Die WHO schlägt Alarm: Zahl der krankhaft übergewichtigen Kinder steigt

Noch vor vierzig Jahren waren weltweit lediglich elf Millionen Kinder im Alter von fünf bis siebzehn Jahren extrem übergewichtig. Nun hat sich dieser Wert, laut einer Studie der WHO und des Imperial College Londons, die im britischen Medizin-Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlicht wurde, mehr als verzehnfacht. So wurde im vergangenen Jahr gemessen, dass bereits 124 Millionen Kinder an Adipositas leiden. Diese Zahl berücksichtigt dabei noch nicht einmal die weiteren 213 Millionen Kinder, die übergewichtig – nicht aber fettleibig – sind. 1975 litten in Deutschland gerade einmal 3,3 Prozent der Jungen an Fettleibigkeit, im letzten Jahr waren es 11,2 Prozent und auch immer mehr Mädchen leiden an extremen Übergewicht: 1975 waren es nur 2,5 Prozent und 2016 schon 6,9 Prozent.

Die Ergebnisse basieren auf den Messungen des Body-Mass-Index (BMI) von knapp 130 Millionen Menschen und wird folgendermaßen berechnet: Die Körpermasse in Kilogramm wird durch das Quadrat der Körpergröße in Metern geteilt. Ein Ergebnis von 18,5 bis 25 ist normal, 25 bis 30 bedeutet Übergewicht und alles darüber zählt als fettleibig.

Lediglich zehn Prozent der Zunahme seien hierbei der wachsenden Bevölkerung zuzuschreiben, die restlichen neunzig Prozent ließen sich, laut Hauptautor der Studie, Majid Ezzati, daraus ableiten, dass mehr Kinder extrem übergewichtig geworden sind. Und wer denkt, dass Fettleibigkeit nur ein Problem der reichen Industriestaaten ist, der irrt sich gewaltig: Der Anstieg ist vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern alarmierend. Unter ihnen sind zum Beispiel China und Indien. In vielen der Industriestaaten hingegen blieben die Werte in letzter Zeit konstant. „Das ist kein Grund zur Selbstgefälligkeit“, schärft Studienautor James Bentham ein, denn die Werte seien auf einem hohen Niveau, sinken aber nicht.

Wer als Kind erst mal übergewichtig ist, der nimmt dieses Gewicht häufig ins Erwachsenenalter mit, was aber nicht das einzige Problem darstellt. Denn wer lange an Übergewicht leidet, hat mehr und vor allem früher mit Gesundheitsproblemen zu kämpfen. Diabetes, Krebs oder Schlaganfälle seien wahrscheinlicher, so Ezzati. Im Kindesalter selbst ist es sehr gut möglich, dass Übergewichtige mit den Folgen von Mobbing in der Schule zurechtkommen müssen. Psychische Probleme seien hier nur eine Frage der Zeit, denn die Kinder werden bereits früh ausgegrenzt.

Die World Health Organization (WHO) und Politiker haben zu dem Problem bereits Lösungsvorschläge präsentiert: Familien sollen möglichst früh über gesunde Ernährung aufgeklärt werden, weil das Verhalten der Eltern laut Studien auf die Kinder abfärbt. Wenn die Eltern ungesund essen, ist es nicht verwunderlich, dass die Kinder es nicht besser wissen. Zudem sollen junge Mütter dazu angeregt werden, dass sie ihre Neugeborenen mindestens sechs Monate ausschließlich stillen lassen. Schulkantinen müssen gesünderes Essen anbieten und Steuern auf gesundheitsschädliche Produkte in reichen Ländern sollen erhoben werden. Dafür soll gesundes Essen, wie Vollkornprodukte, frische Früchte und Gemüse, erschwinglicher werden. Statt Werbung für ungesunde Snacks, sollte Werbung für Sportmöglichkeiten gemacht werden, weil sich die Schere zwischen sehr fitten Kindern und Kindern, die sich gar nicht bewegen, immer weiter öffnet.

Forscher der Studie fürchten, dass wenn sich der Trend zum Übergewicht nicht bald ändert, es schon in fünf Jahren mehr Übergewichtige Kinder geben wird, als welche, die untergewichtig sind.

Bildquelle: Pixabay, Kalhh, 362017

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