Berühmt geworden ist er durch das auf den Kopf stellen seiner Motive. Allerdings sehe ich die üblicherweise vorgebrachte Theorie darüber mit Skepsis. Angeblich wollte er mit dem Umdrehen der Motive, seine Bilder gegenstandslos bzw. abstrakt machen. Dabei negiert er den eigentlichen Bildgegenstand und lässt den Betrachter mit Form und Farbe allein. Dazu muss man natürlich sagen, dass er angeblich seine Bilder auch umgedreht malt. Sonst wäre es auch zu einfach. Allerdings frage ich mich schon lange, warum die Betrachter nicht längst all seine Bilder „richtig“, oder besser gesagt andersrum anschauen. Warum müssen wir uns seiner Vorgabe beugen. Vielleicht wartet Baselitz geradezu darauf, dass seine Bilder in den Museen und Galerien endlich umgedreht werden. Ich habe keine Kenntnis davon, aber vielleicht hat es die Bilder von Baselitz schon mal so gegeben.
Wie auch immer. Seine momentane Arbeit heißt jedenfalls „Remix“. In dieser malt er ausgewählte Schlüsselwerke aus seiner Frühzeit noch mal. Auch das empfinde ich indirekt als eine Aufforderung an den Betrachter. Dazu Baselitz in einem kürzlich veröffentlichten Interview in der SZ: ».. Es gab mehrere Gründe. Einer war der Überdruss, ständig neues produzieren zu müssen, dauernd das Material zu verändern. Ein anderer, wichtiger Auslöser war, dass ich mich seit einiger Zeit mit jungen Künstlern konfrontiert sehe, die voller Unschuld Bilder malen – noch dazu in unmittelbarer Nähe meiner sächsischen Heimat. Ich betone: voller Unschuld. Weil sie offensichtlich noch nicht gehört haben, dass man keine Bilder mehr braucht.«
Falls ich jemals die Gelegenheit dazu habe, drehe ich alle seine Bilder um. Auch die „Remix“ Serie!
Aktuelle Baselitz Ausstellungen: Remix, in der Pinakothek der moderne München, noch bis zum 29 Oktober.
Die Werbekampagne „Kluge Köpfe“ der Frankfurter Allgemeinen Zeitung drehte mit dem Abdruck des Anzeigenmotivs die Kunstwerke von Baselitz um und stellte damit den zeitungslesenden Künstler selbst auf den Kopf. http://www.faz.net/dynamic/download/kluge_koepfe/Motiv_Baselitz.jpg Zu der naheliegenden, trotzdem überraschenden Idee bemerkte das Modell gegenüber seinem temporären Arbeitgeber, der FAZ: „Ja sicher ist das komisch. Absolut komisch.“
Ist Baselitz‘ Malerei nicht eigentlich sehr konservativ? Ich meine, abgesehen von dem Umdrehen der Bilder. Vielleicht würde die anspruchsvollen modernen Betrachter seine Bilder gar nicht angucken, wenn sie nicht wenigstens durch dieses Detail den Anschein von Innovativität hätten.Bei Zeichenübungen wird man oft aufgefordert, ein Porträt eines bekannten Malers auf den Kopf zu stellen und dann abzumalen. Dadurch wird man nicht von den eigenen Sehgewohnheiten und -täuschungen abgelenkt. das könnte auch ein Grund für Baselitz sein. Außerdem ist es vielleicht auch Nietzsche-Interpretation. Der meinte ja, nach dem Tod Gottes könnten wir eigentlich auch nicht mehr wissen, wo oben und unten ist und rechts und links und ob wir uns nicht wirklich ständig im freien Fall befänden. Mit der FAZ-Werbung würde eine solche Interpretation noch mal auf die Spitze getrieben.
Zu BaselitzEr hat etwas sehr wichtiges gesagt:“Alles Falsche im Bild ist richtig“Was das auf der Leinwand bedeutetmuss jeder Maler selbst ergründen.Und weil die sogenannten jungen unschuldigenMaler alles besser falsch machen in ihren Bildern, als die Generation vor ihnen, gelingen ihnen manchmal wirklich gute Bilder.Wenn sich jedoch zuviel Unschuld und American-comicmit afrikanischen Kolonial-Illustrationen des 19. Jahrhunderts, oder auswechselbar mit amerikanischergoes west Malerei des selben Jahrhunderts mischen,kann nur derjenige erstaunt sein, dem die Kenntnisseder Kunstgeschichte fehlen. Es wird gemixt ,gemixt undgemixt, im Zeitalter der Alcopops eine logische Paralele.Waren wir doch gerade glücklich im Land der Postmoderne angekommen zu sein und hatte sich dochgerade der Begriff des Eklektizismus völlig aufgelöst, sehen wir plötzlich ein Gedrösel von Kitsch, Comic, Naivität, banalen Zitaten Zitaten Zitaten.Ganz spannend wenn man keine Ahnung hat, oder keineWerte. Dann wird zu oft dekorativ gemalt, was schnell zur Tapete wird. Wir stehen also bei dieser explosionsartig teuer gewordenen sog. Neuen Malerei meist vor einer peinlichen Tapete, mit überraschender Wirkung bei kürzester Halbwertzeit. Hingegen andersals die aufgeblähte Dias-Fotografie hat dieseMalerei kein Lichtproblem. Die Fotos werden verblassen,die Malerei könnte peinlich werden.Wer sehen kann, der sieht, die Kuratoren scheinen blind das Publikum durchschaut das nicht. Baselitz ist nicht peinlich, ob richtig herum oder aufdem Kopf, seine Intentionen sind erkennbar und alleswas er falsch macht ist richtig. Über Baselitz braucht man wirklich nichts mehrschreiben, oder in Frage stellen, der ist durch!Und ich schätze ihn!Dies sagt CRAZY BOLOGNA!
Womöglich frage ich beim Besuch einer Ausstellung oder bei der Beurteilung eines Künstlers nach dem literarischen Bezug. Aber auch das trifft nicht so ausschließlich zu, denn mich interessiert kein Werk von Baselitz für meine Sammlung, ob-schon er Beckett und Lautreamont illustriert hat und er ein guter Künstler ist. Mich reizt seine Peinture nur wenig. http://www.text-blog.net