe“ den eigenen Ansprüchen hinterher laufen.



Nach den absolvierten Partien haben die Wolfsburger schon neun Punkte Rückstand auf die Bayern und deren weiße Weste (21 Punkte). Die Aufsteiger FC Ingolstadt und Darmstadt 98 haben nur einen beziehungsweise zwei Punkte weniger auf dem Konto als der VfL, vor dem in der Tabelle noch die beiden Revierklubs aus Dortmund und Schalke stehen. Dabei ist das 1:5 bei den Bayern, bei dem Wolfsburg in neun Minuten unfassbare fünf Tore kassierte, noch zu verschmerzen – so was passiert halt, zumal bei den Bayern. Da gibt das Unentschieden am Wochenende gegen den Tabellenletzten aus Hannover schon eher Anlass zur Sorge, ebenso die mühseligen Remis in Köln und Ingolstadt. Auch das 2:0 gegen Hertha war mehr Glück als Verstand – zwei Elfmeter hätten die Berliner bekommen müssen.

Abgang von De Bruyne noch nicht verkraftet

Die sportlichen Gründe sind schnell ausgemacht, zumindest die offensichtlichen: Der Abgang von Mittelfeld-Star Kevin De Bruyne konnte (zehn Tore und 21 Vorbereitungen in der vergangenen Saison) noch nicht kompensiert werden, auch Ivan Perisic (fünf Tore, sechs Assists) fehlt. Die namhaften Neuzugänge Max Kruse, beide immerhin Nationalspieler, fremdeln noch etwas. Ein weiterer Löw-Schützling, André Schürrle, ist zwar schon seit der Winterpause in Wolfsburg, konnte aber noch immer keine stabile Form finden. Nun hat VfL-Trainer Dieter Hecking seinen WM-Star am Wochenende erstmals öffentlich kritisiert. Auch der der niederländische Torjäger Bas Dost kassierte eine Breitseite von Hecking: „Wenn einer im Training drei Tage lang so rumläuft, als hätte man ihm das Spielzeug weggenommen, dann sollte er seine Einstellung zur Mannschaft überdenken.“ Zumindest funktioniert Dost auf dem Platz: Fünf Tore nach sieben Spielen sind gute Stürmerwerte.

Sind die Köpfe frei für Fußball?

Und dann ist da ja noch die Geschichte mit dem Wolfsburger Autobauer und seinen gefälschten Testwerten. Die Volkswagen AG hat sich in einen ausgewachsenen Skandal manövriert, der das Image von VW ernsthaft beschädigt hat und dessen wirtschaftliche Folgen noch gar nicht abzusehen sind. Zwar betont VfL-Geschäftsführer Klaus Allofs: „Stand jetzt wird sich nichts ändern, was den VfL betrifft.“ Unwahrscheinlich allerdings, dass die erdbebenartigen Erschütterungen beim Mutterkonzern keine Auswirkungen auf den sportlichen Bereich haben werden – und seien es „nur“ mentale Belastungen für die Spieler.


Fotonachweis: Thinkstock, 450957007, iStock, anek_s

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