Berlinerisch lernen: Die 10 Vokabeln für den alltäglichen Gebrauch

Berlinerisch lernen – das, was wahlweise als ruppig- unfreundlich und auch als „Herz und Schnauze“ bezeichnet wird – kann man letztlich nur durch das Leben in der Stadt und durch den täglichen Umgang mit den Originalen. Weniger die Vokabeln, sondern vielmehr die Aussprache kann sich schwierig gestalten:

Es ist eine Kunst, gleichzeitig melodiös und polterig zu reden und diese lässt sich selten auf die allgemeinen und oft veralteten Annahmen über die Lieblingswörter der Berliner beschränken.

Die klassischen Wörter des Dialekts, die immer wieder in Reiseführern betont werden, sind dabei kaum noch im Sprachgebrauch vorhanden, dennoch kann man mit ein paar Vokabeln die ersten Schritte machen, wenn man Berlinerisch lernen will.

Berlinerisch lernen: Die Top 10

1

Ick/Icke

Ick beziehungsweise Icke stehen beim Berlinerisch lernen an erster Stelle. Als Egozentriker hat der Berliner viel von sich zu erzählen. Im Satz wird meistens Ick für ich benutzt, leitet man eine Geschichte ein, so wird daraus Icke. Diese Regel ist aber nicht in Stein gemeisselt und kann nach Gutdünken variiert werden.

2

wa

Mit dieser kleinen Supervokabel, die „nicht wahr“, „oder“, „meinst Du nicht auch“, „hast Du schon gewusst“, „ist ja klar“ und noch viele andere Dinge innerhalb des Kontextes bedeuten kann, wird so ziemlich jeder dritte Satz beendet. Der kurze Laut kann sowohl am Ende einer Frage eingesetzt werden, wie auch bei einer Feststellung.

3

dir/mir

Fast schon ein grammatisches Problem: Der Berliner erkennt die allgemeinen Regeln hierzu nicht an und sagt mir, wenn er mich meint. Dir anstelle von dich ist deutlich seltener, kommt aber auch vor. Wenn man die korrekte Form konsequent vermeidet, kann man eigentlich nichts falsch machen. Damit verwandt auch die falsche Anwendung von Sie anstelle von Ihnen: „Dit eene sa“ick Sie…“

4

Schrippen

Schrippen sind enorm wichtig, denn mit ihnen beginnt der Tag. Anderswo heißen sie Brötchen, aber wer versucht, in Berlin diese zu bestellen, wird vermutlich von der Bäckersdame die traditionelle „Schrippen-Predigt“ bekommen – und danach nie wieder diesen Wörter-Fauxpas begehen!

5

Stulle

Eng verwandt mit der Schrippe ist die Stulle: eine Scheibe Brot. So nimmt man zum Beispiel eine Klappstulle zur Schule und wenn es kein besonderes Abendessen gibt, hat man „Stulle mit Brot“.

6

Fisematenten

Fisematenten (auch als Fisimatenten bekannt) erzählen, meint, dass man flunkert, jemandem ein Märchen auftischt. Angeblich stammt das Wort von einer falsch gehörten, französischen Ausflucht eines französischen Soldaten während der Napoleonischen Besatzung („J“ai visité ma tante“). Das Wort wird nur noch gelegentlich benutzt, der Berliner freut sich aber, wenn er es im korrekten Zusammenhang hört.

7

Meschugge

Ein Wort, das wie viele innerhalb der Umgangssprache, aus dem Jiddischen kommt. Es bedeutet so viel wie verrückt. („Da werd“ ick ja meschugge bei“)

8

Nusseln

Wenn man woanders döst oder einen Mittagsschlaf macht, „nusselt“ man „“n büschen“ in Berlin.

9

Mittenmang

Der Berliner ist eigentlich immer Mittenmang, was bedeutet, dass man überall dabei ist, mittendrin, dort, wo das Leben tobt.

10

Töle/Köter

Von die jibts in Berlin echt jenuch, wa. Doofe Tölen, die den janzen Jehwech ssuschaissn. Und die Müllabfuhr kricht den Mist von die Köter ooch nich weg. Da soll sich nô ma eener wunnern, wenn man ständich irnkwo rintritt…Gemeint ist selbstverständlich des Berliners liebstes Haustier, der Hund und die damit verbundenen hygienischen Probleme der Hauptstadt – die sie übrigens mit Paris teilt.

Tipps und Hinweise

  • Reiseführer Fehler: Der Berliner sagt niemals „Puderdose“, „Lippenstift“ oder „Hungerharke“ zur neuen Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und dem Luftbrücken-Denkmal am Platz der Luftbrücke. Man sagt „Dit Denkma“, da, wejen die Luftbrücke.“
  • Man sollte nicht versuchen Vokabeln von Anno Dunnemals zu benutzen und die man vielleicht aus „My Fair Lady“ kennt – so hat nicht einmal Omas Generation gesprochen.
  • Ein hervorragender Anlaufpunkt für das Erlernen des Berlinerischen ist die Comicreihe „Didi & Stulle“ von Fil. Der Zeichner/Autor schreibt den Berliner Dialekt in quasi-Lautschrift.

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7 Meinungen

  1. Sehr schön: „Ick seh allet – Ja Ja Kalle is jut.“

  2. Zunächst einmal ist dieser Artikel lobenswert, da es auch hier um die Erhaltung des Berlinischen / des Berliner Dialektes geht.

    Das war es aber auch, denn diese zehn Regeln sind nun wirklich nichts Neues und was schlimmer ist, auch zum Teil Falsches, denn Punkt 8 – das Wort nusseln – gibt es im Berlinischen nicht. Vielleicht meint der Autor aber nuddeln, das steht für kurbeln, drehen.

    Als Berliner weeß ick wovon ick rede, denn meen Wötabuch bei de Spreetaufe befindet sich imma uffm aktuellsten Stand, vastehste!? Hier jibbtet dit Vokabular und de Redewendung’n, wat man eben so spricht in Berlin, wa!

    Nüscht für unjut un bis neulich!

  3. Danke für die Infos!

  4. Bist du narrisch. Narrisch guad is des. Also i kenn nua des Wort – meschugge. Des vawend ma a owa södn ba uns in Niederösterreich. Stulle, wa und Ick kannte ich zuvor. Wobei mir der Begriff: Töle auch etwas sagte, wusste dass es isch hierbei nur um den Hund handeln kann, aber beim Punkt 10 habe ich kaum etwas verstanden, schwer tut man sich als nicht berliner bei diesn Punkt, etwas zu verstehen, wenn auch nur wenig. Aber genial dieser Dialekt.

  5. Da is‘ noch wat falsch, wa… nämlich „büschen“… in meena Ecke von de Stadt sacht man dazu „bisken“… wat übrijens ooch de Verwandtschaft ssum Plattdeutschen uffzeicht, wa!? :-))

  6. Man merkt, dass du kein Berliner bist. Dein „Töle-Text“ hat meiner Meinung nach viele Fehler. Und Nusseln kenn ich garnicht! Und es heißt Mittnmank.

    „Von die jibts in Berlin echt jenuch, wa? Doofe Töhln, die´n janzn Wech ssuschaissn. Und die Müllabfuhr kricht´n Mist von die Köta ooch nich wech. Da soll sich nôma eener wundan, wennde ständich irnk´wo rintritst…“

  7. Könnte mir bitte jemand diese beiden Lieder von Brecht in Berliner Mundart korrigieren, falls es nötig ist? Danke.

    1) Da Mensch llebt duach da Kopf.
    Da Kopf reicht ihm nich aos.
    Veasuch it nua! Von deenem Kopf
    llebt höchstens eene Llaos.
    Denn füa dieset Lebnn
    iss da Mensch nich schlau jenuch.
    Niemals meakt ea ebnn
    allen Lluch und Truch.

    2) Ja, mach nua eenen Plan!
    Sei nua een rjoßes Llicht!
    Unn mach denn noch nen zweiten Plan!
    Jehn tun se beede nicht.
    Denn füa dieset Llebnn
    iss da Mensch nich schlecht jenuch.
    Doch seen höchres Strebnn
    iss een schöna Zuch.

    3) Ja, renn nua nach dem Ljück!
    Doch renne nich zu sea!
    Denn alle rennen nach dem Ljück ¬–
    det Ljück rennt hintahea.
    Denn füa dieset Lebnn
    iss da Mensch nich anspruchslos jenuch.
    Drum iss all seen Strebnn
    nua een Selbstbetruch.

    4) Da Mensch iss jar nich jut.
    Drum hau ihn uff nn Hut!
    Hast du ihn uff nn Hut jehaut,
    denn wiad ea vielleicht jut.
    //: Denn füa dieset Lebnn
    iss dea Mensch nich jut jenuch.
    Darum hau ihn ebnn
    ruhich uff nn Hut! ://

    Mutta Beimlein hat een Holzbeen.
    Damit kann se janz jut jeeehn,
    un mit dem Schuh un wenn wia brav sin,
    düafen wia det Holzbeen seeehn.

    In det Holzbeen steckt en Nagel,
    un da hängt se den Hausschlüssel draaan,
    dass se ihn, wenn se vom Wiatshaos heim kommt,
    ooch im Dunkeln finda kaaann.

    Wenn Mutta Beimlein uff nn Strich geht,
    unn se bringt nen Freia nach Haaa-os,
    dreht se det Elektrische, bevor se aufschliesst,
    uff dem Treppa-absatz aaa-os.

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