Die Geschichte der Weihnachtsfrau

Ebenso wie der heutige Weihnachtsmann wie selbstverständlich Computer und Internet benutzt, muss er ja wohl auch eine Weihnachtsfrau haben.

Gerade ein gutmütiger und freundlicher Mann wie Santa Claus braucht jemanden an seiner Seite, der für Ordnung sorgt und ihn an seine Termine erinnert.

Nicht nur die bessere Hälfte, sondern vermutlich sogar die wichtigere Hälfte von beiden, da sonst wohl Weihnachten mehr als einmal ausgefallen wäre. Gehen wir der Sache auf den Grund und fangen vor langer, langer Zeit an…

Noch weit bevor es unser Weihnachten überhaupt gab, also in vorchristlicher Zeit, gab es Heiler, Priester und Schamanen, die von Dorf zu Dorf fuhren und oft – gerade in den langen, dunklen und kalten Wintermonaten – die einzige Verbindung der weit auseinanderliegenden Dörfer darstellten. Streng genommen waren sie eine Art Händler, Post- und Geschenkbote, Heilkundige und Geschichtenerzähler. Sie verkauften Heilkräuter, getrocknetes (vitaminreiches) Obst, brachten Geschenke und Mitteilungen von Verwandten aus anderen Dörfern mit, sowie Medizin und nützliche Dinge wie Messer, Sehnen und Beile zum Beispiel. Sie heiterten mit ihren Erlebnissen und Geschichten die Menschen auf und gaben den Dorfbewohnern Zuversicht und Kraft für den kommenden Frühling.

Die weiten Entfernungen zwischen den Dörfern und der hohe Schnee zwangen sie, mit dem Schlitten zu fahren. Rot war die Farbe des Lebens, der Sonnen-Kraft und viele Schamanen trugen dicke, rote Gewänder und auffällige Mützen um sich gegen Wind, Schnee und Sturm zu schützen. Sie waren, aufgrund der jahrelangen Lehrzeit, oft alt und hatten häufig volle, weiße Bärte. (Der Santa Claus einer heute beliebten zuckrigen Brause, ist lediglich eine billige Kopie dieser Ur-Schamanen und des Hl. Sankt Nikolaus.)

Als das Christentum aufkam, wurden einige Schamanen zu Priestern die auch predigten, im Grunde veränderte sich ihre Arbeit aber nicht.

Schamane, Priester und Heilkundige

Zwischen 270 und 286 wurde Nikolaus von Myra in Patara, einer Stadt in Lykien (Türkei) geboren. Er war Bischof von Myra. Im Laufe seines Lebens soll er etliche Wunder vollbracht haben, weswegen er Heilig gesprochen wurde. Übrigens wurden früher den Kindern am 6. Dezember (vermutlich seinem Todestag) die Geschenke überreicht, selbst Luther hat diesen Brauch noch eine Zeit gepflegt. Allerdings hielten die Reformatoren nichts von Heiligenverehrung, weshalb die Bescherung auf den 24./25. Dezember verlegt wurde und Nikolaus mit dem Christkind in Konkurrenz trat. Die katholischen Glaubensgemeinschaft beschenkte die Kinder aber weiterhin noch bis zum 19. Jahrhundert am 6. Dezember. Die protestantisch geprägten Niederländer tun dies übrigens noch bis heute.  
Im Laufe der Zeit verwässerte alles miteinander und mehr oder weniger kluge Werbestrategen erschufen den „heutigen“ Santa Claus. Dieser diente um 1915 als Werbeträger für eine Mineralwasserfirma in den USA, bis kurz darauf – um 1920 – Santa Claus von Coca-Cola vereinnahmt und benutzt wurde.
Soweit ein kurzer Abriss über die Historie.
Kommen wir zurück auf die Schamanen und Priester von oben.

Die Geschichte der Weihnachtsfrau

Lange Zeit, bis in das vergangene Jahrhundert (und zum Teil noch heute), versorgten diese Männer die Dörfer wie oben beschrieben. Doch aus den Dörfern wurden Städte. Die Postkuriere übernahmen die Verteilung von Briefen und Paketen, fahrende Händler zogen über das Land. Es ließen sich Ärzte nieder, Priester bauten Kirchen und so langsam zogen sich die Schamanen zurück, wurden sesshaft oder suchten sich einen anderen Beruf.

Ein Mann jedoch hatte eine andere Berufung. Clas Johannsson – es wird vermutet, dass er so hieß – arbeitete in Grönland als Holzfäller und Jäger, nachdem er den anstrengenden Job als Schamane aufgegeben hatte. In den letzten Jahrzehnten fuhr er nur noch an den Weihnachtsabenden zu den Ansiedlungen, um den Kindern kleine Süßigkeiten zu überreichen, denn diese litten am meisten unter den langen, kalten Wintern. Ansonsten lebte er gerne alleine. Eines Tages nutzte er die kurzen Tage vor der Wintersonnenwende, um Bäume zu fällen und zu zerteilen, damit er den langen Winter über genügend Vorräte hatte. An einem Tag schneite es so heftig, dass er kaum die Hand vor Augen sah, als plötzlich neben ihm ein kleiner Mensch auftauchte und ihn am Ärmel zog. Clas war groß, sehr groß und der kleine, vollkommen grün gekleidete Mann, war gegen ihn förmlich ein Zwerg. Der Zwerg signalisierte ihm mitzukommen und seinem Gesichtsausdruck nach, war es wirklich wichtig.

Nicht weit entfernt stand ein Schlitten, vor dem vier Rentiere gespannt waren. Und bevor Clas bis drei zählen konnte, saß er auch schon in dem Schlitten, der sich mit rasender Geschwindigkeit und waghalsigen Kurven den Weg durch den dichten Wald suchte. Nach einiger Zeit, Clas war schon ganz grün im Gesicht, hielt der Schlitten vor einer tief verschneiten Hütte und der Zwerg zog und schubste Clas in die Hütte hinein. Drinnen war es warm und heimelig. Auf einer spartanischen Lagerstatt lag eine junge Frau. Ihr Gesicht war rot und rund und sie glühte förmlich vor Fieber. Am Arm trug sie einen Verband, aus dem sich ein roter Fleck abzeichnete.

Als Clas den Zwerg fragte (er hies übrigens Jesper), wie das passiert ist, erklärte dieser mit einer leicht fiepsigen Stimme aufgeregt, dass er durch den Wald gefahren sei und die Frau plötzlich auf dem Weg stand. Er konnte noch so eben ausweichen, aber er erwischte sie mit seinem Schlitten am Arm. Jesper trug sie in die Hütte und stellte fest, dass die Frau Fieber hatte und suchte dann Hilfe, die er in Clas ja nun zum Glück gefunden hatte.
Clas sah sich die Wunde an. Es war nur ein kleiner Schnitt, das Fieber war viel schlimmer. Er verband den Arm und ging nach draußen, um Kräuter gegen das Fieber zu sammeln. Jesper beauftragte er, Tücher im Schnee zu wälzen bis sie nass und kalt waren und sie derweil der Frau auf die Stirn zu legen. Der Kräutertee, den Clas kochte, tat seine Wirkung erst nach langen Stunden des Bangens, denn Clas wusste, wie gefährlich Fieber sein konnte. Nach zwei Tagen ging das Fieber zurück und die Frau schlug die Augen auf. Ihr Name war Marja.

Nach zwei weiteren Tagen, in denen sich Clas liebevoll um Marja kümmerte, klopfte es an der Tür. Clas traute seinen Augen nicht, als er die Tür öffnete. Standen doch davor knapp ein Dutzend weiterer Zwerge, wie der Freund, der ihn hierhin geschleift hatte. Wild durcheinander schnatternd begrüßten sie aufgeregt Jesper und schielten Clas und Marja etwas argwöhnisch von der Seite an. Als Clas etwas sagen wollte, scheuchte Jesper alle Grünlinge nach draußen. Durchs Fenster sah Clas, wie sie im Kreis standen und eine Art Kriegsrat hielten.
Nach kurzer Zeit kamen sie wieder hinein und Jesper stellte sich mit verschränkten Armen vor sie und verkündete lautstark, dass Clas von dem Elfenrat auserwählt wurde, den Kindern dieser Welt jedes Jahr zu Weihnachten Geschenke zu bringen.
Clas grinste, Marja grinste, die Elfen grinsten. Clas lachte lauthals, Marja hatte vor lachen Tränen in den Augen und die Elfen hüpften vor Freude im Kreis. Bis Clas abrupt mit dem Lachen aufhörte und alle ihn anstarrten. „Ich bin ein alter Mann, müsst ihr wissen.“ brummte er und kraulte seinen Bart. „Und ich lasse mich nicht von kleinen grünen Zwergen zum Narren halten.“ Bedrohlich zog er die Augenbrauen in die Höhe.

Jesper räusperte sich und begann zu erzählen. Von der Stadt am Nordpol, von den Rentieren, dem fliegenden Schlitten, den Werkstätten, in denen tausende von Elfen arbeiteten und den Kindern. „Du wurdest nicht wirklich von uns auserwählt, Clas. Eine Macht, die weit über uns und unserem Verstand existiert, erwählte dich dazu. Du bist der einzige Mensch auf dieser Welt, der für die Kinder Strapazen auf sich genommen hat und seit Jahrzehnten jedes Kind im Umland beschenkt, damit sie etwas Freude haben in dieser dunklen Zeit.“ Clas schaute Marja an und ihm fiel auf, dass ihr Lächeln im Kerzenschein besonders bezaubernd war. „Einige waren schon bestimmt, aber noch nie wurde jemand erwählt.“, fuhr Jesper fort. Das ich dich fand, um Marja zu helfen war…naja, ein Zufall vielleicht. Aber ich bin ein Elf, ich Glaube nicht an Zufälle.“

Clas verlangte Bedenkzeit, denn wie es hieß, war dies eine gewaltige Aufgabe und wurde mit der Unsterblichkeit belohnt. Lange sprach er mit Marja darüber und zusammen begeisterten sie sich immer mehr für die Idee und irgendwann fragte Clas Marja, ob sie mit ihm kommen würde, denn Marja hatte ihm erzählt, dass sie keine eigenen Kinder bekommen kann und es für sie nichts Schöneres gebe, als wenn alle Kinder dieser Welt ihre wären.

So beschlossen sie als Weihnachtsfrau und Weihnachtsmann fortan gemeinsam alle Kinder am Heiligabend zu beschenken. Am Nordpol angekommen, was das erste was Marja tat, Clas einen heißen Kakao zu kochen, obwohl Clas Kakao hasste. Aber mit den Jahrhunderten, wird er sich schon daran gewöhnt haben.
 

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