?Branding the Cure? Pharma-Marketing ist mehr als nur Werbung, die Übergänge zwischen Information und Manipulation sind fließend.

Über die Zusammensetzung ihrer Werbe-Budgets geben Schering & Co. nur äußerst ungern Auskunft. Wenn es darum geht, wie sie Gelder zur Beeinflussung von Ärzten und Patientenorganisationen verwenden, sind die Marketing-Abteilungen ungewohnt schweigsam.[Ärzteblatt: Verbraucherschützer kritisieren mangelnde Transparenz beim Pharma-Marketing]


Der internationale Dachverband der Verbraucherschutzorganisationen, Consumers International , wirft den Pharmaherstellern in seinem jüngsten, von der EU geförderten Bericht „Branding the Cure“[Zusammenfassung als PDF…], sogar unethisches Verhalten vor.
 
Nach Angaben der Verbraucherschützer werden nicht nur Mediziner mit Werbegeschenken und Seminaren beeinflusst, sondern auch Selbsthilfegruppen mit hohen Spendenbeträgen von unabhängiger Information abgehalten. Der zunehmend mündige Patient wirkt aktiv an einer Therapieentscheidung mit. Für das Marketing macht ihn das zu einer immer wichtigeren Zielgruppe, die es mittels Publikums-PR gezielt anzusprechen gilt. Unabhängige Informationen erhoffen sich die Kranken von den Selbsthilfeorganisationen, die nun besonders im Internet schnell zu finden sind. Eine dort  platzierte PR erreicht ihre Zielgruppe ohne Streuverluste und hat zudem den Anschein unabhängiger Information.

 
Aber nicht nur bereits Erkrankte sind die Zielgruppe der Werbestrategen, schließlich sind die Gesunden von heute ja die Kranken von morgen. Mit so genannten „Awareness“-Kampagnen, soll das Bewusstsein für oft nur vermeintliche Erkrankungen gefördert werden [Kreative Medizin – Sie sind noch nicht krank?].



Dass diese skrupellosen Aktivitäten tatsächlich erfolgreich sind, belegt alleine ein Blick auf die Mittelverteilung in den Unternehmen. Der Leiter von Consumers International, Richard Lloyd, befürchtet, dass die Firmen fast doppelt so viel Geld für Marketing ausgeben wie für Forschung und Entwicklung.
 
Finanzieren können die Arzneimittelhersteller diese aufwendigen Manipulationen aus ihren explodierenden Umsätzen. Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für Arzneimittel sind im ersten Quartal 2006 bereits um 10,6 Prozent auf 5,88 Milliarden Euro gestiegen und so subventionieren die Versicherten die eigene „Verarschung“.
 
Ob uns irgendeine Gesundheitsreform vor diesen Methoden schützen wird? Vermutlich nicht, eher wird noch die Homöopathie zur Schulmedizin erklärt, als dass Medikamente nach Wirksamkeit und Nutzen beurteilt würden. [Link zum Haareausraufen: So etwas wird immer noch von intelligenten Menschen ernstgenommen…..]


Neben der vorzüglichen Lobbyarbeit der Pharmas, verhindert aber auch die grenzdebile Naivität mancher politischer „Eliten“ eine gesundheits- und kostenschonende Eindämmung dieser Praktiken. [Facharzt.de: „… Pharmabranche hat die Politiker im Griff und verhindert Positivliste. Für uns kann man das auch so lesen: Solange Pharma abhobelt, bleibt weniger für uns Ärzte. Ulla und KaLau wissen das ja eigentlich. Die sind ja auch nicht dümmer als Seehofer, oder?“]
 
Gesundheit darf eben kein Spielfeld der „Laissez faire-Ökonomie“ sein, hier ist die Politik gefragt. Was wir brauchen, ist ein schlanker Staat, der fit genug ist, die Interessen seiner Bürger kompromisslos vor dem Zugriff mächtigerLobbygruppen zu schützen. Unser Wählerauftrag ist nämlich die einzige Legitimation für die politischen Entscheidungen im Land und nicht irgendwelche ökonomischen Partikularinteressen!
 



Die Chefarztfrau

5 Meinungen

  1. LiebhaberderChefarztfrau

    Die Illusion von Hoffnung, mit der Bereitschaft zu unsauberen Handlungen. Dafür verschenkt der Bürger die Moral und ertrinkt in der vernebelten Pseudoinformation der Lobbyisten.Prost

  2. Zitat „Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für Arzneimittel sind im ersten Quartal 2006 bereits um 10,6 Prozent auf 5,88 Milliarden Euro gestiegen…“Ja klar, dass die Zwangsabgabe der Pharmahersteller entsprechend gesenkt wurde ist noch nicht aufgefallen – oder?Und welchen Anteil haben die Ausgaben für Medikamente an den gesamten Gesundheitsausgaben?Hauptsache immer schön polemisch, Recherche ist ja nicht nötig…Bob

  3. Hallo Frau Ritter,meine Mutter befindet sich seit sieben Jahren in einem Heim. Wir haben in dieser Hinsicht bisher alles durch. Zwischenzeitlich ist sie aber nur noch ans Bett gefesselt und ich denke, dass Sie mich nun nicht mehr als Ihren Sohn erkennt. Aber schon noch, als jemanden, den sie in guter Erinnerung hat.Aber Sie haben eine Frage gestellt. Ich habe meine Mutter sicherlich oft überfordert, weil ich dachte, nach außen zu gehen, etwas mehr zu unternehmen, wäre nur gut für sie. Aber je weiter sich ihr Zustand verschlechterte, das Kurzzeitgedächtnis immer flüchtiger wurde, hatte sie auch immer mehr Schwierigkeiten, sich wieder in ihrer neue Umgebung zurechzufinden. Ich musste mich damit auseinandersetzen, meine Ängste und Hoffnungen nicht auf meine Mutter zu übertragen, nicht in einen Aktionismus zu verfallen. Ich kann diese Krankheit nicht aufhalten. Ich muss auch mit dieser unendlichen Traurigkeit in den Augen meiner Mutter leben, wenn sie für einen kurzen Augenblick erfühlt, dass etwas mit ihr nicht stimmt.Ich denke, diese Erkrankung erfordert von uns Angehörigen auch eine gewaltige Auseinandersetzung mit uns selbst, gerade auch, um uns selbst nicht zu überfordern! Denn das hilft unseren Müttern und Vätern erst recht nichts.Ihnen wünsche ich unbekannterweise auch ein schönes Neues Jahr.Liebe GrüßeKarsten Schmidt

  4. Hallo Kartsten, genau das war mein Thema von Anfang an. Meine Mutter kam vor fast 4 Jahres ins Martha Haus und war schon sehr dement. Dann der Umzug aus der eigenen Wohnung – sicherlich ist es für sie sehr schwer gewesen. Aber sie hatte sich doch schnell an ihr neues zu Hause gewöhnt und das ist der Punkt: Habe ich sie mit zu mir nach Hause geholt, oder bin mit ihr über die Dörfer mit dem Auto gefahren und habe sie dann wieder in ihr neues zu Hause gebracht, das war sehr schlimm. Sie war total durcheinander, wo bin, was soll ich hier etc. Das war schrecklich. Es tat ihr nicht gut, das habe ich gemerkt und habe ihr mit all dem überhaupt keine Freude gemacht. Nun fahre ich jede Woche zu ihr. Wenn es schön ist gehen wir die Strasse rauf und runter spazieren, aber wegfahren nicht mehr.Ich habe vieles gelernt, wie auch geschrieben: keine W-Fragen stellen usw. Ich weiss sie dort bestens aufgehoben und das gibt mir für alles andere die Kraft.Das soll auf keinen Fall heissen, dass ich alles andere was früher war vergessen habe – sie ist und bleibt meine geliebte Mami und hoffe bleibt auch noch lange so bleibt.Alles Liebe für Sie – die Kraft müssen Sie selber lernen zu haben – Sie schaffen esViele Grüße Karin Ritter

  5. Qualifizierter Nachwuchs in der Altenpflege ist rar, obwohl der Beruf als Fachkraft in der Altenpflege viele abwechslungsreiche sowie verantwortungsvolle Aufgaben und in der heutigen Zeit vergleichsweise sichere Zukunftsaussichten bietet.
    Die Website http://www.awo-ausbildung.de bietet viele Informationen zu einer Ausbildung in der Altenpflege. Sie bietet außerdem eine Suchfunktion, mit der ein Ausbildungsplatz im Seniorenzentrum in einer bestimmten Region gesucht werden kann.
    Viel Spaß!

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