Der Sozialneid und das Klischee

32,5 Millionen Euro soll der Profi-Kader der schwarz-weiß-blauen laut der Postille jährlich an Gehalt kosten. Wie können die es sich da erlauben, 13 Pflichtspiele hintereinander nicht zu gewinnen?

Die Bild-Zeitung schürt mit der aktuellen Kampagne gegen die HSV-Spieler mal wieder den Sozialneid, indem sie sich scheinbar in die Position des kleinen Mannes begibt:

Ihr da oben, wir hier unten. Eure Leistung ist nichts wert.

Oder genauer: Ihr seid nichts wert. Schon gar nicht das viele Geld das ihr verdient.

Die Diskussion ist keine neue, seitdem sich mit dem Fußball viele Geld verdienen lässt, müssen sich Spieler vorhalten lassen, ihre Leistung entspreche nicht ihrer Bezahlung.

Aber die Frage ist doch, wie sich sportliche Leistung mit Geld messen lassen soll. Oder noch grundsätzlicher:

Wird allein die sportliche Leistung mit dem Gehalt bewertet?

Ein anderes Beispiel: Ist die schauspielerische Leistung von Pamela Anderson in "Baywatch" der Grund für die irrsinnigen Summen, die sie dadurch verdient hat? Eher nicht.

Fußball ist ein Geschäft. Durch das hohe öffentliche Interesse werden hohe Summen umgesetzt. Würden wir uns alle für das Reiten interessieren und anstatt des „Kicker" die „Wendy" kaufen, ließe sich eben mit der Reiterei das ganz große Geld verdienen.

Dass von dem Geld, das innerhalb des Fußballgeschäfts zirkuliert, die Spieler einen Großteil abbekommen, ist nur logisch. Schließlich sind sie die Protagonisten. Leistungsschwankungen lassen sich weder durch weniger, noch mit mehr Geld verhindern. Ronaldinhos Pässe sind nicht präziser, wenn er eine Million mehr oder weniger verdient und Olli Kahn hält auch nicht besser, wenn er nach schwacher Leistung das Gehalt gekürzt bekäme.

Doch zurück zum HSV:

Was kann man der Mannschaft im Moment vorwerfen? Dass sie noch ein recht bunt zusammengewürfelter Haufen ist, weil die Säulen des Teamgebildes vom Verein verkauft wurden? Dass die Leistungsträger, die aus der letzten Saison geblieben sind, ständig von Verletzungen geplagt sind?

Nicht einmal mangelnden Einsatz kann man ihnen vorhalten. Höchstens Übermotivation und fehlende Routine im Umgang mit der schwierigen Situation. Das zeigen beispielsweise die vielen roten Karten in dieser Saison. Doch damit lässt sich keine Auflage machen, weil es das Klischee nicht bedient.

2 Meinungen

  1. Sehr geehrter Herr Meier,mit Ihrer Einschätzung der ausgewählten Materie haben Sie ein weiteres Kapitel der Mediensünden aufgedeckt und zugleich Modern bewertet.Die Bildzeitung bewies erneut verkäuferisches Talent,mit ihrer verfassten Auflage. Mit dem „kleinen Mann Prinzip“ zieht sie gechickt die Fäden im Hintergrund und denonziert zu gleich alle aufrechten Sportler, deren Zielsetzung herzbedingt abweicht.Sehr schade ist, daß diese beeinflußenden Worte von einem Großteil unserer Bevölkerung bevorzugt und auch verlangt wird. (verkaufte Auflage Bild?)Das Themata der Bildzeitung ist von der sportlichen Perspektive ein wichtiges. Dennoch sind die Argumentationen der Sportredakteure eher durchwachsen und engstiernig.Aus diesem besonderen Grund, ein sehr beeindruckender Artikel und weiter so…..aufgepasst….Der HSV wird eine sehr starke Rückrunde spielen….

  2. Herr Titho, vielen Dank für das überschwängliche Lob! Was Einfluss und Engstirnigkeit der angesprochenen Autoren angeht, stimme ich natürlich völlig mit Ihnen überein.Was die Rückrunde des HSV angeht:Ich hoffe zwar auch, dass da das Ruder noch einmal herumgerissen werden kann, doch habe ich meine Zweifel, ob es tatsächlich für eine Platzierung ganz vorne reichen wird….

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