Beatsteaks: Boombox – Das neue Album verspricht eine Reise durch die Genrelandschaft

Bereits beim Opener „Fix it“ fällt auf, dass die Beatsteaks den Punkrock ein wenig für den Rock'n Pop ausgetauscht haben, das steht der Band aber mehr als gut, vor allem, wenn sie ihr Talent für eingängige Melodien im Chorus ausspielen, während der Refrain vollgeschrammelt wird.

Boombox – Hol das Mixtape raus!

Spätestens ab der bereits vorab veröffentlichten Singleauskopplung „Milk & Honey“ ist klar, dass es auch etwas poppiger geht, ohne gleich an Kredibilität zu verlieren, ganz im Gegensatz, der Song erinnert liebevoll an eine Mischung aus den frühen Beatsteaks und sommerlichem Indierock mit 80er Postpunk Nostalgie.

Der Griff in die Genrekiste zieht sich sowieso durch das Album hindurch, ein wenig „Qotsa“ bei „Cheap Comments“, etwas Ska bei „Let's See“, der Albumname ist Programm, eine Reise durch die (ausschließlich angenehme) Musiklandschaft des Rock'n Rollens, wobei besonders die cleveren Kompositionen auffallen, die die Genre-spezifischen Eigenheiten gekonnt in den Band-Sound einarbeiten.

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Besonders groß (wie gewohnt) ist die Abmischung auf „Boombox“, Gleichberechtigung für alle Steaks, da muss sich der Fan auch nicht die Ohren ausrenken, um den Bass heraus zu hören. Gerade das Zusammenspiel ist eines der Fortés der Band, wer sie live gesehen hat, wird das bereits wissen. Arnims Vocals sind wie immer, Entschuldigung für die Wortwahl, „passioniert“, außerdem sind die Gitarrenmelodien in einer Fülle auf diesem Album zu finden, das sich alleine dadurch noch drei Alben inspirieren lassen könnten. Aber nicht mit den Beatsteaks, da wird luxuriös auf die 11 Songs verteilt, klotzen statt kleckern.

Zugegeben, den ein oder anderen Füllertrack gibt es, aber selbst die sind in Punkrock Tradition kurz und knackig, so dass man sich nicht wirklich beschweren kann, wenn das exquistive Songwriting nicht komplett in jedem Song greift.

Here is the song for those who…

Wenn dann aber mit „Alright“ eine klassische Liebhaberhymne mit 50er Jahre Rockabilly Vocals kreiert wird, bei der man auch schamlos mitgrölen darf, ist klar, dass sie ihren Status als nationale Lieblingsband längst nicht aufgeben wollen oder können, so viel Liebe wie auch aus den optimistischen Songtexten heraus fließt, überträgt sich durch die (Boom-)Boxen und legt sich in unsere Ohrmuscheln.

Der Mix zwischen grandiosen Radiosongs a la „Automatic“ (mit einem lässigen Reggae Rhythmus) und sperrigen Rockklötzen im Stil von „Behaviour“ fließt und lässt die halbe Stunde im Flug vergehen, bis zum leicht melancholischen „House on Fire“, wie passend, denn der Abschied von „Boombox“ fällt schwer.

Selbst für die arg voreingenommenen Indieblogger wird es schwierig werden, nicht mindestens einen Ohrwurm aus dieser großartigen Sammlung größtenteils euphorischer, optimistischer Rocksongs mitzunehmen. Die geneigte Autorin fühlt sich jedenfalls wie ein Kind im Süßwarenladen und bedankt sich mit einem Knicks bei Bernd, Peter, Thomas, Arnim und Torsten.

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