Nach der Durchsuchungsaktion der Steuerfahnder Anfang November im Zuge der „Sommermärchen-Affäre“ um die WM 2006 erhebt die Staatsanwaltschaft Frankfurt gegenüber dem Deutschen Fußball-Bund neue Vorwürfe: Es sollen Steuern in Höhe von 2,567 Millionen Euro hinterzogen worden sein.
Durchsuchungsbeschluss als Quelle
Wie das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL mitteilte, geht aus dem Durchsuchungsbeschluss der Staatanwaltschaft Frankfurt vom 29.10.2015 hervor, dass im Zuge der Sommermärchen-Affäre der DFB angeblich über 2,5 Millionen Euro Steuern nicht gezahlt hat. Ursache ist eine Zahlung in Höhe von 6,7 Millionen Euro aus dem Jahr 2005, die der Verband in seiner Steuererklärung 2006 als Betriebsausgabe auswies. In der augenscheinlich vom DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach unterschriebenen Steuererklärung aus dem Jahr 2006 ging der Betrag über die FIFA aber an den ehemaligen Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus, der den Betrag an den DFB im Jahr 2000 als Privatmann verliehen hatte – vermutlich als Bestandteil einer „Schwarzen Kasse“ des Verbandes. In der Steuererklärung von 2006 soll der Betrag aber als Beitrag zum Kulturprogramm der WM ausgewiesen worden sein.
DFB-Präsident Niersbach im Zwielicht
Aus dem Durchsuchungsbeschluss wird ersichtlich, dass Staatanwaltschaft Frankfurt den Aussagen von DFB-Präsident Niersbach nicht glaubt. Der DFB-Präsident hatte mehr als einmal behauptet, erst im Sommer dieses Jahres erfahren zu haben, dass die 6,7 Millionen im Jahr 2005 an den ehemaligen Adidas-Manager und Geschäftsmann Dreyfus zurückgeflossen sind. Im Durchsuchungsbeschluss steht nun, dass in der von Niersbach am 13.10.2007 unterschriebenen Steuererklärung bewusst falsche Angaben gemacht wurden. Die über die FIFA an Dreyfus geflossene Rückzahlung fälschlicherweise als Beitrag zum Kulturprogramm auszuweisen, sei nach „wirtschaftskriminalistischer Erfahrung“ anzunehmen – auch im Angesicht bereits bekannter, weiterer Fakten. Des Weiteren ist die Staatsanwaltschaft Frankfurt auch an Vorgängen interessiert, die ab dem Jahr 2000 stattfanden, wie aus dem Untersuchungsbeschluss hervorgeht – also auch dem Zeitraum vor der Vergabe der WM an Deutschland.
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