Aktien: Deutsche Börse will den DAX reformieren

Der Deutsche Aktienindex erhält neue Spielregeln: Die Deutsche Börse AG schlägt Marktteilnehmern Veränderungen in Bezug auf die Qualitätskriterien vor. Unter anderem soll der DAX in Zukunft 40 statt bisher 30 Aktien enthalten.

Wirecard-Insolvenz als Ursache

Hintergrund der geplanten Reform dürfte der Wirecard-Skandal sein. Das einstige Fintech-Vorzeigeunternehmen aus Aschheim rutschte mit 3,2 Milliarden Euro in die Zahlungsunfähigkeit und entpuppte sich als eine Finanzdienstleistungsblase, der frühere Unternehmenschef Markus Braun sitzt in Untersuchungshaft.

Im Zuge der Insolvenz hatten diverse Kontrollmechanismen versagt, viele Protagonisten der Pleite gerieten in Erklärungsnot. Als Reaktion darauf plant die Deutsche Börse AG jetzt eine Verschärfung der Regeln zur Mitgliedschaft. Die geplanten Aufnahme- und Ausschlusskriterien betreffen den Deutschen Aktienindex DAX, den MDAX, den SDAX sowie den TECDAX.

Erhöhung der Aktienwerte im DAX

Wichtige Neuerung ist die Erweiterung des DAX von zurzeit 30 auf 40 Aktienwerte. Ein Novum, das bereits seit längerem von vielen Finanzexperten gefordert wird – die geringe Anzahl an Werten wurde in der Vergangenheit des Öfteren als Schwachpunkt des DAX kritisiert. Der Grund ist die auf maximal 30 Unternehmen beschränkte Streuung von Investments. Andere Indizes haben weitaus mehr Unternehmen im Portfolio: Beim FTSE aus Großbritannien sind es 100, beim Weltaktienindex MSCI World sogar etwa 1.600.

Verschärfung der Anforderungskriterien für die Mitgliedschaft

Zu den Änderungsvorschlägen der Deutsche Börse AG gehört, dass nur noch profitable Unternehmen in den DAX aufgenommen werden. Firmen, die ihre Zahlen nicht fristgerecht vorlegen, können zukünftig aus dem DAX ausgeschlossen werden. Zu den Anforderungen gehören Quartalsberichte sowie ein testierter Jahresbericht.

Dasselbe gilt für Firmen, die mehr als zehn Prozent ihres Umsatzes mit Geschäften machen, die fragwürdig sind. Dazu gehören zum Beispiel die Produktion und der Vertrieb von Waffen. Des Weiteren sollen alle Mitglieder des DAX-Auswahlindizes einen Prüfungsausschuss im Aufsichtsrat für die Rechnungslegung nachweisen.

Die Zusammensetzung des DAX soll alle sechs Monate überprüft werden, und nicht mehr wie bisher einmal im Jahr. Mit dieser Regelung will die Deutsche Börse auf Veränderungen im Kapitalmarkt schneller reagieren.

Die von der Deutsche-Börse-Gruppe befragten Marktteilnehmer haben bis zum 4. November Zeit, sich zu den neuen Regeln zu äußern. Durchgeführt wir die Befragung von STOXX Ltd., dem globalen Indexanbieter des Finanzdienstleistungsunternehmens Qontigo. Das Ergebnis der Befragung wird voraussichtlich am 23. November dieses Jahres veröffentlicht, die Regeländerungen sind frühestens im März 2021 gültig.

Bildnachweis: Pixabay, 5279686, Markus Winkler

Schreiben Sie Ihre Meinung

Ihre Email-Adresse wird Mehrere Felder wurden markiert *

*