Das am 3. Februar in der Elbe vor Stade auf Grund gelaufene Containerschiff „CSCL Indian Ocean“ konnte in der Nacht zu Dienstag von insgesamt zwölf Schleppern wieder in die Fahrrinne der Elbe gezogen werden. Inzwischen ist hat das Schiff den Hamburger Hafen erreicht und wird dort auf Schäden untersucht.
Niedrigwasser hatte eine sofortige Bergung unmöglich gemacht
Durch eine Störung in der Ruderanlage war der 400 Meter lange Containerriese, der am vergangenen Mittwoch in der Elbe auf dem Weg aus England zum Hamburger Hafen war, manövrierunfähig geworden. Die Lotsen an Bord rieten dem Kapitän, das Schiff in Richtung des sandigen Nordufers zu Steuern, denn das Südufer ist in diesem Flussabschnitt steinig und hätte schwere Schäden am Schiffsrumpf verursachen können. Noch in der Nacht begannen erste vergebliche Bergungsversuche.
Die teuerste Bergung in der Geschichte des Havariekommandos
Das Havariekommando Cuxhaven, das die Einsatzleitung vom Wasser- und Schifffahrtsamt übernommen hatte, erarbeitete ein aufwendiges Bergungskonzept. Im ersten Schritt wurde der Frachter durch abpumpen von Schweröl und Ballastwasser um 6.500 Tonnen leichter gemacht. Das Abpumpen erfolgte dabei nach umfangreichen Berechnungen der Reederei, um das restliche Gewicht des Schiffes möglichst gleichmäßig auf dem sandigen Elbgrund zu verteilen. Gleichzeitig wurden um das Schiff durch Schwimmbagger insgesamt rund 45.000 Tonnen Sand abgetragen. In der Neumondnacht zum Dienstag, für die eine Springtide mit hohem Wasserstand erwartet wurde, waren schließlich zwölf Schlepper im Einsatz, um den Schiffsriesen wieder in die Fahrrinne zu ziehen. Auch aufgrund starken Windes, der für noch höheren Wasserstand sorgte, verlief die Bergung letztlich erfolgreich und auch schneller als gedacht. Während der gesamten Bergungsaktion war das Schiff dabei auch aus der Luft überwacht worden. Ein Flugzeug kontrollierte die Umgebung des Schiffes auf austretende Flüssigkeiten. Der Hamburger Wirtschaftssenator Frank Horch (67) zeigte sich erleichtert: „Das Krisenmanagement hat hervorragend funktioniert, das Havariekommando hat beste Arbeit abgeliefert.“ Nach Schätzungen von Hans-Werner Monsees, dem Leiter des Havariekommandos, liegen die Kosten der Bergung im zweistelligen Millionenbereich. Die minutiös geplante Befreiung des riesigen Frachters war damit die bisher teuerste Bergungsaktion in der Elbe. Aufkommen für den Schaden muss die Versicherung der Reederei des Schiffes. Auf den Steuerzahler kommen daher wohl keine Kosten zu.
Das Schiff hat im Hamburger Hafen festgemacht
Nach erfolgreicher Bergung war die „Indian Ocean“ von fünf Schleppern nach Hamburg an den Predöhl-Kai im Waltershofer Hafen gezogen worden. Dort werden nun die für Hamburg vorgesehenen 3017 Container gelöscht. Gleichzeitig werden Rumpf und Ruderanlage des Frachters genauestens auf etwaige Schäden untersucht. Nach bisherigen Erkenntnissen ist das Schiff aber voll funktionstüchtig. Die Havarie facht den Streit um die Elbvertiefung wieder an. Umweltschützer weisen erneut auf die Gefahren durch Riesenschiffe in der Elbe hin. Auch die Betreiber des Jade-Weser-Ports in Wilhelmshaven reagierten auf die Havarie mit dem Hinweis, dass zum Erreichen ihres Container-Tiefwasserhafens keine Flussdurchfahrt nötig sei.