Blindenschrift: Über die Entstehung einer haptischen Welt

Derzeit leben rund 1,2 Millionen sehbehinderte und blinde Menschen in Deutschland. Blindheit kann viele Ursachen haben: sie kann angeboren, sich in einem frühkindlichen Stadium entwickelt, genetisch veranlagt, durch eine Krankheit (Diabetes, grauer Star, Schlaganfall usw.) oder durch einen Unfall ausgelöst worden sein. Jährlich erblinden in Deutschland ca. 10.000 weitere Menschen und ca. 160 Kinder werden blind geboren.

Mit Eintreten der Blindheit verliert der Betroffene einen Großteil seines Orientierungsvermögens. Ohne eine Reihe entsprechender Hilfsmitteln ist das alltägliche Leben kaum mehr zu meistern. Hinzu kommt, dass oft mangelnden Berufschancen, geringe Sozialkontakte und Probleme bei der gesellschaftlichen und beruflichen Integration zu sozialem Rückzug führen.
Mittlerweile bemüht man sich um eine umfassende infrastrukturelle, gesellschaftliche und kulturelle Ausrichtung, um den Problemen der Integration entgegenzuwirken.

Erfindung der Brailleschrift

Die Entwicklung der Brailleschrift als Blindenschrift war gewiss ein großer Schritt in diese Richtung. Sie wurde 1825 von dem jungen Franzosen Louis Braille mit 19 Jahren ausgearbeitet. Es hat natürlich vorher schon gut ausgetüftelte Schriften für Blinde gegeben, aber Braille erfand eine Schrift, die sich optimaler an die Anforderungen eines Blinden anpasst, denn er war selber blind. Und er wollte lernen. Dadurch machte er mehr als „nur“ eine neue Erfindung, denn diese Erfindung, diese Blindenschrift, öffnete für Blinde die Tür zu Bildung.

[youtube MSSdL44nk2o]

Die Brailleschrift bestand aus sechs Punkten, die wie auf einem normalen Würfel in zwei senkrechten Reihen nebeneinander stehen. Diese Anordnung lässt einschließlich eines Leerraums 64fache Kombinationen zu. Auf die Idee brachte Braille ein Hauptmann Namens Charles Barbier, der die Punktmethode erfand, damit sich seine Soldaten auch in der Dunkelheit Nachrichten übermitteln konnten. Damals war sie komplizierter: Zum einen verfügte sie weder über Zahlen oder Satzzeichen. Zudem wurde jedem Laut ein anderes Muster aus elf verschiedenen Punkten zugewiesen. Somit eignete sich das Verfahren zwar gut für kurze Mitteilungen, jedoch erschwerte die große Punktanzahl nach Ansicht des jungen Braille das Lesen. Braille entwickelte das Verfahren mit sechs Punkten, woraus er dann noch die Notenschrift für Blinde entwickelte – er war leidenschaftlicher Klavier- und Orgelspieler.

Die Anerkennung für seine Arbeit blieb jedoch erst einmal aus und Braille musste viele Jahre für seine Blindenschrift kämpfen. Erst 26 Jahre später wurde ihm in seiner Krankenstube, Braille litt an Tuberkulose, das Kreuz der Ehrenlegion verliehen. Zwei Jahre nachdem sein Schriftsystem in Frankreich offiziell in der Blindenbildung eingeführt worden war, erlag Louis Braille seiner Krankheit.
In Deutschland wurde sie 1879 eingeführt.

Erfolge

Die Brailles Schrift wurde später auf acht Punkte erweitert und verhalf blinden Menschen wie Hans-Eugen Schulze zu außergewöhnlichen Leistungen.

[youtube eBvS78ONlso]
Werbung

Schreiben Sie Ihre Meinung

Ihre Email-Adresse wird Mehrere Felder wurden markiert *

*