Besucht: Oldtimertreffen Varel 2019

Altblech und -holz zu Lande,zu Luft und zu Wasser: Das Oldtimertreffen Varel hatte allerhand zu bieten. Inmitten von historischen Yachten und Fischereifahrzeugen, einem Eisenbahnkran und einem ausgemusterten ADAC-Hubschrauber gaben sich alte Autos und Motorräder die Ehre.

„Es gibt ja viele Oldtimertreffen, aber keines mit so einem einmaligen Ambiente“, teilte Veranstalter Wilhelm Papen der Nordwest-Zeitung mit – und hatte vollkommen recht: Schauplatz vom Oldtimertreffen Varel 2019 war abermals der alte Hafen der friesischen Kleinstadt. An beiden Tagen des letzten Juliwochenendes fanden sich rund 600 zwei- und vierrädrige Veteranen der Mobilität ein. Bei freiem Eintritt ließen sich Teilnehmer und Gäste nicht lang bitten und folgten der Einladung gern. Unter strahlender Sonne sorgten selbstgebackener Kuchen, Getränke und Eis in der schattigen Erfrischungsecke für die nötige Stärkung, zudem bot eine großer Bücherflohmarkt Fach- und sonstige Literatur an. Darüber hinaus konnten sich Interessierte gegen einen kleinen Obolus, der einer gemeinnützigen Organisation zukam, in Vorkriegsautos ums Hafenbecken chauffieren lassen.

Spekulanten-Oldtimer mieden den Vareler Hafen

Elitäre Exoten standen beim Oldtimertreffen Varel 2019 auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Arten – allein ein Porsche 911 bildete die Ausnahme. Stattdessen bodenständige Kost: Opel, Ford, Fiat, Volkswagen waren reichlich vor Ort, einige Audi- und Mercedes-Modelle der gehobenen Mittelklasse vertraten das Bürgertum. Ohne britische Roadster der Marken MG, Triumph und Austin-Healey, die einst und nun zunehmend weniger Sinnbild der Oldtimerei waren und den Einstig in das rostige Hobby markierten, ging erwartungsgemäß nichts. Auch eine Handvoll US Cars war zugegen, eine Abordnung Oldtimertrecker in der Agrarregion obligatorisch. Dazu noch noch einige voll restaurierte Zirkuswagen und diverse leichte bis Schwere Nutzfahrzeuge – an Abwechslung fehlte es keineswegs.

Carl-Friedrich hätte das Oldtimertreffen Varel 2019 gefallen

Bemerkenswert war die überaus hohe Dichte an Borgward-Oldtimern. Zahlreiche Isabella-Limousinen, hier und da ein Coupé, dazu noch eine Arabella, eine Feuerwehr, ein Möbelwagen sowie ein Kastenwagen mit Wohnmobil-Ausbau – toll! Womöglich lag es an der Nähe, Borgwards Stammsitz Bremen ist ja nicht allzu weit entfernt… Auf den ehemaligen Flugzeughersteller Messerschmidt aus Haunstetten bei Augsburg, der nach dem Zweiten Weltkrieg andere Betätigungsfelder suchte, traf das nicht zu – von seinen legendären Kabinenrollern der anbrechenden Wirtschaftswunderzeit waren samstags am Vareler Hafen gleich drei zugegen. Sie verkörperten in den 50ern den herbeigesehnten Aufstieg vom Zweirad in ein geschlossenes Fahrzeug, und Motorräder jener – wie späterer – Jahre waren beim Oldtimertreffen Varel 2019 ebenfalls reichlich zugegen.

Oldtimer in Varel aus Varel

Highlight vom Oldtimertreffen Varel 2019 war neben einem raren Ford OSI ein Hansa P8/26 von 1924. Das Los dieses in Varel ansässigen Automobilherstellers war kein glückliches, wie viele kleine Unternehmen der automobilen Gründerzeit existierte Hansa nur kurz. Zwischen 1905 und 1914 war das Werk eigenständig, ging dann in der Hansa-Lloyd Werker AG Bremen auf, die ab 1929 von Borgward übernommen wurden. Mit 95 Jahren auf dem Messingkühler gab sich der offene Hansa Tourer als sonntägliche Diva und verweigerte mit Problemen an Anlasser und Zündung die Beförderung von Varels Mühlenprinzessin Vanessa I. Kein Porblem, Papens über 100-jähriger Ford T ließ die Ehrenrunde nicht ins Wasser fallen. Allein solche Zuverlässigkeit ist schon Grund, die Veranstaltung einen Steinwurf von der Nordseeküste im plattdeutschen Land 2020 wieder anzusteuern.

Bilder: ©Arild Eichbaum

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