Als wir uns entschließen, nach Kambodscha zu fahren, haben
wir uns dann auch noch mal schlau gemacht über Land, Kultur und Leute. Angkor
Wat liegt bei Siem Reap, nördlich der Hauptstadt Pnom Phen, etwa sechs Stunden
von der thailändischen Grenze entfernt. „Wat“ bedeutet Tempel, und Angkor Wat
ist ein Tempel – und was für einer. Oder besser gesagt: viele Tempel. Über eine
Fläche von rund 200 km² sind Tempelruinen aller Größenordnungen verteilt.
Errichtet wurde das größte sakrale Bauwerk der Welt zwischen dem 9. und 13. Jahrhundert.
„Wahnsinn, wie die das damals gemacht haben“, staunt mein kanadischer Freund.
So etwas Altes hab ich noch nie gesehen.“ Ich denke an Roms Kolosseum, die
Akropolis in Athen, die Alhambra und an andere europäische Bauwerke – und
verkneife mir einen Kommentar über die „neue Welt“J. Aber faszinierend ist
es schon: Riesige Türme, verwinkelte Gänge, übergroße Steingesichter,
Buddha-Statuen aller Arten. Mein Freund kommt aus dem Staunen gar nicht mehr
heraus.
Tomb Raider lässt
grüßen
Doch irgendwie sind wir schlechte Tempel-Touristen. Wir
leihen uns Fahrräder und klappern die Tempel mit eben diesen ab. Leider liegen
die Ruinen teilweise zehn km auseinander, und auf kambodschanischen „Straßen“
ist das mehr als einem lieb ist. Dementsprechend schaffen wir so drei Tempel
pro Tag von den über 1000 Heiligtümer. Zusätzlich erschwert die
Tatsache, dass wir meist erst so zur Mittagszeit nach Ausschlafen und
ausgedehntem Frühstück losfahren, unseren Tempel-Tourismus. Aber das, was wir
sehen, ist beeindruckend: Angkor Wat zum Beispiel, das Hauptgebäude, in dem
nach Herzenslust herumgeklettert werden kann. Überall warten kleine Details
darauf, entdeckt zu werden. Auch der Banyon, der von Elefanten umrundet ist, und
Angkor Tom sehen grandios aus und sind von einer speziellen Aura umgeben. Sogar
Bäume sind teilweise mit den Ruinen verwachsen. Kein Wunder, dass die Macher
des Films „Tomb Raider“ Angkor als Spielplatz von Lara Croft auserwählt haben.
Auch wir machen es Lara nach und laufen durch die verwinkelten Gänge, stehen
plötzlich inmitten von Buddha-Figuren, durchforsten die Dschungelpfade
drumherum und scherzen über Landminen. Dass das gar nicht zum Scherzen ist,
erfahren wir erst später. Erst vor einigen Jahren sind die Tempel entmint
worden. Und das nicht unbedingt vollständig.
Abendstimmung in
Kambodscha
Einen Abend schaffen wir es sogar auf einen Hügel zum
Sonnenuntergang. In kurzem Rock und mit Flip Flops kraxel ich den recht steilen
Berg hoch und werde oben mit einem grandiosen Ausblick belohnt: Die endlosen
Felder Kambodschas liegen unter uns und die Sonne geht über Angkor Wat unter.
Ein Bild für die Götter! Im Dunkeln bahnen wir uns den Weg nach unten und
schnappen uns ein Tuk Tuk in Richtung Siem Reap Downtown. Es ist unser letzter
Abend in Angkor, der letze in Kambodscha, und darauf soll ein Bierchen
getrunken werden. Schnell finden wir eine Bar, die uns gefällt. Sie heißt
passenderweise „Angkor, what?“.