Der Papst kommt nach Deutschland – bitte recht heilig

Die katholische Jugend ist schon ganz aufgeregt, plötzlich fällt auf, wie klein und unzureichend die hiesigen Turnhallen doch alle sind, wenn gläubige Jugendliche dort schon keinen Platz zum Schlafen finden, wie soll das erst bei den aktiven Sportkanonen unserer Zukunft sein? Ob man da nicht schnell was draus machen kann, die unzähligen Millionen, die bei diesem Besuch vom Staat verballert werden, schnell mal in die Sportanlagen der hiesigen Schulen investieren? Aber nein, dafür doch lieber ein paar Kanaldeckel zuschweißen, ansonsten schleichen sich noch Terroristen, oder noch schlimmer – Atheisten – auf die Versammlung und versuchen, die Papstreden mit Logik zu negieren.

Der Papstbesuch: Termine, Termine, Termine

Der Terminplan sieht stressig aus, plötzlich merkt man erst einmal, wie klar Staat und Religion getrennt werden, Begegnungen mit dem Bundespräsidenten, Merkel und dem Bundesverfassungsgericht, besonders letzteres macht natürlich etwas Angst, dass da heimlich mit einem neuen Abtreibungsverbot gedealt wird. Wer weiß das schon, während sich die Medien mit den ganzen attraktiven Jugendlichen abmühen, die allesamt bestreiten, dass sie jemals an unpassenden Stellen von ihren Priestern angerührt wurden, kann da schon mal so ein kleines Gesetz durchgeschummelt werden.

Zwischen 3-stündigen Mittagspausen bleibt kaum noch Zeit, sich 45 Minuten für jüdische Vertreter zu nehmen, mit den islamistischen Vertretern darf es dann auch eine Stunde sein, klar, beim Judentum hat man ja wenigstens teilweise eine gemeinsame Gesprächsgrundlage, aber Islam? Böhmische Wälder oder doch eher römische Wälder? Einiges aufzuarbeiten hat er sowieso, denn 2006 machte der Papst ein paar ungünstige Kommentare über Islam=Gewalt, die vielleicht noch etwas Erklärungsbedarf haben. Ja, das meinte er doch nicht so, aber was ist das auch so schwierig, Muslime, Islame, 9/11, da sieht doch keiner mehr durch und was ziehen die sich auch alle wie Terroristen an?
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Apropos Aufarbeitung, auch warten viele auf Worte zum immer interessanten zweiten Weltkrieg, es sollen einige deutsche Priester heilig gesprochen werden, die Opfer des Nazi-Regimes waren, der Einfluss der Katholiken auf die ganz sicher nicht atheistischen Nationalsozialisten wurde bis dato jedoch mehr oder weniger im Verborgenen gehalten. Ähnlich suchen dürfte man nach jeglichen Äußerungen zu den Missbrauchsskandalen, die derzeit vorwiegend in Irland für Furore sorgen, aber auch sonst international nicht vergessen wurden. Leider muss der Papst täglich mindestens sechs Stunden lang essen gehen, daher blieb wohl keine Zeit für ein Statement der Kirche zu diesen Vorwürfen.

Sowieso werden die Treffen kurz gehalten, maximal eine Stunde, lediglich die Stadtbevölkerung Münsters wird anderthalb Stunden lang begrüßt, höchstwahrscheinlich hat der Papst sich dafür extra einen dieser komplizierten, ausgefeilten Hip Hop Handschläge mit den Münsteranern angeeignet und das braucht nun einmal seine Zeit, diejenigen mit eingerechnet, die den High Five vergeigen und noch mal von vorne anfangen müssen.

Es ist der erste offizielle Besuch des Papstes, da seine vorherigen Besuche laut Ratzi rein privat waren. „Ratzi“ darf ich ihn daher auch nennen, denn der Vertreter Gottes ist man anscheinend nicht rund um die Uhr, sondern nur zu auserwählten Besuchen und TV-Auftritten, sowas dürfte sich Merkel nicht erlauben.

Souvenirs zum Papstbesuch

Da der Glaube ja so eine reine, immaterielle Sache ist, wir aber hier nicht bei den vermaldeiten Lutheranern sind, die an so einem Mist wie Glaube durch Glauben und nicht durch Ablass und Buße festhalten, gibt es auch einen illustren Fanshop zum Papstbesuch in Deutschland:

T-Shirts en masse, natürlich auch eine Regenjacke und für die Tennisproleten auch das Poloshirt, nur weil man gläubig ist, heißt das noch lange nicht, dass man wie ein Penner herum laufen muss! Dass die Kaffeetasse nicht fehlen darf, ist klar (man darf ihn trinken, aber nicht genießen!) und die Einkaufstasche ist auch dabei, nur für den Fall, dass man unterwegs noch ein paar Papstwackelköpfe entdeckt, die man unbedingt mitnehmen muss. Zu guter Letzt kann man sich seinen Vorrat an Rosenkränzen aufstocken und Kerzen gibt es auch. Für die Hipster dann auch als batteriebetriebene Plastikleuchtkerze, mit der man auch prima Star Wars nachspielen kann. „Luke, ich bin dein heiliger Geist, Vater und Sohn!“
Ob es pünktlich zum Popestar-Besuch auch eine coole iPhone App wie zum World Youth Day geben wird, das steht noch aus, zu wünschen wäre es sich jedoch, ich denke da an exklusive Papst-Twitter, Gebetshilfe und Karaoke der beliebtesten katholischen Songs aller Zeiten (allen voran die Selbstkasteiungshymne „hit me baby one more time“).
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Die Vorbereitungen in Deutschland laufen selbstverständlich schon auf Hochtouren. Im St. Gertrud Kloster backen Nonnen Tag und Nacht mehr als 35.000 Hostien, die geheiligt in die Münder gläubiger Christen verschwinden sollen, die Nonnen backen seit 1938 regelmäßig für katholische Veranstaltungen und ab und an sogar für evangelische (dann aber nur halb so euphorisch, da wird dann auch mal in den Teig genießt). Wie so viele Hostien von den zitternden Händen des Papstes gesegnet werden sollen, ist noch fraglich, man stelle sich das ganze wohl wie ungeübtes Kartenmischen vor, so dass das Erhalten einer tatsächlich geheiligten Hostie wohl einem Russisch Roulette gleicht, es sei dahingestellt, wann man verloren hat.

Die Deutschen sind über Ratzi nicht glücklich

Interessant kann es allemal werden, denn wenn wir uns an 2005 zurück erinnern, überfiel die katholische Kirche in Deutschland ein kleiner Schauer, als Ratzinger gewählt wurde, da diese gerade diverse Fortschritte Richtung aufgeklärter, emanzipierter Religion machten, nur um mit Ratzi wieder kilometerweise Rückschritte zu machen. Mit tiefem Bedauern muss Ratzinger immer öfter diese faul gewordenen Katholiken ignorieren und sich denen zuwenden, die wissen, dass Frauen eben nicht hinter die Kanzel gehören und dass Homosexuelle sowieso unnatürlich sind und daher nirgends hingehören. Und das war nur die katholische Gemeinde, vom Rest wollen wir gar nicht erst reden…
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Ratzi ist über die Deutschen nicht glücklich

Unvorstellbar, immerhin warnte der Papst erst im November 2010, dass die Deutschen ihren unpersönlichen und vor allem unsichtbaren Gott viel zu sehr missbrauchten, um heilige Institutionen wie die Ehe zu zerstören, da das entgegen der Natur sei. Wir alle kennen die lebenslangen Verbindungen quasi aller möglichen Tierarten, ganz zu schweigen von den rein heterosexuellen Aspirationen (Pinguine, Störche, Elefanten, Wale, Löwen und Hauskatzen und -Hunde sind Teufelswerk). Erst kürzlich musste ein mexikanischer Priester unter die Lupe genommen werden, der doch tatsächlich homosexuelle Gruppen unterstützte, da er es nicht mit ansehen konnte, dass sie wie „schmutzige Menschen“ behandelt wurden und ihnen die Würde wieder geben wollte. Klingt das etwa nach einem guten Christen? Wohl kaum und das in einem Land wie Mexiko, wo der Glaube noch hoch gehalten wird, da kann man sich vorstellen, was die deutschen Priester so alles zu sagen haben.

Die größte Sorge bleibt jedoch der unpersönliche Gott, was das nur alles soll, keine Bilder mehr vom Mann mit Rauschebart, kein Beten für den neuen Ford Fiesta, stattdessen metaphysische Philosophiererei, die sich erdreist, Gott als etwas zu sehen, das der menschliche Geist nicht fassen kann, in all seiner Güte und Macht. Wer will denn so einen Gott, wenn man den persönlichen Tyrannen zu Hause haben kann, der gern auch mal die ein oder andere Flut über einen herein bricht?

Luther gedenken

Ein besonders schöner, ja, ergreifender Moment dürfte es werden, wenn der Papst sich nach Erfurt begibt – nicht nur, weil es der erste ostdeutsche Papstbesuch wird – sondern auch, weil er dort das Augustinerkloster besuchen wird, wo Luther – Begründer des religiösen Gegenentwurfes zum Katholizismus – als Mönch gedient hatte und seine Gedanken zu einer Revolution formte. Naja, so eine Annäherung der verschiedenen Religionsmodelle ist ja an sich nichts schlechtes, solange nur jeder bei seinen Leisten bleibt und sich niemand streiten will. Wie sagte schon Robert Lembke: Ein Streit beginnt oft damit, daß man sich etwas vorwirft und endet damit, daß man sich etwas nachwirft.

Das wäre jedoch für die Luther Anhänger etwas ungünstig, da die Evangelen im Gegensatz zu den Katholiken nichts so praktisches zu werfen haben, wie das formschöne Kreuz.
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Die große Messe, die vorerst auf der Charlottenburg stattfinden sollte, wurde übrigens ins Olympiastadion verschoben, ob das vielleicht damit zu tun hat, dass Papst Benedikt ansonsten Fotografen-perfekt zwischen den Statuen zweier nackten Buben gesprochen hätte? Nun, wahrscheinlich nicht, da wird der Auftritt im Stadion der klassischen Nazi-Architektur dennoch sehr viel weniger skandalös werden. Woauchimmer, wir freuen uns, denn wann kann man seine ewige Verdammnis in der Hölle besser feiern, als im Kreise Gleichgesinnter und Angesichts eines goldenen Kalbs?
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2 Meinungen

  1. Der letzte intelligente Mensch dieser Welt war ja der ägyptische Pharao Echnaton. Seinen Satz, dass die Sonne der
    einzige Gott ist, könnte sogar ein heutiger Biologe unterschreiben.

    Seine Nachfolger (Juden, Christen, Muslime) waren
    leider weitaus dümmer als Echnaton, und glaubten, einen weiteren Gott neben der (sichtbaren) Sonne erfinden zu müssen.
    Das Resultat ist ja bekannt: Terror, Fundamentalismus, Kriege, etc.

    Lieber also wieder ein solcher Echnaton, als einen
    jüdisch-christlich-deutschen Papst!!!!

  2. “Ich bin glücklich, dass ich … nun bei euch in Freiburg sein darf, von der Sonne beleuchtet und erwärmt” (Papst Ratzinger in Freiburg, heute).Ja, der altägyptische Echnaton von damals war wirklich der letzte intelligente Mensch dieser Welt (und wurde natürlich von den neidischen Priestern aus der Geschichte entfernt)… Und ich muss leider überall noch mit Iddioten leben…

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