Laura Marling ‚Creature I don’t know: Folkstürme zum Herbst

Eine Ausnahmekünstlerin, so kann man sie wohl nennen, denn mit jedem Album erfindet sich die Britin neu, während ihr Debüt noch verspielten Folkpop aufbot, war bereits ihr zweites Album ein erwachsenes Songwriter Album mit dunklen Traditionals der Insel. Ihr drittes Album „A Creature I don't know“ orientiert sich hingegen am Amerika der 70er. Dass ihr Vorbild Joni Mitchell immer wieder durchscheint, ist dabei natürlich, aber Laura ist mehr als nur eine junge Version der großen Sängerin, schafft es durchgehend, für sich allein zu stehen. Ihre ausdrucksstarke Stimme ist dabei sicher eine wichtige Konstante. Warm, humorvoll und emotional – Zeilen wie „every word that is heard is not intended to be“ („Salinas“) erwachen in ihren Geschichten zum Leben, legen sich auf die Zungen der Protagonisten ihrer Songs.

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A Creature I don't know

Sie wächst und wächst, von den immer komplexeren Kompositionen, die am Ende des Albums zu einem feierlichen Finale in „All my rage“ zusammenstürmen, bis zu diesen entwaffnend perfekten Texten, die eine Mischung aus intimen Geständnissen und allumfassenden Bildern bestehen, aus ihren Worten entstehen Geschichten, mit einem einzigen Satz kann sie eine Kulisse setzen, in der sich Bläser, Banjos, ihre Akustikgitarre und wehmütige Background Chöre drehen. „Rest in the bed of my bones“, beispielsweise, alleine der Songtitel offenbart eine grausame Schönheit, Liebe ist immer unerbittlich und wunderbar zugleich.

„A Creature I don't know“ entstand in einer Phase zwischen den Aufnahmen von „I speak because I can“ und der dazugehörigen Promo-Tour und war laut Marling ein Wurf in die Realität zurück, in den Alltag. Obwohl überall gefeiert und angesehen, sieht sie sich immer noch nicht als Künstlerin. Vielleicht weil sie nicht Künstlerin sein will, sondern vielmehr Kunst macht, ist ihre Musik immer so lebensnah und niemals prätentiös oder forciert. Auch bei der Produktion des Albums zeigt es sich, da sie nie mehr als drei Aufnahmen pro Song gemacht hat, das Set außerdem in derselben Reihenfolge wie die Tracklist spielte. Auch Fehler wurden beibehalten, um eine Natürlichkeit zu behalten, die Marlings Musik seit ihrem ersten Album innewohnt.

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Laura – On both sides

Laura in ihren Songs und Laura im wahren Leben sind zwei verschiedene Personen, denn so „selbstbezogen“ der Prozeß des Songwritings für sie auch erscheint, so sehr versucht sie auch, allzu große Geständnisse fern zu halten, da sie die Gefahren der Künstler sieht, die sich vollkommen in ihrer Kunst auflösen. Zudem, so Marling, sei es nicht allzu gesund, bei bestimmten Livesongs jedes Mal innerlich zusammenzubrechen, weil man all diese persönlichen Momente Nacht für Nacht neu durchleben muss.

Nach der Trennung im Winter 2010 musiziert dieses Mal nicht Marcus Mumford mit, dafür ist Produzent Ethan Johns wieder dabei, der für die guten Alben der Kings of Leon, außerdem Ryan Adams und Rufus Wainwright produzierte und mischte. Ein Tausendsassa, der offensichtlich die vielen Ideen der Laura Marling in die richtigen Wege leiten konnte.

„A Creature I don't know“ – vielleicht meint sie ja sich selbst, addressiert damit uns mit einem Augenzwinkern. Das Unterbewusstsein, unser Bild einer Laura Marling, die sich selbst ganz anders sieht und Laura Marling, die zu einem Publikum spricht, das sie nicht kennt. Ihr letzter Song, er trieb Ethan John die Tränen in die Augen und ob sie nun ein trauriger Mensch wäre, weil sie doch so traurige Songs schreibt, beantwortet Marling so: Es ist nun mal einfacher, einen traurigen Song zu schreiben, als einen glücklichen. Außerdem sei „All my rage“ doch eine positive Note zum Ende hin, ein Neuanfang, nach dem Sturm.

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Am 13.09.2011 kommt das Schmuckstück in den Handel.

Tracklist:

01. The Muse
02. I was just a card
03. Don't ask me why
04. Salinas
05. The Beast
06. Night after night
07. My friends
08. Rest in the bed
09. Sophia
10. All my rage
11. Flicker and fail (Bonus Track iTunes USA)

4 Meinungen

  1. Habe gerade auf http://www.vorverkaufstarts.de gelesen, das die gute auf Tour kommt. Freue mich sehr darüber, und werde mir Sie auf jeden Fall einmal Live anschauen.

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