Treten Sie näher! Treten Sie ein! Wir haben alles im Angebot, was Ihnen das Blut aus dem gestressten Hirn treibt: „Looping the loop“, „Sky-Trip“, „Shake & Roll“ und andere Zentrifugen. Für den gemächlicheren Kick empfehlen wir unseren Fahrgästen mit dem bald ablaufenden Mindesthaltbarkeitsdatum das „Wonder Wheel“. Klopfen Sie an die Himmelspforte und reservieren Sie vor!
Wir wissen alles und doch nichts. Unendlich viele Bilder schießen uns unhaltbar durch den Kopf. Kein Netz, kein Filter mehr. Und keine Hoffnung auf Wiederbeschaffung. Das Ersatzteillager ist leer. Werte, Ethik und Moral geben nur noch sich, aber keine Nachbestellungen mehr auf.
Sie wollen noch mehr Nervenkitzel? Steigen Sie ein und genießen Sie das gepflegte Entsetzen in unserer Geisterbahn! Hochglanzpolierte Zombies für den kleinen, 3-D-animierten Albtraum zwischendurch erwarten Sie.
Wir sitzen vor dem Fernseher, hören Radio, lesen Zeitung, surfen im Internet und gerieren uns wie Look-a-likes des Homo sapiens. Wir sind stets auf der Suche nach dem neuen Spektakel, das uns von uns selbst ablenkt. War die betäubende Wirkung des Ereignisses besonders nachhaltig, spenden wir an die Betroffenen. Denn nur noch gewaltige Katastrophen, die Tausende in den Tod reißen, haben diesen Langzeiteffekt. Nur selten noch wirft uns das Geschehnis auf uns selbst zurück und hält uns den Spiegel der eigenen Vergänglichkeit vor Augen; geschweige denn, dass es zu der Erkenntnis und dem Wunsch führte, künftig mehr als nur die Rolle des Statisten im Drehbuch des eigenen Lebens zu spielen.
Treten Sie näher! Treten Sie ein! Sie wollen in Ihre Zukunft sehen? Kassandra hat die Glaskugel blank gewienert und schaut gerne für Sie herein.
Wir sehen die Zusammenfassung unseres und allen Lebens und stellen überrascht fest, dass der Mensch immer schon in Zeiten des Inperfekts gelebt hat.
Nichts ist wie es war. Nichts wird bleiben wie es ist.
Wenn der britische Physiker Stephen Hawkings und andere kluge Köpfe nicht irren, dann ist auch die Lebensdauer der Erde endlich. Nichts von Menschenhand ist folglich für die Ewigkeit geschaffen. Warum sich also nicht mit Belanglosem ablenken, wenn unter dem Strich nichts als die Trivialität der eigenen Existenz übrig bleibt? Vielleicht ist der abgelenkte Mensch der neue Prototyp der fortschreitenden Evolution.
Hereinspaziert! Hereinspaziert! Das Leben ist ein Rummelplatz. Erlaubt ist, was gefällt.
Maaaaannn, was für ein Artikel, viel Meinung, wenig Bezug. Deshalb antworte ich mal im gleichen Stil: Wir wissen alle, daß die Informationsflut angestiegen ist, aber wir haben auch gut schwimmen gelernt. Sorry, ich kenne jede Menge Leute, die angesichts „unendlich vieler Bilder, die uns unhaltbar durch den Kopf schießen“ immer noch recht gut funktionierende Schrott-Detektoren in ihren Zellen haben, die differenziert, schnell und aktiv reagieren und agieren – und das sind nicht bloß irgendwelche übermäßig schlaue Freunde, sondern ein guter Schlag meines durchschnittlichen Gegenübers. Wer dieses Gegenüber permanent als Idiot abstempelt, braucht das vielleicht irgendwo auch.Dieser Deutschlehrer-Dauerpessimissmus und -Sarkasmus ist einfach grauenhaft.
@Jochen WilhelmYou missed the point!Der Artikel stempelt eben nicht den beschriebenen Typus Mensch ab. Bitte lesen Sie auch den Schluss. Ich bin weit von dem vermuteten Deutschlehrer-Dauerpessimismus und -Sarkasmus entfernt. Ich bin überzeugt davon, insbesondere wenn ich die Wertediskussion verfolge, dass viele sich und ihre Botschaft in Anbetracht der Endlichkeit ihrer Strahlkraft zu wichtig nehmen. Ich möchte zu der Debatte anregen, ob nicht tatsächlich „der abgelenkte Mensch“ ggf. sogar vom schlaueren Schlag ist – um es mal mit Ihren Worten zu sagen.