Und man kann es leicht überlesen. Es steht, ganz nebenbei
fallengelassen, im Interview mit Irans Präsident Ahmadineschad. Neben den ganzen Lügen, Unwahrheiten und Geschichtsfälschungen (siehe die Kommentare)
die Herr A. dort verbreitet, fällt diese Aussage fast gar nicht auf. Fast.
Deshalb hier mal der Auszug aus dem Interview.
„SPIEGEL: […] Nach dem Krieg gegen den Irak ist Iran doch in
einer günstigen Lage. Amerika hat den Irak-Krieg de-facto verloren.“
Und etwas später
„SPIEGEL: Aber Herr Präsident, wer schluckt den Irak? Der
Krieg ist für die USA praktisch verloren.“
„praktisch verloren“, „de-facto verloren“ – von welchem
Krieg reden die da? Fest steht ja wohl, dass die USA 2003 binnen Wochen den
militärischen Sieg ohne größere Probleme errungen haben.
Fakt ist auch, das sich der Irak im Moment am Rande des
Bürgerkrieges befindet. Es gibt aber ebenso Regionen, z.B. den Süden und Norden
des Landes, in denen es relativ ruhig ist und die weit vom Bürgerkrieg entfernt
sind. Die Gewalt konzentriert sich i.w. auf die Region Bagdad und das sog. Sunnitische
Dreieck – die Hochburgen des alten Saddam Regimes. Daraus eine Niederlage zu
machen bedarf schon einer Menge Phantasie – oder war da der Wunsch Vater des
Gedanken?
Von verloren kann deswegen keine Rede sein. Es gibt Probleme,
ganz klar. Es gibt aber auch Wahlen, eine Verfassung und Fortschritte auf
anderen Gebieten. Und wer hat denn gesagt, dass der Wiederaufbau binnen drei Jahren
abgeschlossen ist? Wenn jemand 1948 durch die Trümmerwüsten Deutschlands
gegangen wäre, hätte er sich wohl auch nicht vorstellen können, dass nur 10 (!)
Jahre später das Wirtschaftswunder der jungen BRD zu einem Aufschwung
ungekannten Ausmaßes verhelfen würde. Deshalb sollte man die Zeit abwarten,
auch im Irak. Von Niederlage wird dann m.E. niemand mehr reden, auch nicht der
SPIEGEL.
Verloren oder Gewonnen sind starre Bezeichner für etwas Abgeschlossenes, wie z.b. bei einem Pokerspiel. Die Bezeichnung den Krieg „verloren“ zu haben halte ich auch für unangemessen. Allerdings sollten wir mal schauen, was es denn für die Usa zu „gewinnen“ gäbe. 1.Der Irak als demokratischer Verbündeter in dieser strategisch wichtigen Lage. _Nun der Irak ist noch lange nicht demokratisch (Ein ganzer Bevölkerungsteil hat die Wahlen boykottiert ) und als Verbündeten würde ich ihn bestimmt auch nicht bezeichnen, dazu ist die Lage viel zu instabil. Hier haben die UsA bisher also eher verloren also gewonnen.2. Die USA als Weltpolizist und demokratischer Missionar._Da waren die Voraussetzungen von Beginn an schon schlecht. Ohne Un-Resolution im Irak einzumarschieren war schonmal Völkerrechtsbruch. Die Fehler die dann beim Aufbau der Irakischen Regierung gemacht wurden, werden noch langfristig destabilisieren. All die Folter-und Mordvorwürfe, die eigentlich vor den internationalen Gerichtshof gehören lassen Amerika in einem ganz dunklen Licht stehen. Auch hier kein Gewinn.3. Kampf gegen Terror__Weltweit haben Terroranschläge nicht abgenommen, im Gegenteil. Bsp. London, Madrid.. die Anschläge von Terroristen oder Sympathisanten haben sich auf Europa ausgeweitet und versetzen hier die Innenminister in Nervosität, wobei des öfteren verfassungswidrige Gesetze entstehen. Kein Gewinn für niemanden.4. Ressourcen__Die Förderquote ist dank enormer militärischer Bemühungen nicht völlig auf Null gesunken. Immerhin konnten sich durch den hohem Ölpreis einige Betriebe dumm und dämlich verdienen, aber im Ganzen ist auch hier bisher kein Gewinn entstanden.Auf die Stärkung anti-westlicher Gruppen z.b. im Iran gehe ich jetzt nich mehr ein. Gemessen an den Vorhaben der USA im Nahen Osten sieht die Bilanz echt dürftig aus. Ob sie den Krieg wirklich „verloren“ haben wird man erst in vielen Jahren beurteilen können. Denke ich.
Den Krieg an sich haben die USA gewonnen – militärisch. Ob sie den Frieden gewinnen können wird sich zeigen müssen. Dafür wird es ebenfalls noch einige Jahre brauchen. Alles in allem sehe ich die Lage aber nicht so schwarz.zu 1.Saddam ist weg. Die Irakis können frei wählen und die die dies nicht tun sind diejenigen die vorher vom Saddam Regime profitierten. Auf lange Sicht werden auch sie am demokratischen Prozeß teilnehmen weil sie ihre Interessen gewahrt sehen wollen.zu 2.Die ganze Sache mit der VN Resolution ist umstritten. Es gibt auch Stimmen, die sagen das auf Grudnlage vorheriger Resolutionen ein Einmarsch durchaus gerechtfertigt war (Verletzung der Resolutionen durch Saddam und Reaktion der USA darauf). zu 3. Terroranschläge wären auch ohne Irakkrieg verübt worden. Dafür kann man nun beim besten (oder bösesten) Willen den USA nicht die Schuld in die Schuhe schieben.zu 4.Wer hat sich denn da konkret so bereichert?
„Terroranschläge wären auch ohne Irakkrieg verübt worden.“__Ja natürlich, ich geb doch den USA nicht die Schuld am Terror, sondern sie führen ja einen Krieg gegen den Terror, der im Irak noch keine Gewinne gebracht hat. Das mit der Demokratisierung seh ich echt etwas kritischer. „Die Irakis können frei wählen..“ mmh nagut, aber das ist doch noch lange kein Zeichen für Demokratie. Auch unter Saddam wurde schließlich gewählt. Bei derWahl waren viele Bewerber bis kurz vor Urnenschluss geheim gehalten worden. Außerdem gibt es doch keinerlei demokratische Erfahrungen. Innerhalb der Regierung gibt es doch nur geschacher um Posten, Korruption herrscht sowieso und alles in allem herrscht nun eine schiitische Mehrheit über kleinere Bevölkerungsgruppen. Das klingt für mich nicht wirklich nach erfolgreichen Demokratisierungstendenzen. aber gut man wird sehen.. Hier ein Kommentar von 2003 dazu:Es sind keine Strukturen da, es sind keine Parteien da, es ist keine Erfahrung da. Es braucht deshalb auch Kontrolle. Es wäre Wahnwitz gewesen, 1946 in Deutschland freie Wahlen zuzulassen.__Wer sich bereichert hat? Na da fällt mir sofort Halliburton ein, die sich sogar auf Kosten der eigenen Leute bereichern aber es gibt noch andere Beispiele.
Naja, irgendeiner muss ja den Irak wieder aufbauen. Das wäre auch ohne Krieg nötig geworden weil die Sanktionen ja schon seit Anfang der 90er Jahre bestanden. Und diese Sanktionen wurde ja vom SR der VN beschlossen. Alternativen? Welche anderen Konzerne wären denn bereit, sich im Irak zu engagieren? Und wer wäre in der Lage, die Wiederaufbauarbeit dort zu leisten?