Datenschutz und Privatheit im Netz: Gestern, heute und morgen.

An verschiedenen Orten, hier und anderswo, wird heftig über die Bedeutung der Privatheit im Internet diskutiert. Letztlich geht es dabei um den Schutz persönlicher Daten. Nochmal kurz zusammengefasst, warum diese in Gefahr ist.

  • Neue (Web 2.0-)Dienste führen zu einer verstärkten Speicherung persönlicher Dokumente und einer verstärkten Preisgabe persönlicher Informationen.
  • Online-Shopping wird weiter zunehmen mit der Konsequenz, dass die unterschiedlichsten Profile der Händler noch detaillierter werden.
  • Aktivitäten in verschienden Online-Communities, von openBC bis zu Stayfriends, bringen Informationen zur Lebensgeschichte und zu inneren Einstellungen ins Netz.
  • Entwicklungen, die mit ortsbezogene Daten arbeiten, vom Mobilfunk über Hotspots bis hin zu RFID, werden einen weitern Baustein liefern.
  • Öffentliche Funktionen werden zunehmend technologisiert, z.B. mit der geplanten Gesundheitskarte oder der zunehmenden Vernetzung öffentlicher Stellen.

Betrachtet man sich diese – sicher nicht abschliessende – Liste, dann kann man auf den Gedanken kommen, dass ein Kampf verloren ist. Nämlich der, das Sammeln von Daten zu verhindern oder zu verbieten.

Von einigen Unbeirrbaren abgesehen, wird die überwiegende Mehrzahl der Menschen auf die Annehmlichkeiten und die neuen Dienste zukünftig nicht verzichten wollen. Und damit quasi freiwillig persönliche Daten in den Pool werfen. Die jüngeren Generationen (ich zähle mich mal gerade noch so dazu ;), wachsen mit den neuen Möglichkeiten wie selbstverstänlich auf.

Die Gefahr liegt darin, dass diese Daten zusammengeführt und intelligent ausgewertet werden. Selbst wenn das nur in Teilen passiert, wird mehr über einen Menschen öffentlich als dieser vielleicht weiß.

Wenn dem also so ist, was bedeutet das dann für den Datenschutz und die Privatheit?

Ein neuer Ansatz muß her. Weg vom bisherigen Bestreben, die Datensammlung zu vermeiden (das können und wollen wir gar nicht mehr). Und hin zu einem Ansatz, die Verwendung der Daten zu effektiv und effizient zu kontrollieren und im Blick zu haben.

Was braucht es dazu? Zuallererst das Bewußtsein der Menschen und das Wissen über die Möglichkeiten „des Gegenübers“ und über Methoden und Verfahren der Steuerung der Datenverwendung.

Zweitens: Allgemein zugängliche, benutzerfreundliche und effiziente Monitoring-Werkzeuge. Drittens: Allgemein anerkannte, gelebte und – wichtig – von der öffentlichen Hand und der Anwendercommunity sanktionierte Richtlichen eines „fair use“, sprich: Eine Vertrauensbasis.

Was ist Dein Gefühl: Wandelt sich der Datenschutz weg vom Verhindern der Datensammlung und hin zur Kontrolle der Datenverwendung? Und was wären die Konsequenzen aus Deiner Sicht?

6 Meinungen

  1. Im nachrichtendienstlichen Bereich ist die „Datenintegration“ schon länger Realität. die jüngst bekanntgewordenen NSA-Aktivitäten lassen wenig Gutes Hoffen:Vom Krieg gegen den Terror zum Krieg gegen den Bürger ist es nur ein kleiner SchrittUnd mit den RFD-Chips (.<Der Weltuntergang naht, schon wieder! RFID Chips sind diesmal das Menetekel der nahenden Apokalypse. )werden wir dann entgültig gläsern, konsequenterweise sollten dann die biometrischen Personalausweise auch mit DNA-Profil versehen werden……..Bleibt zu hoffen, dass die Überwacher in Bewegungsmustern, GPS-Daten, DNA-Profilen und Biometriebildern ersticken und durch die bloße Datenflut ineffektiv bleiben. Aber große Illusionen mache ich mir nicht, mit den neuen Suchmaschinentechnologien, Daten-Crawlern und Semantik-Web-Technologie läßt sich die Informationslawine in Kürze gut bewältigen, d.h. personenbezogen auswerten. Mit etwas bösem Willen ist die totale Überwachung machbar und den setze ich voraus!

  2. Den Kommentar von Rainer Helmes (http://weblog.mifomm.de) im work.innovation Blog möchte ich hier nicht vorenthalten:Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Nutzung und Verbreitung der Daten kontollieren lässt, die bereits auf weltweit vernetzten Serven gespeichert sind. Gleichültig, ob es sich dabei um persönliche Bilder auf z.B. Flickr oder Foren- bzw. Weblog-Einträge/-Kommentare handelt. Google-Cache vergisst nicht … ;-)Entsprechende Gesetze oder Bestimmungen müssten weltweit durchgesetzt werden, eine Illusion.Die einzige Möglichkeit ist der bewusste Umgang mit den eigenen Daten. Wenn wir das Internet nutzen, dann hinterlassen wir Spuren. Wir können allerdings beeinflussen, wo wir welche Spuren hinterlassen wollen. Wir müssen entsprechend vorsichtig mit den angebotenen Web-Diensten umgehen …

  3. Nicht, dass ich falsch verstanden werde: RFID halte ich für eine sehr nützliche Technologie, die einige interessante Einsatzszeanrien hat. Genauso wie alle anderen der aufgeführten Beispiele und Technologien.Nur ist es so, dass es nichts ohne Nebenwirkungen gibt. Eine ist die Privacy.Ob eine weltweite Abstimmung von Gesetzen etwas bringt. Wohl nicht. Illusorisch stimmt schon. Nichts spricht aber gegen landesspezifische Regelungen. Und der Gedanke des „fair use“ betrifft die Gesetzgebung nur am Rande. Das ist ein Ding zwischen Nutzer und Anbieter. Der Anbieter kann mit seinem Nutzungsverhalten durchaus steuern, wie die Firmen mit „fair use“ umgehen. Deshalb „…von der öffentlichen Hand und der Anwendercommunity sanktionierte Richtlichen…“Würde niemand bei Amazon kaufen, weil Profile und amerikanisches Recht den Datenschutz konterkarieren, dann würde sich Amazon anders verhalten. Warum das im Moment nicht so ist? Offensichtlich liegen die Prioritäten der Nutzer noch anders. Eine Frage des Bewußtseins, wie ja schon mehrfach angesprochen.Wenn niemand Writely und Google Spreadsheet nutzt, weil die vielleicht vertraulichen Daten von Google indexiert werden und sich dieser Index der eigenen Kontrolle entzieht, dann würde Google vielleicht anders handeln. Nur weil man sich bei Google in den (derzeitigen) Geschäftsbedingungen als „not evil“ darstellt? Aber hallo, offensichtlich ist man sich dort seiner Möglichkeiten wohl bewußt…

  4. @ alexander,yeep! Abgestimmt wird zunächst mit den Füßen, bzw. der Maus Man kann sicher nicht immer korrekt klicken, aber ich persönlich verzichte ganz auf Yahoo….Yahoo bringt chinesische Demokraten ins Gefängnis Ein absolutes „No go“! Der große Rest läßt sich nur durch Stärkung der demokratischen Kultur in den Griff kriegen.GrußAlex

  5. Ich kann es echt nicht fassen, was ich da gerade in der Presse (http://www.openpr.de/news/128029.html) gelesen habe! Müssen wir denn hier in Deutschland jeden Mist mitmachen, der in Brüssel beschlossen wird? Hier geht es direkt zur Abfrage der Personalausweisdaten: http://www.pazr.de Ganz interessant auch der Link auf der Startseite zur Online-Abfrage von Führungszeugnissen, droht hier der nächste Datenschutzskandal?

  6. Ja echt schlimm. Wir haben mitlereile das Jahr 2010 und der Datenschutz wird mit Füßen getreten. Mittlerweile haben wir ja sogar Nacktscanner.
    Natürlich alles zu unserem eigenen Schutz vor den bösen Terroristen :-O
    Mal schauen was die Zukunft bringt…

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