Die 2000er: Der Fluss des Musikbusiness fließt weiter oder Wie verschiedene Stilwellen die Charts weltweit dominierten…

Es gab in den 90ern schon die ein oder andere Welle im Musikbusiness. Zu erwähnen seien da die Neue Deutsche Welle, die Deutsche Hip-Hop Welle ausgelöst durch die Fantastischen Vier oder etwa die Latino-Welle angeführt von Marc Anthony, Enrique Iglesias, Jennifer Lopez und Ricky Martin. Nicht zu vergessen sind die unvergesslichen Zeiten, als Boy- und Girlbands mit für sie vorproduzierten Songs und Tanzschritten noch richtig Geld machen konnten. Heute versuchen sich in diesen Zeiten steckengebliebene Bands wie US 5 oder Part Six vergeblich an dem nicht kommenden Erfolg. Und sie haben verloren, denn sie sind hängen geblieben, in der alten Zeit. Wer nicht aufsteigt auf den Zug der Veränderung – wie es so schön heißt – hat verloren, das ist auch im Musikbusiness so.

Leider gibt es und wird es kein Rezept für einen Erfolgssong oder -album geben. Auch wird keiner vorraussagen können, wann welcher Stil angepasst ist. Wir betrachten deswegen erstmal das aktuelle Jahrzehnt, das sich schon wieder zum Ende neigt. Man weiß gar nicht, was alles passiert ist in diesen Jahren. Da gab es diesen unglaublichen Hype an Castings. DSDS und Popstars waren Vorreiter. Bands wie die No Angels oder Superstars wie Alexander Klaws waren die ersten Stars in diesem neuen Genre, das boomte wie keine zuvor. Es war tatsächlich wieder gelungen, Musik und Fernsehen spannend zu verbinden und Millionen an den TV zu locken. Doch schon schnell ging alles wieder den Bach herunter. Die Zeit verging, das ist nun mal so. Es bildeten sich Gegnergruppen gegen Castingshows und bald wurde das Image einer Castingsendung so weit runterkritisiert, das keiner mehr schauen wollte und neue Superstars wie Elli, Tobias Regner oder Bro’Sis und Nu Pagadi völlig untergingen und sich kurz danach auflösten. Auch die ersten Superstars waren nicht mehr so stark da bzw. lösten sich auf, wie die No Angels. Heute zeigen sich mit Mark Medlock (DSDS-Sieger von 2007), Thomas Godoj (DSDS-Sieger von 2008) oder Monrose (Popstars-Band von 2006), die wirklich auch international schon Talent gezeigt haben und u.a. in Finnland und Niederlande in den Charts standen.

Wer hätte gedacht, dass auch dieser Boom vorbei geht. Genauso schnell wie die Castings ins Negative fielen, ging auch der Deutsche Hip-Hop baden. Mit Vorreitern wie Sido, Bushido und Kool Savas wollte man der Amerikanischen Industrie Konkurrenz und schaffte das auch. Die Teenies in Deutschland waren begeistert und kauften die CDs, etwas das heute eher rar ist. Doch schon bald wurde man experimentierfreudiger und die Texte wurden immer heftiger und nicht mehr jugendfrei. Sogar der Bundestag setzte sich gegen die Rapper-Welle ein und beendete sie vorerst. Nur noch die wirklich starken Kämpfer Sido und Bushido haben das überlebt und können weiterhin ihre Platten herausbringen. Der Rest der Rapperfront ist verschollen oder untergetaucht. Ein kurzer Moment im Rampenlicht war das, meine Lieben!

Genau diesen kurzen Moment im Rampenlicht wünschen sich auch große Bands, die im letzten Jahr die Comeback-Welle mitschnappten. Genesis, The Police, die Spice Girls und Take That formierten sich erneut, um die alten Erfolge wieder heraufzubeschwören. Aus einem Best-Of-Album und einer großen Welttournee wurde bei den Spice Girls, Genesis und The Police bisher nichts. Die Spice Girls haben sich sogar klammheimlich nach Tourverkürzung wieder getrennt und sich in ihr Privatleben verabschiedet, mit natürlich jede von ihnen mehr als 8 Millionen Britische Pfund schwerer. Für viele dieser Comebacks war die Gage, die jeder der Bandmitglieder erhielt für den Schritt zurück ins Showgeschäft, entscheidend. Nur Take That zeigten wie es richtig funktioniert und haben mit ihrem neuen Album Beautiful World  mehrfach Platin über ganz Europa erhalten und eine sagenumwobene Tournee hinter sich gebracht. Das ist wahrer Ruhm. Das ist ein wahres Comeback. Bei vielen anderen Stars wie Britney Spears oder Whitney Houston ist das Comeback der Versuch wieder ein normales Leben zu ergattern, mal gespannt wie das verläuft.

Neben den erfreulichen Neuerungen in der Musikwelt, die Downloads, gab es auch eine negative, die illegalen Downloads. CDs werden nur noch selten gekauft, bestimmen aber immer noch den Markt. Trackdownloads steigen im zweistelligen Prozentbereich pro Jahr an, die illegalen Downloads über P2P-Programme und anderes aber sind seit Anfang der 2000er immer im hohen zweistelligen Bereich geblieben. Das ist ein Zug, den man nicht mehr so schnell aufhalten kann. Die Angriffe gegen illegale Filesharer sollen Willenskraft der Politik zeigen, doch helfen tut es nichts. Wenn man nix bezahlen muss, bezahlt man auch nichts. Das ist der einfache Weg und genau der muss verbessert werden. Man muss den Leuten eintrichtern, das es nicht O.K. ist illegal zu downloaden, aber das ist ein anderes Kapitel.

Erfreulicher Nachrichten gibt es von der Sprachenwelt. Nicht nur englische und deutsche Musik dominieren die Charts in Deutschland. Ab und zu taucht da auch mal ein spanischer, italienischer oder französischer Titel auf. Besonders die spanische Sprache war im Aufwind. Mit Shakira und Las Ketchup ging der Zug los. Mit Eigenproduktionen wie den Hot Banditoz oder Marquess wird der Zug immer noch auf Kurs gehalten. David Bisbal zeigte allen was echtes spanisches Feuer ist. Juanes zeigte was gute, selbstgeschrieben, sinnträchtige spanische Musik ist und wir Loona versuchte es da ab und zu auch noch einmal mit ein paar (banalen) Lalala-Songs auf Spanisch. Wichtig ist aber, dass der Fokus vom Englischen (zwar sehr gering, aber immerhin sichtbar) auf andere Sprachen fließt.

Genau hier passt die so Große Neue Neue Deutsche Welle ab 2004 hin. Genervt vom deutschen Hip-Hop und gelangweilt vom amerikanischen und britischen Popstars, kam die Welle der neuen deutschen Superstars. Mit Wir Sind Helden begann alles und mit Revolverheld und Klee kommen immer wieder neue Bands hinzu. Diese Welle hat ihre einstige Kraft von 2004/2005 vielleicht verloren, ist aber als einzige immer noch präsent. Silbermond und Juli lösten den erst richtig großen Boom aus. In Wochen verkauften sich ihre Alben millionenfach und neue deutsche Idole waren geboren. Die Jugendlichen rockten jetzt zu "Perfekte Welle" und nicht mehr zu "In Da Club". Echter, deutscher Rockpop war gefragt. Nena und Herbert Grönemeyer nahmen diese Emotionen mit und profitierten von dem neuen Bewusstsein in jugendlichen Kreisen. Plötzlich verkauften also auch alteingesessene Deutsch-Popstars CDs bei jungen Leuten. Mit Tokio Hotel ist nun endgültig der Knoten geplatzt. Sie haben es allen bewiesen und trotz aller Kritiken muss man sagen, dass sie es endlich geschafft haben, deutsche Musik im Ausland berühmt und begehrt zu machen. Eine Top40-Platzierung für ihr Album in den USA und Kanada, Platz 1 in Schweden, Top5-Platzierungen in Frankreich, Italien, Portugal, Griechenland, Tschechien, Russland, Israel, Norwegen, Dänemark, Belgien, Niederlande und andere sind Zeichen und Signale für den unglaublichen Erfolg. Mit der dreifachen Nominierung für den MTV Video Music Award 2008 (ein international anerkannter amerikanische Preis) sind sie in der Riege der Superstars angekommen. Sie können Deutschland wahrlich repräsentieren, ohne dass wir uns schämen. Ja, wir sollten uns wirklich nicht schämen. Wir sollten uns freuen für sie, für uns.

Mit Tokio Hotel konnte es eine sehr junge Band nach oben schaffen. Aber auch High School Musical zeigte, dass junge Stars immer noch beliebt sind. Kinder-Bands wie Banaroo, BeFour oder Wir3 zeigen,

dass die Interessen der Kleinsten auch noch zählen. Amerikanische Teenie-Idole, die auch noch Teenies selbst sind, erobern die Welt und verdienen Millionen. Mit Camp Rock, Hannah Montana und High School Musical als ultimative Mutter der neuen Kiddies-Bewegung sind neue Superserien gewachsen und mit ihnen die Hauptdarsteller Miley Cyrus, Vanessa Hudgens, Jonas Brothers oder Ashley Tisdale. Sie sind echte Superstars wie es einst Christina Aguilera und Britney Spears waren, nur dass sie jetzt nicht mehr so viel CDs verkaufen, der Ruhm ist aber der gleiche.

Zuletzt ist noch die Back To Soul – Welle zu erwähnen. Mit Amy Winehouse fing alles an, aber schon der Film Dreamgirls entfachte ein Comeback der Soul- und Pop-Klassiker der 60er und 70er Jahre. Der Sound des alten, hochgelobten Black- und Soul-Sounds aus Ray Charles- und The Supremes-Zeiten wurde umgewandelt und der aktuellen Zeit angepasst. Prunkstücke dieser Arbeit sind You Know I’m No Good und Rehab der britischen Sängerin Winehouse. Genau jene zeigte mit ihrem 5-fach Grammy-Album Back To Black, dass es noch Talente auf der Welt gibt, die sich allerdings vor Geld und Ruhm im Drogen- und Alkoholsuff retten. Duffy, ebenfalls britische Soul-Künstlerin, brachte uns den 60s-Pop zurück und mit ihr kam Adele und Amy MacDonald aus den Londoner Stadtvierteln. Sie brachten auch ein Stück Nostalgik mit. Mit ihnen wurde auch die British-Pop-Ladies-Welle entzündet. Angeführt von Leona Lewis, die momentan weltweit die Charts beherrscht und ihr Hit Bleeding Love wird der meistverkaufte Titel dieses Jahrzehnts sein, erwarten Experten. Mit Gabriella Cilmi, aus Australien, kommt nun eine weitere Soul-Künstlerin nach Europa und sie bringt diesmal Mischungen aus Duffys Sound und Winehouses Stimmenschärfe mit sich. Wir haben noch Talente.

All das und noch viel mehr ist in diesen Jahren geschehen. Das vergeht schnell und wir merken es nicht. Die Zeit verrinnt und die Zeit geht weiter. Auch die Musikwelt entwickelt sich und wer nicht mitgeht, bleibt auf der Strecke, leider.

2 Meinungen

  1. Ich mag die Latino-Welle. Jennifer Lopez, Ricky Martin y Marc Anthony… Das Musik ist sehr freundlich… und sensual…

  2. Ich mag diese Wellen nicht – sie neigen dazu, jede Menge Müll auf den Markt zu spülen.

Schreiben Sie Ihre Meinung

Ihre Email-Adresse wird Mehrere Felder wurden markiert *

*