Es geht darum, das Textfragment am Ende dieses Threads sinnvoll und rhythmisch ("prosodisch") entlang vorgebener Reime auszufüllen. Das Ganze läuft – Kenner haben das erkannt – natürlich aufs Sonett zu, eine der strengsten Textformen überhaupt.
Zur Illustration zunächst einmal ein pentametrisches Beispiel von Heine, eins mit fünf Hebungen in jeder Zeile also: "toll" – "wahn" – "ich" – "einst" – "lass"). Die Reime sind dabei kunstvoll verschränkt, strikt nach dem Schema: abba – abba – ccd – eed.
„Im tollen Wahn hatt‘ ich dich einst verlassen,
- Ich wollte gehn die ganze Welt zu Ende,
- Und wollte sehn ob ich die Liebe fände,
- Um liebevoll die Liebe zu umfassen.
Die Liebe suchte ich auf allen Gassen,
- Vor jeder Thüre streckt‘ ich aus die Hände,
- Und bettelte um gringe Liebesspende, –
- Doch lachend gab man mir nur kaltes Hassen.
Und immer irrte ich nach Liebe, immer
- Nach Liebe, doch die Liebe fand ich nimmer,
- Und kehrte um nach Hause, krank und trübe.
Doch da bist du entgegen mir gekommen,
- Und ach! was da in deinem Aug‘ geschwommen,
- Das war die süße, langgesuchte Liebe.“
Und nu kommst du! Hier sind die Endreime, die sich strikt am Heine’schen Vorbild orientieren. In der galanten Zeit gab es zur Lösung einer solchen Salonaufgabe ungefähr 30 Minuten Zeit:
- … verlinken
- … fragen
- … Unterlagen
- … trinken
- … winken
- … klagen
- … Pferdemagen
- … blinken
- … klicken
- … Zicken
- … Monitore
- … starten
- … warten
- … Saalempore.
Im tollen Wahn wollt´ ich Dich einst verlinken,Ganz dreist, ohne Dich zu fragen.Doch fand Dich nicht, in meinen Unterlagen;Darauf begann ich enttäuscht zu trinken.Das Schicksal soll mir endlich winken!Ich begann zu essen und zu klagen.Mir wurde übel, trotz Pferdemagen.Da sah ich den Posteingang blinken.Gespannt wollt´ ich auf die Nachricht klicken,Es tat sich nichts, das Programm machte Zicken.Ich fluchte auf Computer und Monitore.Begann den Rechner neu zu starten,Nun sah ich Deine Nachricht warten.Kein Link, Treffen auf der Saalempore.Na ja, nicht „dolle“. Genitiv unterschlagen, dafür aber nur 15 Minuten. Wird wohl nicht für den Dichter-Olymp reichen.
Hier oben am Gipfelkreuz des Olymp stehe ich mit dir auf Augenhöhe. Jawollja!;-)
Da danke ich aber für die Blumen! Und verbinde das mal mit einer Einladung: Die Kurzgeschichte – das Experiment Sehr gerne als Autor, aber auch als Juror bist Du herzlich willkommen. Man versprach mir, dass in den nächsten Tagen die literarischen Ergüsse nur so „reinschwappen“ würden.Ich bin neugierig, ob noch jemand ein Gedicht verfasst.Herzliche GrüßeMike
Wenn ich jetzt von einer Kurzreise zurück bin – gern. Kennst du schon Mark Twains irrwitzige Schilderung in ‚Durch Dick und Dünn‘: Einige versoffene Provinzredakteure tief im Wilden Westen beginnen dort, arbeitsteilig einen Fortsetzungsromen zu schreiben, unter großer Anteilnahme der Bevölkerung, die mit gezogenem Revolver zu verhindern sucht, dass Romanfiguren sterben – und dann kommt als Autor auch noch dieser Quartalsirre hinzu. Wenn du gern mal wieder vom Lachen gequält unter dem Tisch liegen möchtest …
Werde ich mir gleich bestellen, kannte ich noch nicht. Ich hoffe, dass bei meinem Experiment auch noch ein wenig mehr Humor dazu kommt. Vielleicht traut sich mal jemand, dem schon fast plattgetretenen Pfad eine Wende zu geben. Viel Spaß bei der Reise!
Ich hatte dort was Längeres geschrieben – schickte es ab, und dann hieß es: Direct access to this location is not allowed. Als ich zurücklinkte, war mein Text verschwunden. Jetzt bin ich beleidigt …
Aus mir nicht ersichtlichen Gründen, wurdest Du in die Moderationswarteschleife geschickt.Das mache ich wieder gut, denn ich hatte gerade einen sehr humorvollen Restabend, lache quasi immer noch. Genau so hatte ich mir es vorgestellt. Alles wieder offen, alles kann passieren. Zwei Anmerkungen hätte ich dann allerdings noch: Die „Bahre“ legt nahe, der Ich-Erzähler ist tot. Korinthenkackerei meinerseits! Und: warum gerade Uschi? Da reimt sich doch nichts drauf :-)Herzlichen Dank!Mike