Fast drei Tage nach dem Einsturz der Autobahnbrücke in der italienischen Stadt Genua suchen Rettungskräfte immer noch nach Überlebenden. Mithilfe schweren Geräts kämpft man sich derweil durch die Trümmer der ehemals fast 90 Meter hohen Brücke, denn über ein Dutzend Menschen konnten noch nicht geborgen werden. Währenddessen erhebt die italienische Regierung Vorwürfe gegen den Straßenbetreiber und die EU, die sich beide keiner Mitschuld bewusst sind.
Wenig Hoffnung auf Überlebende
Aufgrund der vergangenen Zeit sei es „wenig wahrscheinlich, Überlebende zu finden“, so Regionalpräsident Giovanni Toti. Man sei sich natürlich auch nicht sicher wie viele Personen überhaupt verschüttet worden sind, wodurch sich die Suche komplizierter gestaltet – Derweil wird davon ausgegangen, dass es noch zehn bis 20 vermisste Personen geben könnte.
Bisher konnte man insgesamt 38 Körper bergen, in einer Stellungnahme seitens der Polizei war zuvor von 39 Todesopfern die Rede. Zusätzlich sind 16 Personen verletzt worden, neun schweben nach wie vor in Lebensgefahr.
Auf der Suche nach Verantwortlichen
Noch ist nicht geklärt was genau für den Einsturz der Brücke gesorgt hatte – Genuas Staatsanwalt Francesco Cozzi erklärte, dass menschliches Versagen derzeit als Schwerpunkt der Ermittlungen untersucht wird. So könnte es etwa Bau- oder Architekturfehler gegeben haben, oder der Brückeneinsturz kam in Folge falsch durchgeführter Wartungsarbeiten zustande. Somit ist es schwer einen Verantwortlichen zu finden. Sowohl dem Straßenbetreiber als auch der EU wird jetzt allerdings vorgeworfen, sich nicht ausreichend um Sicherheitsmaßnahmen gekümmert zu haben. Vize-Ministerpräsident Luigi di Maio drohte damit Autobahnen zu verstaatlichen, würden die Betreiber der Straßen weiterhin nicht in der Lage sein ihren Aufgaben nach zu gehen. Außerdem plane die Regierung bereits vor Abschluss der Untersuchungen Schadensersatz von der Instandhaltungsfirma zu verlangen und im Zuge dessen nach einem neuen Unternehmen für diese Aufgabe zu suchen.
EU weist Kritik zurück
Laut EU-Kommission sehe man sich nicht in der Position auf die Vorwürfe der italienischen Regierung einzugehen. Tatsächlich wurde Italien bereits im Frühjahr von der EU dazu angehalten mehr Gelder in die Infrastruktur zu investieren. Gemäß eines Siebenjahresplanes solle Italien zwischen 2014 und 2020 circa 2,5 Milliarden Euro für den Ausbau und die Instandsetzung des Straßen- und Schienennetzes erhalten. Zusätzlich hatte die EU im April bewilligt, dass insgesamt 8,5 Milliarden Euro in den Ausbau italienischer Autobahnen investiert werden. In der Kritik steht die Europäische Union dennoch, denn die Autobahn A10, auf der sich die eingestürzte Brücke befindet unterlag besonderen Prüf- und Sicherheitsauflagen der EU und gehörte zum transeuropäischen Verkehrsnetz.
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