Das Nordderby: Werder Bremen gegen Hamburger SV

Werder Bremen und der Hamburger SV sind grundsätzlich absolute Vorzeigeclubs des deutschen Fußballs. Große Erfolge gab es in Bremen und Hamburg in fast 50 Jahren Bundesliga etliche zu feiern. Der HSV hatte seine Glanzzeit um das Jahr 1980 herum als Koryphäen wie Felix Magath oder Kevin Keegan an der Elbe spielten und ein gewisser Ernst Happel auf der Trainerbank den Taktstock schwang. Drei deutsche Meistertitel, zwei Europapokale und zwei weitere Endspielteilnahmen werteten damals den Briefkopf des Vereins gehörig auf. Doch auch im neuen Jahrtausend redeten die Hamburger mehrfach ein gewichtiges Wörtchen um die Spitzenplätze der Bundesligatabelle mit und erreichten in der Europa League zweimal das Halbfinale. Ein so sehnlich erwarteter weiterer Titel gelang allerdings nicht. Werder Bremen erlebte in erster Linie zwei erfolgreiche Phasen. Die Ära Otto Rehhagel in den 80er und 90er Jahren mit zwei Meistertiteln, zwei DFB-Pokalsiegen und einem Europacupgewinn sowie die noch anhaltende Ära Thomas Schaaf. Der Schüler Rehhagels schaffte seit seinem Amtsantritt im Jahr 1999 eine Meisterschaft, drei Pokalsiege und einmal den Einzug in das Endspiel der Europa League. Besonders wusste er dabei die Fans im ganzen Land durch sein ansehnliches Kombinationsspiel nach vorn zu begeistern.

Das Nordderby: Packende Duelle auf hohem Niveau

All dies waren große Zeiten mit vielen namhaften Spielern und legendären Duellen, zu denen natürlich besonders die jährlichen Nordderbys zählten. Nicht weniger als 104mal fand es seit Einführung der Bundesliga statt und brachte 37 Siege der Bremer, 33 Erfolge der Hamburger sowie 34 Unentschieden hervor. In der jüngsten Geschichte ist zum Leidwesen des HSV vor allem die Derbyserie im Frühjahr des Jahres 2009 in Erinnerung geblieben. Damals stießen die beiden ewigen Rivalen mit starken Leistungen in die Halbfinals von DFB-Pokal und Europa League vor und wurden dort jeweils gegeneinander gelost. Im deutschen Pokal siegten die Bremer nach einem dramatischen Spiel in Hamburg durch Elfmeterschießen. Und auch im internationalen Wettbewerb behielten die Grün-Weißen nach einem 0:1 im Heimspiel schließlich mit einem 3:2-Auswärtssieg die Oberhand. Kuriosität dieser Begegnung war die berühmte Papierkugel, welche, von Bremer Fans auf den Rasen geworfen, einen Ball so ablenkte, dass ein Eckstoß für Werder resultierte, der dann zum entscheidenden Tor führte.

Unruhige Zeiten im rauhen Norden

Zuletzt ist es um die beiden Traditionsvereine aber nach außen hin stiller, im direkten Umfeld aber umso unruhiger geworden. Das letzte Jahr war sportlich ein ziemliches Desaster, so dass plötzlich das vergleichsweise kleine Hannover 96 locker an den großen Rivalen vorbeizog und mit Abstand Nr. 1 im Norden wurde. Während Hamburg sich die meiste Zeit der Saison im grauen Mittelfeld aufhielt, gerieten die Bremer zeitweise sogar in Abstiegsgefahr, aus der sie sich erst durch einen Kraftakt Mitte der Rückrunde befreiten. Schwerer noch wiegt jedoch die finanzielle Misere. Durch die fehlenden Europacupeinnahmen und die unsichere Perspektive in Sachen zukünftiger internationaler Teilnahmen, müssen in Bremen und Hamburg kleinere Brötchen gebacken werden. Das wirkt sich vor allem in der Elbstadt aus, weil hier jahrelang etwas über die Verhältnisse gelebt wurde. Neu-Trainer Michael Oenning und der ebenfalls frisch verpflichtete Sportdirektor Frank Arnesen leiteten daher einen radikalen personellen Umbruch ein. Teure, alte Spieler wurden abgegeben und dafür eine ganze Bandbreite junger aufstrebender Leute verpflichtet, die sich freilich erst miteinander einspielen müssen. Langfristig wollen Oenning und Arnesen aus der finanziellen Not eine Tugend machen und nach Vorbild von Borussia Dortmund oder des VfB Stuttgart mit einem Jugendkonzept wieder nach oben streben. In Bremen wurde zwar jahrelang solide gewirtschaftet, aber auch hier wirken sich die Einnahmeverluste auf den Kader aus. Jüngst äußerte sich das durch den Verkauf von Abwehrchef Per Mertesacker an Arsenal London. Auch an der Weser wird dringend Geld benötigt.

Die Situation vor dem 5. Spieltag

Der Start in die aktuelle Saison verlief für Werder und den HSV höchst unterschiedlich. Die Grün-Weißen blamierten sich zwar kräftig im Pokal beim 1. FC Heidenheim, legten dann aber einen mehr als ordentlichen Saisonstart hin. Nach drei recht beeindruckenden Siegen und einer unglücklichen Niederlage in Leverkusen belegt Thomas Schaafs Truppe vor dem 5. Spieltag überraschend Platz zwei der Tabelle. Der Angriff mit Pizarro, Rosenberg und Arnautovic hat bereits zu alter Stärke zurückgefunden und auch die Abwehr scheint gefestigt, was angesichts des Mertesacker-Transfers allerdings neu beobachtet werden muss. Ganz anders geht es der neu zusammen gewürfelten Mannschaft von Michael Oenning. Nur ein glücklicher Punkt gegen Aufsteiger Hertha BSC steht zu Buche. Dazu kamen zwei vernichtende Niederlagen in Dortmund und München sowie jüngst eine bittere 3:4-Heimpleite im Kellerduell gegen den 1. FC Köln. Vor allem die Abwehr weist bislang keinerlei Bundesligaforrmat auf. Das Umfeld in Hamburg wird angesichts dieser Misserfolge bereits wieder unruhig und Oenning muss so langsam die Kurve kriegen, wenn er tatsächlich den langfristigen Neuaufbau selbst durchführen will. Zwei wichtige personelle Veränderungen gab es daher auch noch vor Abschluss der Transferperiode: Der zuletzt oft lustlos wirkende linke Mittelfeldspieler Eljero Elia wurde zu Juventus Turin abgegeben. Ihn ersetzt auf derselben Position der quirlige und torgefährliche Kroate Ivo Ilicevic vom 1. FC Kaiserslautern.

Prognose: Der Hamburger SV hatte durch die Länderspielunterbrechung ein wenig Zeit, sich zu konsolidieren. Einige Spieler waren auf der Reise zu ihren Nationalmannschaften und konnten den Kopf etwas frei bekommen. Die Führungsverantwortlichen konnten die Situation neu überdenken und mit den verbliebenen Spielern in Ruhe arbeiten. Für Werder war die Zwangspause vor dem 5. Spieltag eher nachteilig, da dem grün-weißen Angriffswirbel etwas der Schwung genommen wurde. Das Nordderby endet schiedlich-friedlich 1:1, was beiden nicht groß weiterhilft, den Hamburgern aber zumindest moralisch etwas Auftrieb gibt.

3 Meinungen

  1. Vor sich hinkrieselnd????? Der Autor hat aber schon die Tabelle und das aktuelle Fußballgeschehen im Blick? Was ist an Platz zwei und 12 Punkten aus 5 Spielen bitte dahinkrieselnd????

  2. Kommentar vom Autor selbst: hab mir schon gedacht, dass das eine sehr gewagte Aussage ist, die wohl gemerkt VOR dem HSV-Spiel gemacht wurde. Ich hatte dabei nicht nur die paar Spiele der gerade beginnenden Saison im Blick sondern das ganze letzte Jahr, was ja dann auch im gesamten Bericht zur Sprache kommt. Ich finds immer übertrieben, wenn man Mannschaften eine Krise andichtet oder sie in den Himmel hebt nur aufgrund von 3-4 Spielen. Man muss schon einen längeren Zeitraum dazu betrachten. Und da ist Werder derzeit nach wie vor in einer Umbruchphase. Man wird sehen, ob sie die derzeitige Position halten können.

  3. Schöner Artikel lässt dich gut lesen . das kommentar ist schon sehr gewagt aber naja was soll man da zu sagen frei schnauze halt;)

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