Der israelische Soldat Gilad Schalit ist frei: Was bedeutet das für den Nahen Osten?

Das persönliche Schicksal des Gilad Schalit hat das israelische Volk zweifelsohne über Jahre hinweg bewegt. Dank der Eltern des Entführten war die Geschichte um die Geiselnahme dauerhaft in den Medien präsent. So wurde enormer Handlungsdruck auf die Politik erzeugt und Premier Benjamin Netanjahu sah die Chance, seine Beliebtheitswerte zu verbessern, wenn es ihm gelänge den „verlorenen Sohn“ nach Hause zu holen. So kam es, dass Israel bereit war, einen enorm hohen Preis zu bezahlen und einen Deal abzusegnen, wie er einmalig in der Geschichte des Nahen Ostens war. Man bewilligte die Freilassung von über 1000 inhaftierten Palästinensern für den einen Soldaten Gilad Schalit. Als Schalit dann frei und im seiner Heimat war, war das Volk glücklich und Schalit eine Art Held.

Ermutigt die Freilassung von Gilad Schalit Geiselnahmen von Seiten der Hamas?

Zum Held wurde auch so manch radikaler Palästinenser in isrealischer Haft. Über 1000 Freilassungen konnte die radikale Hamas durch die Geiselnahme erwirken und so nach der Abwicklung des Deals ebenfalls eine Art Volksfeststimmung erzeugen. Auch im Gaza-Streifen fühlte man sich als Sieger des Deals, angesichts des Erfolges auch gut nachzuvollziehen. Es ist zu vermuten, dass man sich auf Seiten der Hamas nun zu weiteren Geiselnahmen ermuntert sieht.

Insgesamt wirkt die Situation auf den Außenstehenden eher merkwürdig, denn trotz der vermeindlichen Win-win-situation mit glücklichen Menschen hüben wie drüben wirkt der Gefangenenaustausch nicht wie ein eindeutiges Signal in Richtung Frieden. So muss sich Netanjahu von Kritikern vorwerfen lassen, er habe viele, zu Recht verurteilte, Terroristen freigelassen und so der Sicherheit im umkämpften Gebiet einen Bärendienst erwiesen. Und auch die radikale Hamas dürfte sich nach dem Erfolg ihrer Geiselnahme durchaus in ihrer „Politik“ bestärkt sehen. Von Dialog ist hier nicht die Rede, denn die Hamas lehnt selbst den Kurs von Palästenenserpräsident Abbas ab, welcher jüngst die Anerkennung eines eigenen Palästinenserstaates forderte. Wenn man sich also, wie es in vielen Medien dargestellt wurde, entgegen gekommen wäre, wäre dies ohne maßgeblichen mitwirken des Palästinenserpräsidenten geschehen. Damit kann er sich nicht zufrieden geben.

Israel möchte Macht demonstrieren

Bestätigt wurde im Nahostkonflikt jedoch eindeutig die Relationen zwischen den Völkern. Netanjahu hat es, dank der Freikämpfung Gilad Schalits, geschafft, das Volk hinter sich zu einen; wohlgemerkt wegen eines einzigen Soldaten. Dafür war man bereit 1000 Palästinenser freizulassen. Zyniker sehen darin die Botschaft, dass ein Israeli soviel wert ist wie 1000 Palästinenser. Israel versucht, seine Macht zu demonstrieren – mit Erfolg!

Es gibt bisher wenige Indizien, dass sich nun eine Verbesserung des Dialoges andeutet. Netanjahu sprach weder in versöhnlichen noch im freudigem Ton nach der Freilassung Schalits. Vielmehr warnte er die Terroristen vor der Härte seines Regimes. Das klang eher nach Kriegserklärung, denn nach Friedensverhandlung. Die Fronten sind schlichtweg zu festgefahren, um nach einem einzigen Ereignis einen Friedensprozess einzuleiten.

Die Hoffnung auf Frieden zwischen den beiden Völkern brachte der freie Gilad Schalit in einem seiner ersten Statements zum Ausdruck. Er habe die Hoffnung, dass der Gefangnenaustausch ein erster Schritt hin zu einem Friedensdialog sei. Man kann nur hoffen, dass sich Schalits Hoffnungen erfüllen.

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