Bei der Spieltags-Eröffnung Schalke-Hamburg könnten die Vorhaben nicht eindeutiger sein. Schalke ist Erster, will Meister werden. Hamburg war bis zum vorletzten Spieltag Vorletzter, will nicht absteigen. Slomkas Truppe bestreitet das zweite Heimspiel hintereinander. Das letzte ging, na ja, unglücklich gegen Leverkusen verloren. Zu viele Chancen liegen gelassen, hinten einmal nicht aufgepasst. Trotzdem hat man noch vier Punkte Vorsprung auf Stuttgart. Lincoln wird nach der Tätlichkeit gegen Schneider insgesamt fünf Spiele fehlen. Inwieweit das eine Schwächung ist, halte ich für diskutabel. Die Mannschaft hat schon bewiesen, dass sie ohne Lincoln siegen kann. In der Hinrunde fand sie sogar erst ihre Identität, als der Brasilianer verletzungbedingt fehlte. Der musste sich Lincoln anpassen, als er wieder fit war. Normalerweise sollte es umgekehrt sein.
Der HSV hat sich mit neun Punkten aus den letzten drei Spielen aus dem tiefsten Abstiegssumpf befreit. Dennoch, die Darbietung gegen Frankfurt sorgte bei Stevens für Verstimmung. Dass dieser die Dinge knallhart anspricht und bereit ist durchzugreifen, unterscheidet ihn von Doll. "Wir sind leichtsinnig geworden." ließ er nach dem Spiel verlauten. Und weiter: "Ich habe Dinge gesehen, die ich nicht akzeptieren kann." Den Rest regelt er intern. Momentan ist das offenbar das richtige Rezept für den HSV. Zumal mit Stevens auch das Glück nach Hamburg zurückgekehrt ist. Zur Perspektive:
Hoffmann und Beiersdorfer halten sich für meinen Geschmack sehr bedeckt, was Lob für Stevens angeht. Ich habe nicht das Gefühl, dass man über die Saison hinaus mit ihm plant. Aber das ist Zukunftsmusik.
Stuttgart greift am Samstag in Leverkusen in den Titelkampf ein. Spielerisch ist das momentan ganz große Klasse von den Schwaben. Dass sich das Augenmerk sehr auf Gomez richtet, ist klar. Dass mehr dahinter steckt, beispielweise die sehr intelligente Spieleröffnung von Delpierre, oder die gut strukturierten Abläufe, auch. Dennoch, Titelkampf? Ich halte sie schlichtweg nicht für reif genug. Leverkusen tritt mit Rückenwind an. Sieg in Schalke, Sieg im Uefa-Cup. Wenn jedoch eines in Leverkusen Bestand hat, dann die Unbeständigkeit. Daher weiß Skibbe auch nicht so recht, wohin mit seinem Team. Uefa-Cup? Vom Potential her, aber sicher. Aber etwas fehlt dieser Mannschaft. Die Zupacker-Mentalität?
Hertha empfängt die Bayern. Trotz der "Erfolge" der letzten beiden Spiele: Bei Bayern liegt eine Menge im Argen. Hitzfelds Aussage, er habe sich die Aufgabe so schwer nicht vorgestellt, sagt eigentlich alles. Hertha will auf den fünften Platz, hat derzeit zwei Punkte Rückstand auf Nürnberg. Was die Hauptstädter in dieser Saison geliefert haben, finde ich überaus mittelmäßig und zu sehr auf Einzelaktionen fixiert. Ein potentieller Grottenkick.
Auf den darf man sich auch in Wolfsburg freuen. Dort präsentiert sich Mönchengladbach. Die sind Letzter und das nicht einmal unverdient. Wolfsburg belegt in der Heimtabelle den 13.Platz, Gladbach in der Auswärtswertung den Letzten. Marcelinho hat dem Spiel des VfL allerdings Leben eingehaucht, auch wenn er noch nicht überragt hat. Aber er ist stets in Bewegung, versprüht Esprit im biederen Wolfsburger Spiel.
Werder muss, wenn es den Anschluss an Schalke, Stuttgart wahren will, zu Hause gegen Bochum gewinnen. Auch wenn die Töne etwas leiser geworden sind: Der Glaube an den Titel ist jedenfalls noch da, trotz der Negativ-Erlebnisse der letzten Wochen. Borowski wird fehlen, Klose geht gerade der Ursache eines Infektes nach. Bochum hat mich in den letzten Spielen überzeugt, auch wenn die Ergebnisse nicht immer stimmten. (ein Sieg, zwei Niederlagen, zwei Unentschieden). Mithalten konnten sie immer, auch in München, wo sie mehr als das 0:0 verdient gehabt hätten. So sehr ich mich scheue, eine Mannschaft auf einen Spieler zu reduzieren: Sie sind abhängig davon, dass Gekas trifft.
In Bielefeld erzeugt der Abstiegskampf keine Panik- Geideck: „Ein Endspiel wäre es erst, wenn nach einer Niederlage auch rechnerisch nichts mehr zu retten wäre“. Solch besonnene Aussagen finde ich grundsätzlich sympathisch. Geideck demonstriert den Glauben an seine Mannschaft wo er nur kann. Nur scheint diese den Glauben an sich selbst verloren zu haben. Immerhin kehrt Kucera in die Mannschaft zurück. Der bildete in der Hinrunde gemeinsam mit Kauf den Grundstein für das Bielefelder Umzingelungsspiel. Wenn es der Mannschaft wieder gelingt vor der Abwehr mehr Bälle abzufangen, ist ein großer Schritt getan. Gegen Nürnberg wird das auch nötig sein. Die sind schließlich nicht umsonst Fünfter. Geideck über den Gegner: „Die Nürnberger haben einen sehr guten Lauf, sind sehr spielstark und klar strukturiert. Bei ihnen ist eine klare Handschrift zu erkennen“.
Frankfurt empfängt Hannover. Auch bei der Eintracht behält man die Ruhe. Trotzdem werden erste Stimmen bezüglich Trainerdiskussion laut. Bruchhagen steht zu Funkel, die Mannschaft ohnehin. Der Trainer hat unter der Woche ein erstes Zeichen gesetzt, Amanatidis nicht für das Spiel gegen Offenbach nominiert. Disziplinarische Gründe? Hoffentlich war es nicht nur ein Zeichen um des Zeichens willen. Solcherlei Manöver können, für den Fall, dass sie keine Früchte tragen, schnell nach hinten losgehen.