Corona-Pandemie: Aerosolforscher fordern Kurswechsel

Abendliche Ausgangsbeschränkungen und Jogger mit FFP2-Masken? Führende Aerosolexperten sehen diese Maßnahmen skeptisch. In einem Brief an die Bundesregierung weisen sie darauf hin, dass die hohen Infektionszahlen der dritten Corona-Welle auf Ansteckungen in Innenräumen zurückzuführen sind.

Die Gefahr lauert drinnen, nicht draußen

Deutsche Aerosolwissenschaftler sind der Meinung, dass die Hauptgefahr einer Cov-2-Ansteckung im Alltag in Räumlichkeiten zu finden ist – und nicht in den Außenbereichen der Gastronomie oder in Parkanlagen. Deshalb fordern die Experten nun in einem offenen Brief an die Regierung, das Steuer bei den verordneten Pandemiemaßnahmen herumzureißen und den Fokus vermehrt auf die Bekämpfung des Coronavirus in Innenräumen zu richten. Die Infektionsgefahr im Außenbereich befindet sich laut Brief im Promillebereich.

Maßnahmen wie die Ausgangsbeschränkung oder das Tragen von Masken beim Joggen würde keinen nennenswerten Einfluss auf das Infektionsgeschehen haben, so die Forscher. Sie zählen auch Abriegelungen von Ausflugszielen oder Innenstadtbereichen zu den Regelungen während des Lockdowns, die in ihren Augen nicht zielführend sind.

Heimliche, risikoreiche Treffen in Innenräumen würden damit nicht verhindert, sondern vielmehr lediglich die Motivation erhöht, sich den staatlichen Anordnungen noch mehr zu entziehen.

Die Empfehlung der Experten: Direkte und indirekte Ansteckungen in Räumen vermeiden

Die Verfasser des offenen Briefs beklagen, dass wesentliche Erkenntnisse ihrer Forschung nicht in praktisches Handeln umgesetzt werden. Dabei halten sie es für erwiesen, dass sich das Corona-Virus in erster Linie in Innenräumen ausbreitet.

Laut ihren Erkenntnissen passiert das unter Umständen auch dann, wenn eine Personen nicht direkt im Büro oder einem anderen Raum auf einen Infizierten trifft: Die von ihm verbreiteten Aerosole mit dem Virus verbleiben längere Zeit nach Verlassen der Räumlichkeit noch in der Zimmerluft, wenn nicht regelmäßig gelüftet wird. Auf diese Weise können sich dann weitere Personen anstecken.

Maßnahmen gegen die Ansteckungsgefahr in Innenräumen

Um die Ausbreitung des Virus in Großraumbüros, Pflegeheimen oder Schulen zu unterbinden, empfehlen die Aerosolforscher gleich mehrere Maßnahmen. Dazu gehören kurze Meetings, häufiges Stoß- oder Querlüften, das konsequente Tragen von Masken drinnen sowie die Installation von Filtern und Raumluftreinigern. Letzteres muss besonders dort stattfinden, wo Personen sich länger aufhalten müssen. Bei den verwendeten Masken ist zu beachten, dass sie möglichst dicht sitzen.

Werden alle diese Maßnahmen in Kombination befolgt, versprechen sich die Experten davon wieder mehr Bewegungsfreiheit für die Bevölkerung.

Zu den Unterzeichnern des offenen Briefs gehören unter anderem der Dr. Christoph Ansbach, Präsident der Gesellschaft für Aerosolforschung (GaeF), Dr. Gerhard Scheuch, der ehemalige Präsident der ISAM (International Society for Aerosols in Medicine) sowie die Generalsekretärin der Gesellschaft für Aerosolforschung, Dr. Birgit Wehner.

Bildnachweis: Pixabay, 4952102, mohamed Hassan

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