Die Gruppengegner der deutschen Nationalmannschaft im Visier

Portugal, Ghana und die USA sind die Gruppengegner Deutschlands. Eine der stärksten Gruppen dieser Weltmeisterschaft. Doch wie gefährlich können diese Teams den Deutschen wirklich werden? Wir haben alle drei einmal genauer unter die Lupe genommen…

Portugal

Portugal werden seitens vieler Experten eher weniger Chancen eingeräumt. Grund ist vor allen Dingen die schwierige Qualifikation der Iberer. Wiederum andere Experten sprechen bei Portugal von einem kleinen Geheimfavoriten, die mit wenigen Anpassungen und einem gesunden und weniger egoistischen Christiano Ronaldo Großes erreichen können.

Die WM-Qualifikation war für Portugal ein mehr als steiniger Weg. Nur mühsam erreichten sie den zweiten Platz in ihrer Gruppe und konnten sich schließlich gegen Schweden in den Playoffs durchsetzen (3:2). Grund für die knappe Qualifikation aber ist nicht der Kader, vielmehr bereitete die strategische Ausrichtung Probleme.

Portugals Stärken

Als erstes zu loben ist das gute zentrale Mittelfeld der Iberer. Miguel Veloso ist ein vielleicht unterschätzter Sechser. Er spielt intelligent, hat ein herausragendes Positionsspiel und hält den Ball sicher in den eigenen Reihen. Ein defensiver Mittelfeldspieler, der eine Waffe im portugiesischen Spiel sein kann und verantwortlich für das Aufbauspiel ist. Joao Moutinho ist ähnlich, auch ein Sechser, der allerdings bessere Fähigkeiten für ein Offensivspiel hat – wird häufig also als defensiver Achter eingesetzt. Raul Meireles ist der dritte Kandidat, im Gegensatz zu seinen beiden Mitspielern ist er robuster, kampf- und kombinationsstark und macht jedem Gegenspieler das Leben schwer.

Eine weitere Stärke der Portugiesen ist ihr Konterfußball. Das zumindest zeigten sie in der EM 2012. So wäre ihnen beinahe die Sensation gegen Spanien im Halbfinale gelungen. Bruno Alves und Pepe sind als Innenverteidiger die Pfeiler der stabilen Strafraumverteidigung. Mit Joao Pereira und Fabio Coentrao haben sie zudem umschaltschnelle Außenverteidiger mit hoher Qualität im Offensivspiel. Christiano Ronaldo und Nani bilden des Weiteren einen gefährlichen Sturm. Ein schnelles Passspiel zwischen diesen Positionen, und schon läuft der Konter. Alleine Christiano Ronaldo ist, wie er bei Real Madrid kürzlich zeigte, bereit einen solchen Konter selbst einzuleiten.

Die Defensivarbeit zeichnet die Portugiesen aus. Das oben bereits beschriebene defensive Mittelfeld ist dabei das Herzstück der Iberer. Auch die genannten Innenverteidiger stellen sichere Pfeiler für ein defensives Stellungsspiel. Das ist gemacht für ein schnelles Konterspiel.

Portugals Schwächen

Eines ihrer größten Probleme haben die Portugiesen im Ballbesitz. Ursache sind die Ausrichtung des Passspiels sowie die Bewegung des Angriffs. Christiano Ronaldo steht im Fokus, soll in die Dribblings und nach vorne gehen. Dadurch aber lässt er die ihm zugeteilte linke Seite häufig im Stich, und so kommt es zu häufigen Verbindungsproblemen. Der Ballverlust ist die Folge. Zu absehbar scheinen viele Offensivversuche des Mittelfelds, fast immer kommen sie über die Außen und schlagen den langen Pass, der vom Gegner abgefangen werden kann. Das Kurzpassspiel muss hier also noch geübt werden.

Diese Probleme im Ballbesitz führen notgedrungen zu einer hohen Konteranfälligkeit – vor allem über die Flügel. Die aufgerückten Außenverteidiger müssen den langen Weg zurückgehen, bekommen den Ball nicht und so stehen mit Bruno Alves, Pepe und Miguel Veloso nur noch drei Männer hinten. Das kann sie einige Gegentore kosten.

Christiano Ronaldos Zocken kann den Iberern ebenfalls teuer zu stehen kommen. Nicht immer arbeitet er gerne nach hinten, sondern wartet vorne auf die Bälle, lässt seine linke Seite im Stich und reißt damit ein großes Loch auf. An guten Tagen allerdings kann der diesjährige Weltfußballer auch der Spieler des Spiels sein, dafür aber muss er der taktischen Formation nachkommen und auch mal den Schritt nach hinten gehen.

Fazit für den Gegner Portugal

Mit einem wachen und starken Ronaldo ist den Portugiesen alles zuzutrauen. Ihre Stärken im Konterfußball und in der Defensive machen es jedem Gegner schwer. Zudem hat Portugal in den letzten Wettbewerben bewiesen: auch sie sind eine Tourniermannschaft.

Ghana

Ghana geht mit breiter Brust und großen Erwartungen in diese Weltmeisterschaft. Offensiv können sie sich auf ihre Stars verlassen und ihre Defensivtaktik ist die wahrscheinlich stärkste der afrikanischen Teams. Ein Bein stellen könnte ihnen ihr relativ simples Stellungsspiel. Die taktische Formation 4-4-2 bereitet ihnen eventuell gegen Gegner wie Deutschland und Portugal Probleme.

Ghanas Stärken

Ihre taktische Disziplin ist sicherlich eine der größten Stärken der Ghanaer. Hinzu kommt die große Eingespieltheit im Team. Weiteres Potential sehen wir in der Offensivreihe. Die beiden Flügelstürmer Jordan Ayew und Asamoah Gyan sind erfahren, schnell und clever. Ein schnelles Passspiel zeichnet die Offensive aus. Grund ist hier vielleicht auch, dass Trainer Appiah Spielertypen im Angriff einsetzt, die in ihren Vereinen nicht als klassische Stürmer, sondern als Mittelfeldspieler eingesetzt werden.

Das Mittelfeld der Ghanaer ist stark. Es hält den Ball stabil in den Reihen, sorgt über die Außen gerne auch mal für den schnellen Pass in die Offensive. Doch daraus entstehen auch Lücken…

Ghanas Schwächen

Ghana lässt zwischen der Abwehr und der Mittelfeldreihe eine riesen Lücke. Grund ist ihr eigentlich gutes Offensivpressing. Dadurch aber steht die Mittelfeldreihe sehr weit vorne, während die Defensivreihe sehr weit eingerückt ist. Ist also das Mittelfeld vom Gegner ausgespielt, kann diese Lücke zur Achillesferse werden. Spielstarke Gegner also haben gegen die Ghanaer gute Chancen.

Das 4-4-2 System ist für Gegner durchschaubar. Portugal und Deutschland können durch ihre Spielstärke das ghanaische Team ausspielen und kommen so zu vielen Torchancen. Sollte Ghana aber wie bereits vor vier Jahren das deutsche Team mit einer 4-5-1 Formation überraschen, haben sie eine gute Chance die Löw-Elf zu überrumpeln.

Fazit für den Gegner Ghana

Ideal wäre es für Ghana im ersten Spiel Gegner USA zu besiegen. Dann könnten sie gegen Portugal und Deutschland auf ein defensives Konterspiel setzen. Das gäbe ihnen Sicherheit und die Chance auf ein unerwartetes Weiterkommen.

USA

Seit Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann das US-amerikanische Team trainiert, hat die Mannschaft um den hierzulande bekannten Jermaine Jones eine große Entwicklung genommen. Der Kader muss sich vor keinem anderen verstecken und ist in diesem Jahr sehr gut zusammengestellt worden, doch könnten Teams wie Portugal und Deutschland noch etwas zu groß sein für Klinsmann und Co.

Klinsmann stellt seinen Kader aus einerseits erfahrenen Profis der US Major League Soccer und andererseits aus europaerfahrenen Youngstars zusammen. So sind Namen wie Fabian Johnsson (TSG 1899 Hoffenheim) Jermaine Jones (früher FC Schalke 04, heute Besiktas JK), Timothy Chandler (1. FC Nürnberg), John Brooks (Hertha BSC) und Julian Green (FC Bayern München) bei uns in Deutschland bekannt.

Clint Dempsey, Michael Bradley und Jozy Altidore sollen wie schon 2010 die Eckpfeiler des amerikanischen Teams stellen. Bei der WM in Südafrika schied das US-amerikanische Team im Achtelfinale gegen Ghana aus (1:2).

USA´s Stärken

Die USA baut auf ihre Team – insbesondere in diesem Jahr. Jürgen Klinsmann scheint ihnen Hoffnung zu geben – trotz der so starken Gruppengegner. Herzstück der Mannschaft ist der starke und optimierte Angriff.

Während der Sturm unter Ex-Trainer Bob Bradley eher unbeholfen und schlecht formatiert wirkte, blüht er nun unter dem deutschen Trainer auf. Spielmacher ist Clint Dempsey. Er harmoniert hervorragend mit dem erfahrenen Michael Bradley. Jozy Altidore ist hingegen die ideale Verbindung zwischen Mittelfeld und Sturm. Er ist vor allen Dingen ein starker Freistoßschütze und beherrscht ein gutes und schnelles Kombinationsspiel. In seinem Club Sunderland soll er aber angeblich eine sehr durchwachsene Saison gespielt haben.

Die Stärke des Klinsmann-Teams ist außerdem ihre Kondition. Klinsmann setzt auf eine penetrante Zweikampfführung, ein aggressives Laufspiel und frühe Attacken gegen den Gegner. Vielleicht die einzige Chance um spielstarken Gegnern den Wind aus den Segeln zu nehmen.

USA´s Schwächen

Das Spielermaterial hat ihre Mängel in der Breite. Dadurch mangelt es der Mannschaft an Variabilität. Hinzu kommt, dass Hoffnungsträger in den letzten Spielen enttäuschten. Zeigte die USA 2013 starke Auftritte in zwölf aufeinanderfolgenden siegreichen Spielen (unteranderem gegen Deutschland und Bosnien-Herzegowina), ging die Leistungskurve 2014 stark nach unten.

Die Kaderqualität also ist unserer Meinung nach die schwächste in der Gruppe G.

Fazit für den Gegner USA

Ein Weiterkommen USA´s würde bei dieser schwierigen Gruppe wohl jeden Fußballfan überraschen. Zwar hat Klinsmann das Team gestärkt, doch sollte es gegen Gegner wie Deutschland und Portugal noch nicht reichen. Sollten sie aber das erste Gruppenspiel gegen Ghana gewinnen können, heißt es auch für sie, auf die Defensive gegen Portugal und Deutschland zu bauen – Kontersituationen scheinen die einzige Waffe gegen beide Teams zu sein, die spielerisch die Oberhand der Gruppe haben.

Bild 1 (Stadionaufnahme): Thinkstockphotos, iStock, VladKol

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