Alle Jahre wieder: Des Kanzlers Neujahrsansprache

Neujahrsansprachen haben eine lange Tradition, die auf die Zeit des Deutschen Reiches zurückgeht. Im Fernsehen gibt es sie seit 1952. Seit jeher sind sie ein subjektive Bestandsaufnahme mit Ausblick des Bundeskanzlers bzw. der Bundeskanzlerin, und für den Zuschauer/Wähler eine offizielle Verlautbarung, die häufig zum Lesen zwischen den Zeilen verführt.  

Neues Jahr, alte Rede

Ungewollte Publicity bekam die Neujahrsansprache vom 31. Dezember 1986, als die Rede des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl vom Vorjahr erneut gesendet wurde. Die originale Rede Kohls wurde dann einen Tag später gesendet. Laut NDR-Fernsehen handelte es sich bei diesem bis dahin einzigartigen Vorgang um ein Versehen, welches in der Folge aber zu zahlreichen Spekulationen Anlass gab: So hielt der damalige CSU-Generalsekretär Gerold Tandler das Senden der Vorjahresrede für „bewusste Sabotage“, und auch Heiner Geissler, zu diesem Zeitpunkt Generalsekretär der CDU, äußerte seine Skepsis zur Entschuldigung des Senders.

Ein TV-Ritual von sinkendem Interesse

Die warmen Worte von Kanzler oder Kanzlerin ans Volk scheinen beim selbigen immer weniger anzukommen. Waren es zum Beispiel im Jahr 1986 noch über sechs Millionen Menschen die „alte“ Ansprache Kohls in der ARD, so waren es 25 Jahre später nur noch etwas über vier Millionen. Ein Trend, der zur oft zitierten Politik- und Politiker-Verdrossenheit der Deutschen passen könnte.

Foto: By Ralf Roletschek (talk) – Fahrradtechnik auf fahrradmonteur.de (Own work) [CC-BY-SA-3.0-at (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/at/deed.en) or CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

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