Zugegeben, es dauert schon etwas, bis man sich mit dem König anfreunden kann, die erste Single und Albumopener „Alles dreht sich“ etwa ist nicht gerade so explosiv und peppig, wie man sich das gewünscht hätte, irgendwas fehlt, vielleicht hat man auch zu viel erwartet.
Der König Tanzt: zu 80er New Wave
Eine schicke Band hat er sich da zusammen gestellt, der Boris Lauterbach, rein musikalisch ist nichts auszusetzen, ob der Löwenanteil dabei an Arne Diedrichson geht? Der hat nämlich schon bei Fettes Brot Produktionen verfeinert und hatte auch hier seine Finger mit im Spiel. Dabei wird quer durch die derzeitige Electropop Szene referenziert, Phoenix, The Rapture – da weiß jemand, was die Jugend von heute gerade auf dem iPhone hört.
Nebenbei gibt es auch eine gehörige Portion an 80er New Wave Erinnerungen, „Foto“ etwa könnte man sicher auch über „Eisbär“ singen, beim darauf folgenden „Niemals zu Stein“ könnte man auch meinen, New Order liefen oft in der Playlist während der Aufnahmen.
Das alles geht meistens gut aus und bringt immer mal wieder kleine Highlights zum scheinen. Schade , dass die stimmlichen Einschränkungen Lauterbachs oft dafür sorgen, dass die musikalisch doch recht vielfältigen Stile am Ende eintönig und unmotiviert eingefärbt werden. Das hat bei Bands wie Tocotronic nie gestört, weil deren Texte ganz vorne mit dabei waren, aber „hey, was soll das denn, alles geht bergab“ kann da schlecht mithalten.
Reim dich oder ich köpf dich
Denn textlich – nun ja, auch Fettes Brot waren nie für lyrische Höhenflüge bekannt, das wurde dann doch lieber den Bambule Kollegen überlassen, allerdings lassen sich die Schwächen in (mehr oder weniger) gesungener Form viel eher heraus lesen. NDW Wannabe (und eigentlich eines der Highlights) „Foto“ mag darauf hinweisen, dass Boris auch anders kann, aber vielleicht gar nicht will, denn wer achtet schon auf die Texte? So dürfen schicke Zeilen a la „neulich hat es mir ein Scherzbold auf den Rücken geklebt, so dass wir beide vorwärts gehen wenn ich mich rückwärts beweg“ einer Poetry Slam-Ähnlichen Lautmalerei („ritsch ratsch klick klack blitz klack ritsch ratsch“) weichen, die irgendwie unangenehm berührt macht.
„Der König Tanzt“, ein Filmzitat des opulenten Biopics über Louis XIV, der Sonnenkönig, laut wenig aussagekräftigem Interview mit Bushwah.net ließ sich Boris Lauterbauch allerdings eher von der Moderne und Postmoderne inspirieren („Elvis, Andy Warhol, Blade Runner, Rocky 1, Manchester 1990, Ghost Dog, Banksy“). Wenn die Inspiration von so vielen Seiten kommt, verwaschen sich die Farben gerne einmal.
Das Debüt des tanzenden Königs ist weder enttäuschend noch sonderlich überraschend geworden, wahrscheinlich hängt der Ruhm von Fettes Brot zu unheilsdrohend über dem Projekt, aber selbst wenn man im Lichte der aktuellen Electropop Kultur sein Resumé zieht: Der König Tanzt ist merkwürdig unspektakulär und vermisst etwas mehr Anspannung und Energie, dennso revolutionär das Konzept mit seinen hochtrabenden Pressetexten sein soll („Alles dreht sich, immer schneller“), das Album selbst gewinnt trotz einiger hübscher Stücke nie wirklich an Momentum.
[youtube Qa5kCyezDEk]Wer sehen möchte, Boris tanzt, hier die Tourdaten:
16.04.12 Berlin – Postbahnhof
17.04.12 Köln – Luxor
18.04.12 (CH) Zürich – Plaza
19.04.12 München – 59:1
21.04.12 Münster – Gleis 22
23.04.12 Stuttgart – Universum
24.04.12 Wiesbaden – Schlachthof
25.04.12 Leipzig – Werk II, Halle D
26.04.12 Erlangen – E-Werk
29.04.12 Hamburg – Uebel & Gefährlich AUSVERKAUFT
Werbung
Der Typ ist einfach geistesgestörrt, ich könnte bei diesem lied kotzen !