Wie bitte?
Wieviel Fehlzeiten hatte eigentlich Franz Josef Strauss? Oder unser Alt-Bundeskanzler, der zwar kein Bayer, dem Saumagen aber nach wie vor sehr zugetan ist? Und was ist mit all den bulimisch und magersüchtig veranlagten Frauen und Männern, denen man ihre Ess-Störung mal nicht eben so ansieht? Haben jene nicht ebensoviele Fehlzeiten? Und all die Extrem-Sportler, Fussballer und sonstigen Fitness-Freaks, die sich in ihrer Freizeit die Haxn brechen, den Knöchel verstauchen, die Schulter ausrenken und das Steißbein verletzen?
Die Liste der gesundheitsgefährdenden Hobbies und Suchtgewohnheiten der Deutschen, insbesondere der Bayern, ist unendlich lang und würde den Rahmen sprengen. Fakt ist, dass man der jungen Rubensschönheit (das nehme ich einfach mal an!) per Gerichtsgutachten und Amtsarzt nicht nachweisen konnte, dass sie mehr Fehlzeiten “produziere” als Otto-Normalverbraucher und Lieschen Müller.
Trotzdem kam man zu dem Urteil, die junge Beamten-Anwärterin (was wäre eigentlich passiert, wenn es sich bei der Person um einen Mann gehandelt hätte?) solle abnehmen, und zwar so lange, bis sie einen BMI (Body-Mass-Index) von 30 vorzuweisen habe “und wenn sie diesen nachweislich mindestens ein Jahr lang gehalten habe, werde man sie als Beamtin übernehmen, versicherte daraufhin die (sehr schlanke) Medizinalrätin der Regierung von Oberbayern….
Die Lehrerin, die weiterhin unterrichten darf, wenn auch nur als staatliche Angestellte, zog daraufhin ihre Klage zurück.” Warum sie so leicht nachgab, weiß ich nicht. Wahrscheinlich riet man ihr seitens des Verteidigers dazu. Wenn Sie Näheres dazu wissen, teilen Sie es uns bitte mit.
Gerade in der heutigen Zeit und mit vernichtenden Urteilen wie die der Pisa-Studie, ist es wichtig, dass unsere Kinder von sehr guten Lehrern und Lehrerinnen unterrichtet werden. Und ob eine Lehrerin gut ist, hängt definitiv nicht mit dem Gewicht zusammen. Wenn ich mir aber die Beamten-Situation in Deutschland im Allgemeinen ansehe, dann wird mir einiges klar: Um mit Nichtstun zu glänzen, muss man nicht unbedingt Fehlzeiten vorweisen. Viele Beamte sind zwar physisch anwesend, aber was sie in dieser Zeit arbeiten, ist nicht immer eindeutig festzustellen. Ob da Oberbayern eine Ausnahme bildet?
Eines ist jedoch traurige Wahrheit: In meinem langjährigen Kampf für die Rechte und für mehr Akzeptanz dicker Menschen in der Gesellschaft ist mir nur selten soviel Dummheit, Menschenunwürdigkeit, Ignoranz und Intoleranz begegnet, wie in diesem Fall. Dass man dicken Menschen ihre Ess-Störung ansieht ist bedauerlich, aber Fakt. Leider leiden sie schon häufig genug unter Lästereien und Beschimpfungen ihrer Mitmenschen. Ist es da nicht heilige Pflicht des Staates (auch der oberbayrischen Regierung) dem entgegenzuwirken und mit gutem Beispiel voranzugehen?
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