Blühende Rosen ranken um das eiserne Tor über der schönen, alten Holzpforte. Ein stämmiger Apfelbaum steht auf der kleinen Wiese und spendet der Liege darunter seinen Schatten. Die offene Tür zur Hütte ist von üppigem Efeu umgeben. Ein Strauch mit hellroten Johannisbeeren leuchtet unter dem kleinen Fenster mit den blauen Läden. Paradiesisch, nicht wahr?
Wollen Sie mitkommen? Dann treten Sie ein: in die Welt der Schrebergärten. Die Stylistin und Texterin Elke Scherping hat sich gemeinsam mit dem Werbefotografen Wolfen Schulz in Deutschlands Kleingärten umgeschaut – und ein zauberhaftes Bilder-Buch zusammengestellt. „Mein schöner Schrebergarten“ ist voller Überraschungen: Da findet der Leser Fotos mit Miniatur-Ausgaben von Bauernhäusern aus roten Ziegeln mit grünen Fensterläden. Oder Bullerbü-Hütten, bunt bemalt in lindgrün oder pastellblau. Die einen haben sich die Provence zum Vorbild genommen und möblieren ihr Gärtchen mit schmiedeeisernen Stühlen und hängen kupferne Pfannen an die getünchte Küchenwand. Andere nutzen jedes Eckchen für Gemüsepflanzen, kleine Salatbeete und ziehen in unzähligen Tontöpfen die Aussaat vor. Ganz ehrlich: Wer bislang noch nie durch eine Kleingarten-Anlage geschlendert ist, muss jetzt schleunigst seine Vorurteile über Bord werfen! Hier wurschteln ganz offenbar nicht mehr nur die Rentnerpärchen mit der wettergegerbten Haut tagelang im erdigen Boden und setzen Primelchen ins Beet.
Spießer? Von wegen! Kleingärten stehen bei jungen Leuten hoch im Kurs
Fünf Millionen Menschen können nicht irren! So viele Deutsche tummeln sich heutzutage in Schrebergärten; sie haben kein eigenes Grün vor der Haustür, sondern leben in Wohnungen oder Hochhäusern einer Stadt. Die meisten Mini-Grundstücke in den Kleingarten-Anlagen werden von Vereinen verwaltet – in Großstädten führen knapp die Hälfte bereits lange Wartelisten. Familien mit Kindern, WG-Gruppen und junge Paare gehören zu den neuen Mitgliedern. Im Schrebergarten finden sie ihr Kleinod, können die Träume vom eigenen Haus mit Garten zumindest im Kleinen verwirklichen. Allen gemein ist die Liebe zur Natur: Ökologie steht an oberster Stelle. Kein Gärtchen ohne Komposthaufen, Schädlingsbekämpfung mit Chemie ist verpönt, selbst angebautes Biogemüse kommt auf den Tisch. Die einen legen besonderen Wert auf Vogelschutz und sammeln Futterhäuschen; andere richten ihre Datschen stilvoll mit Shabby-Chic und Flohmarktfunden ein.
Ein Buch für Naturfreunde, Gartenbesitzer und alle, die es noch werden wollen
Elke Scherping und Wolfen Schulz haben ihr Buch eindeutig mit viel Liebe und Geduld erstellt. Die Fotoauswahl- und Qualität ist überragend. Auf dem Niveau gehobener Wohn- und Architekturzeitschriften werden dem Leser hier nicht nur Tür und Tor zu einem kleinen Kosmos inmitten der Stadt geöffnet, an dem wir gemeinhin einfach vorbeifahren. Schrebergartenbesitzer werden sich in diesem Bildband wiederfinden, aber auch zahlreiche neue Anregungen entdecken, denn die Autoren informieren in den knapp gehaltenen Texten über allerlei Fakten rund ums Thema Garten inkl. einiger Rezepte, Tipps für die Pflanzen-Anzucht, das richtige Setzen von Hecken oder die Wahl der Rosensorte, die den Torbogen über der alten Holzpforte schmücken kann. Und alle, die noch keinen Garten besitzen, werden sich am Ende des Buches denken: Vielleicht schau ich mir doch mal den Kleingartenverein um die Ecke an…
Elke Scherping / Wolfen Schulz (Fotos): Mein schöner Schrebergarten – idyllisch – natürlich – hipp. Knesebeck, 2014, Hardcover, 19.95 €
Weitere Bücher im Verlag Knesebeck für Garten- und Klein-Haus-Liebhaber (je 19.95 €):
Chris Hadden / Jane Field-Lewis: Mein wunderbarer Wohnwagen
Lia Leendertz / Claire Roth: Mein wundervoller kleiner Garten
Jane Field-Lewis: Meine hippe Hütte
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