Seit 2003 bis heute sind weltweit geschätzte 80 Millionen Exemplare in über 40 verschiedenen Sprachen von The Da Vinci Code verkauft worden. Die Verfilmung von Dan Browns Bestseller, die 2006 in die Kinos kam, spielte bis zum heutigen Tag weltweit mehr als 750.000.000 US-Dollar ein. Kein Wunder also, dass Das Werk Gottes, so der aus dem Lateinischen übersetzte Name der Organisation, sein Dasein nicht länger im Schatten fristen konnte. Wenn auch ungewollt, so musste man sich dennoch der Öffentlichkeit zu erkennen geben, um das Bild, was Dan Brown von der erzkonservativen Gruppe gezeichnet hatte, zu relativieren. Wir geben einen Überblick über die Gerüchte, die basierend auf der Darstellung von Opus Dei in Roman und Film entstanden sind und klären auf, ob es sich um Fakten oder Legenden-Bildung handelt:
Opus Dei: Verschwörungstheorien
Opus Dei ist eine Sekte
FAKT: Zwar stand man 1997 in Belgien auf einer vom Parlament veröffentlichten Liste sektenähnlicher Gemeinschaften, mit ihnen aber auch 188 andere, die es zu beobachten galt. Trotzdem sind die Strukturen und Titel innerhalb OD für Nichteingeweihte zumindest irritierend. So heißen ehelose Mitglieder Numerarier, von denen viele in sogenannten Bildungszentren leben und sich unterrichten lassen. Daneben gibt es unter anderem die verheirateten Supernumerarier und Priester. Was allerdings gegen den Sekten-Terminus spricht, ist das Aufnahme-Prozedere: Bis zur Zulassung, die auf Bittschreiben erfolgt, dauert es etwa ein halbes Jahr gefolgt von einer längeren Vorbereitungszeit, bevor schließlich die Mitgliedschaft unterschrieben wird. Zudem ist die Gemeinschaft stark mit der katholischen Kirche und der römischen Lehre verbunden, keinesfalls eine Absplitterung. Darüber hinaus bezeichnet sie Seelsorge als eines ihrer Hauptanliegen.
FAZIT: Umstrittene Methoden und erzkonservative Ausrichtung: JA. Sekte und Gehirnwäsche: NEIN.
Opus Dei ist ein Geheimbund
FAKT: Bis zum Da Vinci Code hüllte sich die Organisation in Schweigen. Heute weiß man zwar von vielen prominenten Mitgliedern und auch Menschen von nebenan, die OD angehören, aber nur aufgrund deren Wunsch sich zu offenbaren. Die Organisation selbst gibt keine Mitgliederlisten aus, genauso wenig wie eine Formulierung politischer Ziele, jedoch bedeutet die Mitgliedschaft auch ein Leben nach der Lehre ihres Gründers, was entsprechendes Handeln im Alltag bzw. im Beruf nach sich zieht. Einflussreiche Mitglieder in der Politik würden den Interessen des Bundes sicher nicht schaden. Was mit Spenden und Abgaben passiert und wofür das Geld eingesetzt wird, lässt sich nicht sagen, genauso wenig, wer in Opus Dei aufgenommen wird und wer nicht. Immerhin fuhr man nach der Inquisition durch die Medien eine neue Strategie der Transparenz und stellte sich den öffentlichen Fragen.
FAZIT: Diskretion/Finanzielle Mittel/Einfluss: JA. Freimaurer/Weltweite Verschwörung: NEIN.
Kasteiung bei Opus Dei
FAKT: Als nach der Kasteiungs-Szene das Entsetzen groß war, traten Mitglieder von OD an die Öffentlichkeit und versuchten zu beruhigen, indem sie ihre Instrumente vor laufenden Kameras präsentierten. Die kleine Schulterpeitsche wird Disziplin genannt und ist eines von 18 Hilfsmitteln zum täglichen Unwohlsein. Mit leichten Schmerzen oder wie OD es ausdrückt, mit allem, was nicht Vergnügen ist, verbindet man Mortifikation und damit Nähe zu Christus. Wirklich schmerzvoll oder gar peinigend sei die Anwendung aber bei keinem der Gürtel, Gerten oder Ketten.
FAZIT: Kasteiung: JA. Blut/Mönche bei Opus Dei: NEIN.
Der Papst und Opus Dei
FAKT: Die OD-Zentrale samt hauseigener Kirche sitzt in Rom, in der Nähe des Vatikans. 1992 spricht der Papst den umstrittenen Gründer Josemaría Escrivá selig, 2002 bereits heilig. In der Geschichte der römisch-katholischen Kirche gab es nie eine schnellere Heiligsprechung. 2005 weiht Benedikt XVI. am Petersdom eine 5 Meter hohe Statue Escrivás ein. So wie der polnische Pontifex begrüßt auch dessen Nachfolger, der Deutsche Joseph Ratzinger, das Engagement der Organisation. Beim Weltjugendtag in Sydney 2008 besuchte der Oberbayer Opus Dei und blieb ein paar Tage in einem Tagungshaus. Papst und das „Werk Gottes“ gehen in vielen Ansichten konform, ein liberales Pontifikat kann nicht im Interesse der erzkonservativen Gruppierung sein. Doch ob man sich für kommende Papstwahlen in der Kirche positionieren will bzw. kann, ohne öffentliches Aufsehen zu erregen oder einen innerkirchlichen Konflikt zwischen liberalen und konservativen Kräften herbeizuführen, bleibt abzuwarten.
FAZIT: Papstnähe/Gleiche Ideale/Nutzen: JA. Einwirkung: NEIN. Positionierung: ?
Info
Mitglieder: ca. 87.000 in über 60 Ländern, darunter 2 Kardinäle. In Deutschland ca. 1.000
Hauptsitz: Rom
Regionalleitung Deutschlands: Köln
Struktur: Personalprälatur
Ziele: Seelsorge, geistliche Bildung von Laien, Heiligkeit im Alltag
ÜBRIGENS:
Nach Veröffentlichung von Bestseller und Verfilmung verzeichnete OD jeweils einen Boom der Aufnahme-Gesuche.
WEITERFÜHRENDE LINKS:
http://www.danbrown.com
http://www.opusdei.de
http://www.de.josemariaescriva.info
http://www.vatican.va/phome_ge.htm
Sehr gut. Es kennt sich ja kaum jemand aus. Dass OD in Spanien gegründet und derart zur Macht erlangt ist, ist auch kein Zufall. Könnte man an dieser Stelle näher beleuchten. So viel ich weiß, sehr aktiv im Baskenland. Dort liebt man das Geklüngel. Basken trotzen beispielsweise der Wirtschaftsmisere mit kooperativer Unternehmensführung mit christlichen Idealen: http://louismaxblank.suite101.de/genossenschaft-sorgt-fuer-wirtschaftswunder-im-baskenland-a110624