Bereits mit den ersten Klängen ist klar, dass Tim Bendzko nicht nur ein sehr starkes Produktionsteam zur Seite hatte, sondern auch offensichtliche Vorbilder. Xavier Naidoo, Adel Tawil und sicher auch Clueso geistern in seinen Songs durch den Raum.
Wenn Worte meine Sprache wären – Produktion vom Feinsten
Die musikalisch gekonnte, aber leider auch sehr glatte Produktion ist Swen Meyer zu verdanken, der normalerweise mit den ganz großen Musikern der Hamburger Schule arbeitet; Kettcar und Olli Schulz, auch Tomte haben sein Zauberhändchen schon genossen.
Auf „Wenn Worte meine Sprache wären“ ist es vielleicht diese sichere Hand, die den eigentlich sehr eingängig-gleichgültigen Songs etwas Abwechslung durch zackige Streicher, gut gesetzte Beats und das ein oder andere instrumentale Detail verpasst.
Doch auch ein Swen Meyer kann individuellen Eigenwert nicht aus dem Hut zaubern, für gewöhnlich schaffen seine Künstler das von alleine. Tim Bendzko hat damit jedoch Probleme, immer wieder tauchen die erwähnten Vorbilder auf, ähneln die Songs in Klang und Stil so sehr den Chartgrößen, dass es schwierig ist, sich zu erinnern, dass es eben nicht Clueso oder Xavier sind, sondern Tim. Tim aus Berlin.
Hochmut kommt vor dem Albumrelease
Ein kleiner Hit ist der Biotext auf der Homepage, der etwas unglücklich formuliert ist und den Künstler selbst in ungünstigen Zitaten leicht arrogant erscheinen lässt. „Die Lieder waren richtig gut, doch so ausdrucksstark, dass sie nicht wirklich zu einem Sechzehnjährigen passen, man hätte sie mir einfach nicht abgenommen“. Ob diese Lieder auf dem aktuellen Album zu finden sind, nun, so schwierig ist es zwischen Songs wie „Nur noch kurz die Welt retten“ und „Keine Zeit“ nicht, sie einem 16-Jährigen zuzutrauen. Auch wenn Tim mittlerweile ein Stückchen älter ist.
Der Musikfan muss spätestens dann schlucken, wenn lang und breit erzählt wird, wie Tim in Zappas berühmter „Denkerpose“ darauf gekommen ist, Musik zu machen. Abgesehen davon, dass Frank und Tim wohl nur die Tatsache gemein hatten, dass sie beide auf Klo gehen, lag Zappa auch keine Denkerpose im Hinterkopf, sondern einfach nur ein Toilettenfoto zum Lachen.
Von fehlenden Worten
Aber an diesem Text lässt sich vielleicht auch die Schwäche eines Tim Bendzko erkennen, der sich selbst anscheinend das bisschen zu ernst nimmt, um den Schmachtpop erfolgreich auf die Ebene eines Clueso zu bringen. Ähnliches im Sprachspiel, kaum Experimente, Floskeln jagen Floskeln, wer möchte, kann sich in deutschen Liebesliedern nach deckungsgleichen Songzeilen umgucken, sicher wird man da fündig. Doch genau das würde einen guten Popmusiker ausmachen, mal ein wenig die Sichtweise ändern, vom bitteren Kaffee und süßer Luft singen, nachdem man verlassen wurde, von lebendigen Bildern, anstelle leerer Phrasen.
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Gerade diese viel zu ernste Herangehensweise macht ihn anfällig für Zyniker. „Wenn Worte meine Sprache wären“, so der Albumtitel, den passenden Song gibt es auch dazu. Gerade bei einem Album, das textlich eher den farblosen Durchschnitt erreicht, scheint es bitter ironisch zu sein. „Mir fehlen die Worte, ich hab die Worte nicht, dir zu sagen, was ich fühl“. Dennoch gibt es hiermit kein Instrumental, sondern einen Haufen an Worten, die es besser nicht gegeben hätte.
Fazit:
Man sollte es nicht falsch verstehen, Tim Bendzkos Album ist nicht schlecht, ist sogar weit entfernt davon, wer deutschen Pop mit viel – gut produziertem – „Gefühl“ mag, der wird sich mit dieser Platte anfreunden können, auch Radios werden ihn umarmen, diesen charmanten Lockenkopf. Aber es fehlt an Individualität, es fehlt an Köpfchen. Das Studium in Theologie, das er laut Bio ausschließlich für die Musik aufgenommen hat, zeigt sich nicht in den Texten, auch Tim zeigt sich nicht in den Texten, unter all den 0815 Songs fehlt irgendwie der Künstler und dessen Sichtweise(n). Im besten Fall muss man dann davon ausgehen, dass er denkt, es reicht, immerhin ist „Wenn Worte meine Sprache wären“ nicht schlecht, das muss doch reichen. Im schlimmsten Fall muss man befürchten, dass er es einfach nicht besser kann.
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Absolut super und eingängig die Mucke des Jungen!
Ich finde die Texte einfach genial – von dem Kerl werden wir sicher noch viel hören.
Gefällt mir auch sehr gut, habe ich gleich mal auch vorgestellt!
das ist für mich der newcomer des jahres.. sehr geile texte.. habe irgendwo gelesen dass der freund seiner mutter früher wenn er computer spielen gegangen ist gesagt hat: ich gehe kurz die welt retten… sehr gutes lied..
Gähn!
Hallo! Komisch… Ich finde im Internet irgendwie nur schlechte/ nicht so begeisterte Kritiken über Tim Bendzko. Meiner Meinung nach ist er einer DER Entdeckungen diesen Jahres, und wirklich wirklich gut. Er macht immerhin nicht so Bum-Bum-Musik á la Lady GaGa, und sucht nicht nach dem perfekten Remix. Er ist ein bodenständiger, guter, deutschsprachiger Musiker der auf gute Stimme und (nette,) leichte, immer passende Instrumente setzt. Er setzt den Schwerpunkt auf die Musik und nicht auf Schlagzeilen und Skandale. Eine, wie ich finde, gute und willkommende Abwechslung in dieser verrückten, sensationsgeilen Welt. Danke das ich meine Meinung äußern durfte.
Liebe Grüße
offensichtlich ist Juliane Waack selbst eine dieser Zynikerinnen, für die Tim Benzo so angreifbar sein soll. Zum Glück lässt sich das Publikum davon nicht beeindrucken und findet die Songs trotzdem gut. Wie ich übrigens auch 😉
Hervorragend. Bin 58 und neuer Fan. Habe schöne Gedichte die vielleicht Songtitel werden könnten. Einfach mailen. Liebe Grüße und weiterhin viel Erfolg mit dem Singen.Für Zusendung eines Gedichtbandes Anschrift senden. Petra Zaoui
Komisch!Ich finde im Internet nur überwiegend gute Rezsensionen über diesen Lausbub, der sich verwechselbar in die Reihe der „neuen Braven Jungs“ der deutschen Musikszene einreiht.Bouranie, Bensdzko, Clueso, Max Prosa sind so Rund und samtig. da fehlts irgendwie an Kante… So was mit Erkennungsfaktor á la Grönemeyer, der hat z.B. Gefühl, Schmerz, Freude, Trauer, Liebe, und n Schuss Whiskey in der Stimme.Na ja, mal schauen, vielleicht wird das ja was, aber bis jetzt sind das für mich Eintagsfliegen. Lagerfeuersänger, wie Sand am Meer…