Die 10 wichtigsten rhetorischen Stilmittel: Bedeutung und Verwendung

Wir alle nutzen ständig etliche der unterschiedlichen rhetorischen Stilmittel ohne es zu merken: Denn eine der Hauptaufgaben dieser Mittel ist es (gemäß der Rhetorik von Aristoteles), Sachverhalte so zu vermitteln, dass der Kommunikationspartner – Zuhörer beim Gespräch oder Vortrag und Leser beim geschriebenen Wort – den Sinn so versteht, wie wir ihn verstanden wissen wollen. Die Betonung und die Satzstruktur spielen dabei ebenso eine Rolle, wie der Inhalt selbst und oftmals sind wir uns der angewandten Techniken in unserem Schreibstil oder in der Sprechweise nicht einmal bewusst. Zumindest die Termini technici der rhetorischen Stilmittel sind den meisten nicht unbedingt ein Begriff – die zehn wichtigsten Möglichkeiten, per Rhetorik zu überzeugen, sollen dies ändern.

rhetorische Stilmittel: Diese sollten Sie kennen

1

Anapher

Mit dem rhetorischen Stilmittel Anapher kann man sehr einfach den Punkt seiner Aussage unterstreichen. Hierbei wird ein Wort oder eine Wortgruppe am Anfang jedes Satzes wiederholt. Ein berühmtes Anapher Beispiel von Winston Churchill, das aber auch auf Deutsch funktioniert: „We shall go on to the end. We shall fight in France, we shall fight on the seas and oceans, we shall fight with growing confidence and growing strength in the air, we shall defend our island, whatever the cost may be. We shall fight on the beaches, we shall fight on the landing grounds, we shall fight in the fields and in the streets, we shall fight in the hills; we shall never surrender“.
Übersetzung: „Wir werden bis zum Ende kämpfen. Wir werden in Frankreich kämpfen, wir werden auf den Meeren und Ozeanen kämpfen. Wir werden mit wachsender Zuversicht und wachsender Stärke am Himmel kämpfen. Wir werden unsere Insel verteidigen, wie hoch auch immer der Preis sein mag. Wir werden auf den Stränden kämpfen, wir werden an den Landungsabschnitten kämpfen, wir werden auf den Feldern und auf den Straßen kämpfen, wir werden in den Hügeln kämpfen. Wir werden uns nie ergeben.“ Das Anapher Beispiel zeigt sich in den „we shall“ beziehungsweise „we shall fight“ Abschnitten und auf Deutsch im „wir werden … kämpfen“.
2

Alliteration

Bei einer Alliteration werden Wörter wiederholt wiedergegeben, wenn sie mit dem gleichen Buchstaben anfangen, wie in der Wortgruppe mit „w“ in diesem Satz. Meistens soll damit ein Gefüge, ein Zusammenhalt zwischen den Wörtern, bei einer Aufzählung etwa, verdeutlicht werden: „Die Sonne stand gelb, groß und gleißend am Firmament“.
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3

Chiasmus

Unter Chiasmus versteht man eine Gegenüberstellung von These/Antithese über Kreuz, bei der die Reihenfolge Subjekt – Prädikat – Objekt sich im zweiten Teil eines Satzes spiegelt (Objekt – Prädikat – Subjekt). Die Kreuzstellung Chiasmus findet sich etwa in „Ihr Leben ist Dein Tod! Ihr Tod Dein Leben“ (aus „Maria Stuart“ von Friedrich Schiller) oder auch „Es ist gut, wenn Du weißt was Du willst – wenn Du nicht weißt, was Du willst, ist das nicht so gut“.
4

Ellipse

Elliptische Rede ist vor allem dazu da, einen Satz zu verkürzen, indem die Grundaussage auf ein Mindestmaß reduziert wird. Die Ellipse fragmentiert auch den Satz, wenn ein Wort weggelassen wird, wenn es sich wiederholen würde. „Ich las ein Buch, sie die Zeitung“ – hier wurde das zweite „las“ als gegeben vorausgesetzt, ebenso wie in „Ende gut, alles gut“ das „das“ und das „ist“ fallengelassen wurde. Oftmals kann man Ellipsen in Redewendungen finden oder auch in den Schlagzeilen von Tageszeitungen.
5

Hyperbel

Bei der Hyperbel wird stark übertrieben, um die Aussage zu kräftigen und dazu noch ein Vergleich (in sich bereits ein rhetorisches Mittel) angestellt: „ich bin todmüde“ oder auch „er fährt im Schneckentempo“ sind typische Beispiele hierfür.
6

Metapher

Eine Metapher verbildlicht eine Eigenschaft: Das Erzählte/Geschriebene wird mit etwas Bekanntem verglichen und damit auf- oder abgewertet, zumindest aber bildlich vorstellbar gemacht. „Er kämpfte wie ein Löwe“ soll also das gleiche zum Ausdruck bringen wie „er kämpfte mutig“. Dieses rhetorische Stilmittel benutzen die meisten tagtäglich.
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7

Paralipse

Auch die Paralipse begegnet uns täglich: Wir behaupten etwas nicht anzusprechen, nur um es dann eben doch zu tun: „Mit allem gebührenden Respekt“ oder auch „Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen“ wird gerne als Absicherung vorweg geschickt, wenn man im Begriff ist, mit seinem Folgesatz persönlich zu werden.
8

rhetorische Frage

Kennt die rhetorische Frage nicht jeder? Der Sprecher erwartet keine Antwort auf seine Frage, denn er setzt voraus, dass sein Gegenüber seinen Standpunkt kennt und teilt. Shakespeare lässt zum Beispiel Shylock in „Der Kaufmann von Venedig“ in seiner „Wenn ihr uns stecht, bluten wir nicht?“-Verteidigung etliche rhetorische Fragen hintereinander stellen und wendet dabei übrigens auch das rhetorische Stilmittel Anapher an, da alle Fragen gleich beginnen.
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9

Synekdoche

Bei der Synekdoche setzt man ein Teil für ein Ganzes ein: Ein Heerführer steht zum Beispiel für die ganze Armee („Wellingtons Sieg“) oder „der Spanier“ für die Gemeinschaft vieler Spanier. Durch das „pars pro toto“-Prinzip, das als „totum pro parte“ auch andersherum funktioniert, steht dieses Stilmittel in direktem Zusammenhang mit der Metapher und der Metonymie.
10

Tautologie

Eine Tautologie könnte man lapidar als „doppelt gemoppelt“ umschreiben: Das gleiche Wort oder der gleiche Sinnzusammenhang wird in leicht unterschiedlicher Ausdrucksweise wiederholt. „Mir ist angst und bange“ meint beispielsweise prinzipiell das gleiche, ebenso auch „es erhob sich ein Heulen und Zähneklappern“.

Tipps und Hinweise

  • Weitere wichtige rhetorische Stilmittel:
  • Oxymoron: Eine widersprüchliche Aussage
  • Paradoxon: Ein Widerspruch in sich, der aber bewusst und oftmals mit komisch-satirischen Hintergründen gemacht wird
  • Onomatopoesie: Die sogenannte Lautmalerei – Wörter, die ein Geräusch beschreiben und ebenso klingen
  • Exklamation: Ein Ausruf
  • Interjektion: Ein Ausruf, der auf kein bestehendes Wort zurück geführt wird („Au“, „huch“)
  • Floskel: Eine allgemeine Aussage, die genau so in den Sprachgebrauch übergegangen ist und dadurch ihren Nutzen zu einem gewissen Teil eingebüßt hat. Nicht zu verwechseln mit einem Sprichwort, auch wenn dieses zur Floskel werden kann
  • Archaismus: Ein altes, nicht mehr häufig verwendetes Wort wird anstelle der neueren Variante eingesetzt („es dünkt mich“)
  • Personifikation: Dinge werden vermenschlicht und mit menschlichen Eigenschaften versehen

 

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2 Meinungen

  1. Netter Artikel, allerdings ist doch die rhetorische Figur der Metapher hier sehr unglücklich gewählt. Denn obwohl deutlich wird, was gemeint ist, stellt „stark wie ein Löwe“ einen Vergleich und keine wirkliche Metapher dar, oder?

  2. Sehr interessant. Es gibt allerdings noch viele weitere Analysemethoden in der Rhetorik, die man kennen sollten!
    LG

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