Die Bohème Sauvage ist eine stilvolle Zwanziger Jahre Party, die seit Mai 2005 regelmäßig in Berlin stattfindet und mittlerweile auch immer wieder in anderen Städten zu Gast ist. Erfunden wurde das Event von „Fräulein“ Else Edelstahl und ihrer Schwester Emma, die zuvor zahlreiche private Zwanziger Jahre Feste in Berlin veranstaltet hatten. Nachdem diese allerdings bald aus allen Nähten platzen, entwickelten sie das Konzept für eine öffentliche Party zu dieser Ära, welche nun von ihrer „Gesellschaft für mondäne Unterhaltung“ veranstaltet wird.
Nächste Bohème Sauvage-Party in Berlin
Am 29. Oktober findet die 52. Bohème Sauvage in Berlin statt. Den Besucher erwartet dort ein vielfältiges kulturelles Amusement, darunter Livemusik, Burlesque Darbietungen, eine Absinthbar, Musik vom Plattenteller, ein exzentrischer Conférencier und ein Bauchladenfräulein, welches elegante Accessoires feilbietet (vom Armband bis hin zur Zigarettenspitze). Im Casino wird bei Roulette, Black Jack und Poker stilecht mit „Reichsmark“ gezahlt, außerdem gibt es kleinere Gesellschaftsspiele.
Dresscode für die Gäste
Für das passende Ambiente haben die Veranstalter einen Dresscode entwickelt, der sich an folgenden Epochen und Typen orientiert: Zwanziger, Dreißiger, Fin de Siecle, Vaudeville, Gigolo, Moulin Rouge, Ganove, Mafiosi, Varieté, Cancan, Burlesque, Charleston, Diva, Decadent, Dandy und ähnliches. Dabei wird empfohlen, entsprechend den jeweiligen Vorbildern auf allzu knallige und bunte Farben ebenso zu verzichten wie auf billige Karnevalskostüme und –accessoires, während stilvoller Glitter und Glamour durchaus willkommen ist. Wissenswertes, Tipps und Links zu den entsprechenden Modestilen, Kultur und Geschichte finden Sie auf der Webseite von Bohème Sauvage.
Übrigens wird auf der Bohème Sauvage in Berlin und an anderen Orten nicht der Versuch gemacht, authentisch Geschichte nachzuspielen – auch wenn manche Besucher sich für den Abend einen Charakter im Stil der Zwanziger Jahre überlegen und diesen auch spielen. Vielmehr versteht sich die Veranstaltung als eine nostalgische Hommage an vergangene Zeiten.
Programm der Bohème Sauvage in Berlin
Zu Beginn des Abends findet ein Swing-Tanzkurs für Einsteiger statt. Danach kann auch nach Musik vom Plattenteller weitergeübt werden, denn die Herren Dr. Hirschfeld und Felix de Venosta legen Swing, Neo Swing, Charleston, Klezmer, Gipsy, Tango und Russian Folk auf.
Am Eingang erhält jeder Gast 50 Millionen Reichsmark, die dann im Casino zum Einsatz kommen können oder auch an der Absinth-Bar. Um das Ambiente nicht zu stören, wird übrigens darum gebeten, auf Fotos zu verzichten. Es ist allerdings ein versierter Fotograf vor Ort. Eindrücke von der Party finden sich später in einer Bildergalerie auf der Webseite wieder.
Jay Han & The swinging Allstars bieten wilden Swing/Dixieland/New Orleans Jazz nach ihrem großen Vorbild Louis Armstrong. Burlesquer Schönheitstanz wird zu späterer Stunde dargeboten von Belle La Donna aus Hamburg, von der manche sagen, sie sei „eine toxische Symbiose aus Sinnlichkeit und Schönheit“.
Der exzentrische Conférencier Coco führt das Publikum durch den Abend, welches sich vor seinem speziellen Humor in Acht nehmen sollte. Außerdem können die Besucher einige „Lichtspiele“ genießen, die Max von Meyerling präsentiert.
Tickets sind im Vorverkauf über die Webseite erhältlich für ca. 15 € oder etwas teurer an der Abendkasse.
Bohème Sauvage No.52
Berlin-Kreuzberg
Samstag, 29. Oktober 2011
Beginn: 22:00 Uhr
Ort: Meistersaal, Köthener Straße 38
Oh, die Zwanziger sind meine liebste nostalgische Fantasie. Ich werde sie wohl am 29.10 im Bohème Sauvage ausleben. Mmm, dann brauche ich nur noch die passende Garderobe… Danke für den Tip.
Sylvester 2011/2012 im Wintergarten bei der Bohème Sauvage: Nach umfänglichen, kostspieligen Vorbereitungen (zeitgemäße Garderobe, Haarschnitt und Schminke) dann leider die große Enttäuschung. Einlass ab 23.00 Uhr, nach 1-stündigem Warten in der Kälte völlig chaotisch organisierte Garderobe. Dann uninspiriertes Rumstehen im Foyer ohne Begrüßung oder Ankündigungen. Dass Tische zu reservieren waren, wurde leider nicht publik gemacht, so blieben nur die Sitzplätze auf der Empore, wo man sich wie im Theater, aber ohne Unterhaltung fühlte. Die Bar mit mickriger Auswahl, langsamen ungeschultem Personal und nicht stilecht. Ein Programm gab es nicht, weder Tanzkurs noch Band oder sogar ein „Führen durch den Abend“. Coco war offenbar nicht ganz präsent und verließ während der Veranstaltung den Wintergarten, um eine in der Nähe gelegene echte Bar aufzusuchen. So blieb die Programmgestaltung an den Gästen hängen, die sich als einzige sehr viel Mühe mit ihrem Outfit gegeben hatten.
Schade, eine wirklich gute Idee verspielt und außer Marketing vorab keine Versprechen eingelöst.
Und dass keiner so genau wusste, wann es Mitternacht/Neujahr war – Coco fragte den DJ, der dann irgendwann sagte, wir seien schon im neuen Jahr – fügte sich nahtlos in die amateurhafte und lustlose Gestaltung des Abends ein.
Dies war leider keine Entführung in die charmante, frivole, unterhaltsame und abgründige Welt der 20-er Jahre Berlins, sondern leider nur eine abschreckende Lektion eines uninspirierten und überforderten Veranstaltungsmanagements.
Menschen aus den 20-igern hätten sich gelangweilt und enttäuscht abgewandt.
Dann lieber gleich den letzten Woody Allen schauen, um etwas von der Atmosphäre abzubekommen, auch wenn der bekanntlich in Paris spielt („Midnight in Paris“).
Schade, schade Frau Riefenstahl, pardon Edelstahl natürlich, auch dies leider nur ein müdes Plagiat.
So nie wieder.