Erst gab es Zank – die Welt berichtet von Unstimmigkeiten zwischen dem zuständigen Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel und Finanzminister Schäuble – doch nun sind alle zufrieden: Der Jahreswirtschaftsbericht zeichnet ein positives Bild der deutschen Konjunktur: Der Wirtschaft geht es besser, und die Steuereinnahmen werden weiter sprudeln. Lesen Sie hier, was den deutschen Wachstumsmotor antreibt.
Im Herbst hatte die Bundesregierung ihre Wachstumsprognose für 2015 nach unten korrigiert: Damals setzten die Konjunkturforscher wegen der vielen internationalen Krisen ihre Schätzung von 2,0 auf 1,3 Prozent herab. Die Krisen gibt es nach wie vor, doch die Einschätzung ist viel optimistischer geworden: Die Bundesregierung erwartet für das laufende Jahr nicht nur ein Wachstumsplus von 1,5 Prozent, sondern zudem einen neuen Beschäftigungsrekord!
Was sind die Gründe für die guten Konjunkturaussichten? Die Auftragsbücher der Industrieunternehmen sind voll und die Produktion steigt. Im Dezember nahm die Produktion im vierten Monat in Folge zu, und das gesamte letzte Quartal des Jahres 2014 ergab ein Plus von 0,5 Prozent. Das Volumen der Bestellungen stieg sogar um 1,8 Prozent, und das lässt für das gesamte Jahr hoffen. Führend waren bei dieser Entwicklung die Konsumgüterbranchen, aber auch die Investitionsgüterindustrie legt zu.
Auch der niedrige Ölpreis beflügelt die Konjunktur. Denn bei einem niedrigen Rohölpreis wird Energie günstiger, ebenso Transportleistungen und Rohstoffe für die chemische Industrie. Niedrige Benzin- und Dieselpreise entlasten die Verbraucher und die Unternehmer gleichermaßen.
Die guten Nachrichten vom Arbeitsmarkt führen ebenfalls zu einer Wachstumsbelebung. 42,8 Millionen Erwerbstätige für 2015 prognostiziert die Bundesregierung – das wäre ein neuer Rekord! Die Zahl der Arbeitslosen wird weiter sinken und stabil bei unter drei Millionen bleiben. Zusammen mit den Lohnsteigerungen (unter anderem wegen des im Januar eingeführten Mindestlohns) bleibt den Verbrauchern unterm Strich mehr Geld – das sie wiederum ausgeben wollen. Gute Aussichten also auch für die Konsumgüterindustrie.
Der Trend des Jahreswirtschaftsberichts wird von europäischen Schätzungen gestützt. Eurostat veröffentlichte am vergangenen Freitag die Wachstumszahlen für den Euroraum. Insgesamt stieg die Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Die Unterschiede zwischen den Euroländern bleiben allerdings groß. Spitzenreiter ist Estland mit 1,1 Proszent Wachstum. Auch in Deutschland brummt es: Plus 0,7 Prozent in nur einem Quartal. Das Wachstum in Frankreich und Italien dagegen stagnierte, und in Finnland und Griechenland gab es ein Minus. Diese Wachstumsschere innerhalb des Euroraums könnte weiter zu Spannungen führen und eine gemeinsame Strategie für die Stabilisierung des Euro erschweren.
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